Auf Rentierpfaden durch den Sarek ins Padjelanta
Trekkingtour von Suorva über Stáloluokta und Pieskehaure nach Kvikkjokk

Tourenplanung

Wohin nur?

Ich war mir lange unschlüssig wohin meine Sommertour gehen sollte. Nachdem im Vorjahr meine Wanderung erst wegen einer Coronainfektion und dann wegen eines Unfalls bei der Anreise ausgefallen war, hatte ich noch eine Tour in der Schublade. Aber ich hatte mich monatelang erschöpft gefühlt und war mir nicht sicher, ob eine Kebnekaise-Runde durch die steinigen Täler das richtige war.

Vier Jahre war meine letzte lange Trekkingtour im West-Sarek her. Danach war ich wochenweise mit deutlich leichteren Rucksack in der Schweiz im Hochgebirge unterwegs gewesen. Im Mai wanderte ich den Höga Kustenleden und nachdem die Tour gut verlief und ich mich wieder fit fühlte, standen mir alle Möglichkeiten offen.

Beim Stöbern war ich auf das Quelltal des Tsjelekjåhkå südwestlich von Kvikkjokk gestoßen. In Skárja war ich trotz zwei Sarek-Touren auch noch nicht. Oder doch mal zum Pieskehaure? Nachdem ich an den Silbergruben in Alkavare war, wäre die Silbbatjåhkkå Gruvområde noch zu besuchen. Und am Råvejávrre gibt es doch so eine Naturfelsenbrücke. So langsam kristallisierte sich das Padjelanta als Zielgebiet heraus.

Die Grobplanung - eine Route entsteht

Nun galt es die Orte zu verbinden und Start- und Endpunkt zu bestimmen. Ich wollte vor allem weglos und mir möglichst unbekannte Täler durchwandern. Die erste Planung sah vor, von Kvikkjokk eine Etappe auf den Kungsleden nach Süden zu wandern, dann weglos nach Norden zum Quelltal des Tsjelekjåhkå und weiter nach Norden am Staika entlang. Von dort zum Råvejávrre und den Silbergruben. Und dann irgendwie nach Skárja. Und von dort? Will ich wirklich zum Ende der Wanderung mitten im Sarek sein?

Ich drehte die Tour um. Erst der Sarek mit seinen von Wasserstand und Wetter abhängigen Schwierigkeiten, dann das Padjelanta, wo ich notfalls auf Fernwanderwege und Hütten ausweichen konnte. Suorva als Startpunkt bot sich an. Bis auf ein kurzes Stück wäre ich auf unbekannten Weg im Sarek unterwegs. Skárja war diesmal gesetzt.

Nachdem ich 2019 an der Alkavare Kapell und am Álggajávrre war, boten sich Guohpervágge und Násasvágge als Route zum Álájávrre an. Von dort wollte ich zur Silbbatjåhkkå Gruvområde. Entweder über Darreluoppal oder über Stáloluokta und wie Linné durch das Viejevágge. Da ich in Stáloluokta deutlich besser einkaufen kann als in Darreluoppal entschied ich mich für die längere, aber vermutlich auch einfachere Variante.

Der Råvejávrre war ebenfalls gesetzt. Von dort konnte ich nach Westen zum Nordkalottleden gelangen und diesen über Pieskehaure nach Vájmok wandern. Alternativ gab es auch die Möglichkeit über steiniges Gelände direkt nach Vájmok oder über das Fierrovágge zur Seilfähre in Såmmarlappa zu gelangen.

Die Kilometer läpperten sich langsam zusammen, so das ich weiter auf dem Wanderweg nach Kvikkjokk plante. Bis zu 20 Trekkingtage hatte ich zur Verfügung und bei einem Schnitt von 10 Kilometern pro Tag hatte ich auch bei der großen Runde noch 4 Reservetage übrig. Der Tsjelekjåhkå war außer Reichweite, aber sollte ich am Ende noch genügend Zeit haben, könnte ich zwischen Raststuga Kurajaure und Njnujes noch einmal off the beaten Track wandern.

Aber auch für den Fall, das es nicht rund lief, gab es genügend Möglichkeiten abzukürzen. Zum Beispiel konnte ich den Padjelantaleden entlang wandern oder bei Erkrankung von Stáloluokta aus nach Kvikkjokk zu fliegen.

Mit der groben Planung buchte ich den Nachtzug und Bus zwischen Stockholm und Surova. Da der Nachtzug von Hamburg nach Stockholm bereits ausgebucht war, reiste ich mit dem Flixbus nach Stockholm. Eine Umsteigezeit von 3½ Stunden sollte reichen. Zurück ging es von Kvikkjokk mit dem Bus über Jokkmokk nach Murjek. Es folgten zwei Nächte im Nachtzug bis nach Hamburg.

Feintuning - der Spaß beginnt

Das Feintuning ist gerade bei weglosen Touren sinnvoll. Es geht weniger darum die einzelnen Etappen festzulegen, sondern Probleme aus dem Weg zuräumen, bevor sie unterwegs auftreten. Ungewissheit wird mit der Überzeugung ersetzt, das dies auch alles so möglich ist. Und es macht Spaß, denn mit jedem Tag steigt die Vorfreude.

Ich konzentriere mich dabei auf mögliche Schwierigkeiten und auf Stellen, bei denen ich abhängig von anderen bin. Wo sind schwierige Flüsse am besten zu queren? Gibt es eine bewehrte Furt, Brücke oder Alternativroute? Wo kann ich einkaufen? Wann fährt das Boot? Wie kann ich bezahlen?

Bei der Planung denke ich mir immer das schönste Wetter. Blauer Himmel, alles läuft rund und es bleibt noch viel Zeit um Extratouren zu machen. Hier einen Abstecher und dort ein Gipfel. Die Wirklichkeit sieht häufig anders aus. Es regnet, die Wasserstände sind hoch, es ist kalt oder der erste Schnee fällt sogar.

Auch mit einem Notfallsender ist es gut zu wissen, wo es auch sonst Hilfe, sei es Schutzhütte, Nottelefon oder eine Berghütte, gibt. Es muss aber nicht gleich das Schlimmste sein. Schon eine leichte Erkrankung kann alle Pläne über den Haufen werfen. 2017 war ich nach einem Infekt, und mehreren Rasttagen am Lulip Hoŋggánjira, einfach froh auf meine Alternativeroute umzuschwenken zu können. Wohlwissend, dass es dort einfacher zu wandern ist. Wie kann ich also meine Tour sinnvoll abkürzen? Was sind andere mögliche Ausstiegsorte?

Aber auch andere Fragen sind von Interesse. Wie ist das Gelände beschaffen? Gibt es schöne Zeltmöglichkeiten oder ist nur schwer etwas zu finden? Wo genau ist diese Naturfelsenbrücke am Råvejávrre? Was kann ich an der Silbbatjåhkkå Gruvområde entdecken? Wo sind die interessanten Canyons am Viejejåhkå? Und gibt es noch anderes Interessantes, abn den ich nicht einfach vorbei laufen sollte.

Es biete sich eine Internetsuche nach den geografischen Namen an. Gerne lese ich auch möglichst aktuelle Wanderberichte in der Vorbereitungszeit und schmökere in Wanderführern. Satellitenfotos sind sehr wertvoll, wenn es um die Einschätzung der Geländebeschaffenheit geht. Blockfelder und Vegetation sind gut genug zu erkennen, aber auch wo ein Fluss ein verbreitertes Flussbett hat und über Kiesbänke fließt.

Beim Feintuning stellte sich dieses Mal heraus, dass die STF-Hütte am Pieskehaure bereits am zweiten Wochenende meiner Wanderung schließen würde. Upps. Sie schied damit für den geplanten Proviantkauf aus. Sollte ich die Tour wie geplant wandern, musste ich mich also auf die Einkaufsmöglichkeit in Stáloluokta verlassen.

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