Abstieg zur Njunjesstugan
Am Morgen nieselt es leicht am Gårssåjåhkå. Es hilft aber nichts, ich muss heute nach Njunjes absteigen und dann den Wanderweg nach Kvikkjokk nehmen. Da das Boot um 9:30 und 13:30 regulär fährt, will ich kurz vorm Bootsanleger noch einmal zelten und mit dem Morgenboot nach Kvikkjokk fahren. Ich liebäugle mit dem Vállejåhkå, aber vielleicht finde ich auch etwas Nettes am Tarraätno.
Da es geregnet hat und ich mit sumpfigen Gelände und Büschen rechne ziehe ich gleich die Regenkleidung an. Als ich losgehe, hat der Regen aufgehört. Zur STF Njunjesstugan geht es eigentlich einfach gerade aus. Ich orientiere mich an den freien Flächen vor mir. Ich weiche dem Dickicht aus und komme überraschend gut voran. Irgendwo im Hang habe ich die Grenze zum Pärlälvens Fjällurskog Naturreservat überschritten. Auch einige der Sumpfflächen sind so trocken, dass ich sie einfach überschreiten kann, ohne nasse Schuhe zu bekommen. Nur einmal wird das Gestrüpp dichter, als ich einen kleinen Fluss queren muss, aber ich bin nicht die erste, die sich dort durchwühlt.
Ich quere ein Tannenwäldchen und gehe nun hangabwärts. Weiter unten im Tal ist in der Karte der Winterweg eingezeichnet und ich hoffe dort auf einen Pfad zu stoßen. Die Hoffnung wird zuerst nicht wirklich erfüllt. Ich folge Wegweisern mit dem roten Kreuz über nasse Wiesen und treffe dann doch noch auf einen Trampfelpfad, der mich Richtung Brücke führt. Überrascht stelle ich fest, dass es erst 10:45 Uhr ist. Ich bin schneller und einfacher durch das sumpfige Gelänge gewandert als ich erwartet hatte. Ich quere die Brücke über den Tarraätno und stehe direkt an der Hütte.
Die Njunjesstugan wirkt wie ausgestorben. Es ist Freitag und an diesem Wochenende macht sie zu. Draußen weht noch die STF-Flagge, aber es ist niemand zu sehen und so wandere ich gleich weiter. Ein Bohlenweg führt mich an einer großen Feuchtwiese entlang und dann hinein in den Fjällbirkenwald. Ich hätte an der Hütte meine Regenjacke gegen die Windbreakerjacke tauschen sollen. Nun ist der Untergrund nass und ich will den Rucksack nicht in die Nässe stellen. Als ich einen Stein finde, mache ich eine kurze Rast und wechsel die Jacken.
Auf dem Padjelantaleden nach Njunjes
Weiter geht es nach Njunjes. Da ich 2015 bereits den Padjelantaleden von Kvikkjokk nach Ritsem gewandert war, war mir die Strecke nicht unbekannt. Allerdings sind acht Jahre auch im Fjäll viel Zeit. Damals führt der Weg direkt an einem alten verfallenen Holzhaus vorbei und ich bin gespannt wie es heute aussieht. Die kleine Siedlung kündigt sich mit einer zugewachsenen Renvaktstuga an. Farne so hoch wie ich säumen den Pfad. Plötzlich höre ich einen Trecker. Als ich um die Ecke biege, traue ich meinen Augen nicht. Nicht nur das ein geländegängiges Fahrzeug vor dem Haus steht, es wurde auch grundlegend saniert und sieht richtig schick aus. Der Weg ist nun umgeleitet, damit man nicht direkt am Hause entlang geht. Durch das offene Fenster duftet es nach Waffeln.
Leider hat das Aufblühen von Njunjes als Ferienhaussiedlung aber auch einen Nachteil. Da wo 2015 noch ein schmaler Trampelpfad entlang führte, ist nun ein Feldweg entstanden. Privatschilder stehen an jedem Grundstück. Direkt nach der Siedlung führt der Weg zum Tarraätno. In der Flusskurve gibt es zwischen den Bäumen einen Rastplatz. Der Mülleimer läuft über und lädt nicht wirklich ein, aber es steht kein Verbotsschild und zelten wäre möglich.
Auf dem schmalen Fahrweg Richtung Bäcken
Ich wandere den Weg weiter und als ich den Schotterkegel des Njunjesjåhkå erreiche, kann ich zurück zum Áhkalmtjåhkkå schauen. Dort, in der Nähe des Wasserfalls habe ich letzte Nacht gezeltet. Nach Süden erblicke ich Ridnut, Dägánoajvve und Vuogá. Dann wird der Wald wieder dichter. Durch den Njunjesjåhkå führt eine Furt und der Wanderweg über eine schwankende Brücke. Am anderen Ufer gibt es eine kleine Feuerstelle und ich entschließe mich Pause zu machen. Es ist 12 Uhr und auch wenn der Platz direkt neben dem Fahrweg liegt, hoffe ich es kommt die nächste Stunde kein Fahrzeug vorbei. Das ganze Gebiet nördlich des Tarraätno von Njunjes bis zu einer Siedlung am Rávddajåhkå wurde vom Pärlälvens Fjällurskog Naturreservat ausgenommen. Während ich meinen Nudelsnack esse, landet und startet ein Hubschrauber. Ich sehe zwar nichts, aber es so laut, als ob es nicht weit von mir ist. Willkommen zurück in der Zivilisation.
Ich gehe weiter durch den recht schönen Wald und verpasse beinahe die Abzweigung, an der sich Fahrweg und Wanderweg verzweigen. Nun geht es wieder auf einem schmalen Trampelpfad durch den Wald. Waldameisen residieren am Wegesrand und irgendetwas, ob Tier oder Mensch ist mir nicht klar, hat die Ameisenhaufen teilweise zerstört. Der Weg führt mich zu einem weiteren Arm des Njunjesjåhkå. Hier weist mich ein Schild Padjelantaleden auf eine Umgehung, die es 2015 schon gab. Früher führte der Weg wohl direkt über eine Brücke nach Bäcken. Unten am Fluss sind noch die Brückenfundamente zu sehen. Der Wanderweg führt am Hochufer entlang bis zu einer Brücke. Auf der anderen Seite hat mich der Fahrweg wieder.
Felsenschucht am Tarraätno
Nach einem geraden Stück durch den Wald führt der Weg wieder dichter an den Tarraätno. Dieser fließt durch eine Felsenschlucht und das Rauschen ist deutlich zu hören. Wo vor ein paar Jahren ein kleiner idyllischer Zeltplatz war, ist nun ein Parkplatz. Etwas oberhalb tost der Tarraätno über verblockte Stromstellen. Um zum Wasser zu kommen, müsste man ziemlich klettern. An den glatt geschliffenen Felsen sind Strudeltöpfe zu entdecken, die durch die Wasserkraft entstanden sind. Ein Stückchen weiter komme ich an einem Zeltplatz im Wald vorbei.
Der Weg führt nun durch Tannenwald. Der steinreiche Boden ist frei getreten, Rotkappen leuchten zwischen den Bodensträuchern. Ich komme zügig voran, auch wenn ich so runde Steine nicht mag und auch hier bei jedem Schritt schaue, wohin ich meinen Fuß setze. Am Råvejåhkå lege ich eine Trinkpause ein und esse eine Kleinigkeit.
Als ich weiter gehe, ist plötzlich jemand hinter mir. Die Schwedin will für heute Abend ein Boot nach Kvikkjokk bestellen und fragt, ob ich mit will. Das klingt verlockend, aber kann ich ihr Tempo mithalten? Sie rauscht davon. Der Gedanke an eine warme Dusche ist zu verlockend und so beschleunige ich, auch wenn ich erst für Morgen Abend eine Reservierung habe. Über Bohlen wird eine Sumpffläche gequert. Noch sehe ich sie am anderen Ende im Wald verschwinden, dann verliere ich den Kontakt. Zweifel kommen auf. Jetzt pese ich hier durch den Wald und wollte die Tour eigentlich gemütlich auslaufen lassen und ein paar Fotos machen.
Im Pärlälvens Fjällurskog Naturreservat
Ich passiere eine Abzweigung weiter in den Wald hinein. Laut Karte ist dort eine Lichtung mit Häusern. Der Weg ist hier nicht so ausgefahren wie in Njunjes. Unbemerkt bin ich nun wieder Pärlälvens Fjällurskog Naturreservat. Wieder kommt ein herbstlicher Sumpf und auf der anderen Seite sitzt die Schwedin und macht Pause. Sie lacht, als sie mich sieht. Es ist 15 Uhr und bis zum Bootsanleger sind es noch rund 4-5 Kilometer. Das sollte für mich bis 16:30 oder 17 Uhr machbar sein. Zumindest bin ich wieder vor ihr und wandere schon mal weiter.
Wieder quere ich einen Wasserlauf. Das müsste der Rávddajåhkå sein. Bald müsste der Weg wieder direkt am Ufer des Tarraätno entlang verlaufen. Eine große Werbetafel mit Wegsponsoren kündigt Kvikkjokk an und dann stehe ich wieder am Tarraätno. Hier wollte ich ursprünglich nach einem Zeltplatz gucken. Im Gestrüpp finden sich auch Plätze, aber schön ist etwas anderes.
Weiter geht es Richtung Vállejåhkå. Die erste Hängebrücke kommt nach rund 400 Metern. Ein Schild verkündet noch 2 Kilometer oder 30 Minuten bis zum Bootsanleger und das von hier anrufen soll, wenn man eine Extratour haben möchte. Direkt neben den Weg kann man ein Zelt aufbauen. Einen schöneren Platz gibt es aber an der zweiten Brücke. Diese wurde neu gebaut und steht auf hohen Stelzen. Die Behelfsbrücke daneben ist bequemer zu nutzen, aber ich klettere die Leiter hoch und quere in luftiger Höhe das Rinnsal. Die alte Brücke hatte ein Winterhochwasser abgeräumt und vor acht Jahren war der Fluss vor lauter Baumstämmen nicht zu sehen gewesen.
Die Füße sind rund, aber nun kommt der Endspurt. Das Gebiet ist etwas feuchter als zuvor. Der schmale Pfad schlängelt sich leicht den Hang hinab. Eine Holzbrücke über einen Bach kommt mir bekannt vor. Hier hatte Björn uns doch damals aussteigen lassen und versucht uns in die falsche Richtung zu schicken. Und siehe da, nach wenigen Metern erreiche ich Bobäcken. Hier gibt es eine Schutzhütte und den Bootsanleger. In der Ferne höre ich einen Außenbootmotor. Laut Aushang fährt die Konkurrenz mit Kampfpreisen nicht mehr. Als ich aus der Hütte komme, treffen die Schwedin und Helena zeitgleich ein. Die 20 minütige Bootsfahrt bringt uns nach Kvikkjokk. Wir nutzen das Angebot uns so dicht wie möglich an die Fjällstation zu bringen und landen im Garten von Helenas Galerie. Von dort geht es auf einem Trampelpfad hinauf zur Fjällstation.
Kvikkjokk Fjällstation
An der Fjällstation ist viel Betrieb. Es ist Freitagabend und am Wochenende machen die Hütten am Padjelantaleden zu. Die Hütten am Kungsleden sind dagegen noch eine Woche länger offen. Da am Wochenende die beste Verbindung mit Bus und Zug nach Stockholm besteht, war mit Andrang zu rechnen. Aber mit so vielen? Ich komme auf eine Warteliste und erfahre um 18:30 Uhr, ob ich den letzten Schlafplatz erhalte. Es ist von einem Cottage die Rede und irgendwie hört es sich unbequem an. Das Restaurant ist auch ausgebucht und so esse ich ein belegtes Brot während ich warte, das die Zeit vergeht.
Ich habe Glück und bekomme ein Bett in der kleinen Hütte im Innenhof. Für die Toilette und Dusche muss ich ins Haupthaus gehen und das Waschbecken im Raum wird über einen Tank gespeist. Ich gehe endlich Duschen und als ich zurückkomme, sind noch zwei Griechinnen angekommen. Sie sind den Kungsleden gewandert und haben pitschnasse Sachen. Da fahren morgen nach Kiruna und fliegen abends nach Hause. Also kommt die Heizung an und die Sachen werden zaghaft ausgebreitet. Es auf meinen Einwand, dass es so nicht trocken werden kann, wird das Zelt großzügig ausgebreitet. Wir unterhalten uns noch etwas und gehen früh schlafen. Eine schläft, die andere und ich sind wach. Unser kleines Cottage hat sich in eine griechische Sauna verwandelt. Erst als wir die Heizung ausstellen und die Luftfeuchtigkeit mit einer Art Wedeln der Tür verringern ist an Schlaf zu denken.
Njunjes Hütte
Lage: Padjelantaleden
Lat/Lon: 66°57'36" N, 17°24'40" E
Anzahl Betten: 11-25
Proviantverkauf: nein
STF Njunjes Fjällstuga (Betreiber: STF Svenska Turist Foreningen)
11.2023
Bootstranfer in Kvikkjokk
Um von Kvikkjokk aus zum südlichen Kungsleden oder zum Nordkalottleden bzw. dem Padjelantaleden zu gelangen muss ein Boot über den Sakkat genommen werden. Das selbe gilt für Wanderungen zum Prinskullen. Auch wer über diese Route weiter in den Sarek möchte ist auf ein Boot angewiesen. Björn bietet diesen Dienst zwischen Mai und September an.
Die beiden Flüsse Tarraälven und Gamájåhkå münden am nördlichen Ende in den See und bilden ein Flussdelta mit vielen Armen. Björn kennt diese Landschaft wie sein Westentasche und wer nicht wandern mag, der kann sich gemütlich durch all die Arme von ihm schippern lassen.
Båttrafik i Kvikkjokk11.2023
Kvikkjokk Fjällstation
Lage: Kvikkjokk, Kungsleden
Lat/Lon: 66°57'13" N, 17°43'10" E
Anzahl Betten: 51-75
Proviantverkauf: ja
STF Kvikkjokk Fjällstation / Kvikkjokk Fjällstation (Betreiber: STF Svenska Turist Foreningen)
11.2023