Auf Rentierpfaden durch den Sarek ins Padjelanta
Trekkingtour von Suorva über Stáloluokta und Pieskehaure nach Kvikkjokk

12. Tag: Ostflanke Stuor Dijdder · Stáloluokta · Sumpfgebiet am Viejeluoppal · Viejejåhkå

Stáloluokta

Auf dem alten Padjelantaleden nach Stáloluokta

Der erste Gedanke am Morgen ist - Shopping. Heute ist Shopping-Tag in Stáloluokta und deshalb passt es, dass ich schon früh auf. Bis 12 Uhr hat Parfas Kiosk am Vormittag geöffnet. Ich könnte dort Mittagspause machen und dann auf dem Nordkalottleden bis zum Viejevágge wandern. Dafür muss ich aber erst einmal ca 6 Kilometer auf dem ehemaligen Padjelantaleden bis nach Stáloluokta zurücklegen. Klingt nach einem machbaren Plan. Da die Wolken noch immer tief hängen ziehe ich meine Regensachen an. Das Zelt kann ich einigermaßen trocken einpacken und kommt um 8:30 Uhr los.

Der alte Weg ist recht gut zu folgen, auch wenn er teilweise recht sumpfig ist. Nachdem ich die Zuläufe des Stállojávrásj gequert habe geht es hoch auf eine Bergrippe. Ersteinmal verliere ich den Pfad aber in einem Sumpfloch. Ich flüchte mich durch Weidengestrüpp hinauf auf den Hang und folge einem Stieg, der aber wohl nur von Rentieren genutzt wird. Ein Blick aufs GPS zeigt mir, dass ich in die andere Richtung gehen muss. Und bald habe ich den Padjelantaleden wieder unter meinen Sohlen.

Felsrippen durchziehen nun das Gelände und ich komme durch das ständige auf und ab nicht mehr so gut voran. Zumal der Weg auf den Felsen nicht immer gut zu erkennen ist. Richtig haarig wird der Abstieg von der Bergrippe.. Das Gelände ist steil und der Weg ist mit jedem Schritt mehr zugewuchert. Bin ich hier überhaupt richtig? Zwischen Felsen geht es fast senkrecht hinab. Ich hangel mich um einen Birkenstamm herum, während oben der Rucksack das Wasser von allen Zweigen abschüttelt. Hier ist eindeutig ein Trampelpfad, aber ich bin froh, als ich unten am Fuße der Felswand stehe. Von links kommt ein weiterer Pfad, der jedoch genauso ausgetreten ist wie meiner.

Ein Blick auf das GPS zeigt mir, dass ich langsam unterwegs bin. Keine 2 Kilometer habe ich in der ersten Stunde geschafft. Ich muss mich also etwas sputen. Zum Glück wird das Gelände freundlicher. Der Pfad wurde hier teilweise mit dem Quad befahren. Dadurch ist er leichter zu sehen, aber die Sumpflöcher sind auch tiefer. Um 10:45 sehe ich die ersten Häuser von Stáloluokta, welche am Luoppal liegen. Vor mir liegt noch ein Stück Fjällbirkenwald. Und auch wenn ein Pfad zu den Häusern hinab führt, folge ich lieber weiter dem Padjelantaleden.

Einkaufen in Stáloluokta

Um 11:15 erreiche ich die Abzweigung zur Stáloluokta Stugor und der bekannten Kyrkkåta. Ich folge jedoch dem Pfad geradeaus, direkt zu den Häusern am Virihaure, wo auch der Kiosk liegt. Der Pfad führt mich an Holzhäusern vorbei, durch Birkenwald hinab zum See. Quasi über den Hinterhof gelange ich so direkt zum Kiosk. Der Hund kündigt schon einmal Kundschaft an, aber es bleibt alles ruhig. 11:24 Uhr zeigt das GPS an. Erleichtert es noch rechtzeitig erreicht zu haben, setze ich meinen Rucksack ab.

Parfas Kiosk ist ein viereckiges Holzhaus mit einer Ladenklappe und einer Tür. Ist niemand da, kann man zu den Öffnungszeiten die Bedienung rufen. Ich betätige die Klingel. Ruckzuck ist Herr Parfas da, betritt das Holzhaus und öffnet die Ladenklappe. Vor mir öffnet sich das Shopping-Paradies. Während er sein iPad startet, erzähle ich, dass ich Richtung Pieskehaure will und die Hütte am nächsten Wochenende schon zumacht. Das wird bestätigt und im nächsten Augenblick werde ich mit dem Wetterbericht für Vájmok versorgt. Das nennt sich Service. Viel Bewölkung, aber nur eine Regenwolke bis zum Ende meiner Tour verspricht die Vorhersage. Wenn das keine guten Nachrichten sind.

Freudig gestimmt beginne ich das Shoppen. Zwei Pakete Knäckebrot, Käsecreme, 200g Schokolade und eine kleine Tüte Salzlakritz für 251 SEK kaufe ich. Kekse vergesse ich und Salami gibt es nicht. Dafür getrocknetes Rentier und ich erstehe rund 250g für 251 SEK. Zahlen geht bar oder per Karte und den Beleg erhalte ich auf Wunsch per Email. Wenn der laden schon mal offen ist, zieht er auch immer weitere Wanderer an. Zwei Norweger mit Packraft und zwei Deutsche unterwegs auf dem Nordkalottleden kommen dazu und nutzen die Gelegenheit. Die Norweger werden zudem mit Angeltipps versorgt. Da es schon spät in der Saison ist, ist das Angebot zwar ausgesucht, aber alles für eine Trekkingtour, vom Blasenpflaster bis zur Trekkingmahlzeit, ist vorhanden.

Nachdem ich meine Sachen im Rucksack verstaut habe, wandere ich zur Hütte. 2019 hatte ich versäumt die Kyrkkåta zu besuchen, das will ich dieses Mal auf alle Fälle machen. Ich stelle meinen Rucksack an der Hütte ab und schaue mich etwas um. Irgendwie hatte ich in Erinnerung, dass ich damals hier auch Müll entsorgen konnte, aber diesmal gibt es draußen keinen Mülleimer. Da ich kein Gast bin, lasse ich die Tüte im Rucksack und steige zur Kirche auf. Die Tür ist offen und drinnen sorgt eine ältere Frau für Ordnung. Es wird gefegt und die Rentierfälle werden ausgerichtet. Als sie sich umdreht, kratze ich meine Schwedischkenntnisse zusammen und sage die Kirche sei aber groß. Die Antwort kommt in einem Redeschwall und dann dreht sie sich wieder um und räumt am Altar rum. Soweit ich verstanden haben, ist sie im Winter voll besetzt. Ich scheine zu stören und verziehe mich wieder.

Auf dem Nordkalottleden

Von der Hütte gehe ich zur Brücke über den Ausfluss vom Luoppal. Für die nächsten Meter verläuft der Padjelantaleden und Nordkalottleden identisch. Nach rund einem Kilometer sehen ich einen flachen Felsen mit Ausblick über den Virihaure. Die Sonne scheint und ich habe Hunger. Es ist Viertel vor eins und setzte meinen Rucksack ab. Ich verzichte aufs Kochen und esse stattdessen Knäckebrot mit der neu erstandenen Schmierkäse aus der Tube. Ich folge dem Weg weiter bergauf auf den Biedjovárátja. Hier trennen sich die beiden Wanderwege. Ich folge dem Nordkalottleden nach Süden am Stálojåhkå entlang, während der Padjelantaleden nördlich des Kierkevare-Massivs verläuft.

Beim Abstieg zum Sumpfgebiet am Viejeluoppal kann ich zum Einstieg ins Viejevágge blicken. Ich setze mich auf einen Felsen und hole die Karte raus. Zwischen Viejejåhkå und Gálmetjåhkkå befindet sich ein kleiner Berg. Irgendwo soll vor der Brücke über den Viejejåhkå ein Pfad abzweigen. Dieser Pfad läuft nördlich des Bergs über den Pass, passiert ein Sumpfgebiet und führt zum Viejejåhkå. Oben am Pass will ich, wenn es möglich ist zelten. Berg und Pass kann ich erkennen und beim Aufstieg erwarten mich Fjällbirken und Weidengestrüpp. Ein Pfad wäre also gut. Laut Karte verläuft er ca. 350 Meter vor der Brücke direkt über einen kleinen, steilen Hügel.

Ich passiere das farbenfrohe Sumpfgebiet. Der Nordkalottleden ist ein deutlicher Trampelpfad und mit roten Farbklecksen markiert. In sumpfigen Abschnitten verläuft er auch mal über Holzbohlen. Der Wanderweg verläuft in einem Bogen und von einem abzweigenden Pfad sehe ich nichts. Da der markante Hügel aber noch vor mir liegt, folge ich einfach dem Nordkalottleden weiter.

Aufstieg ins Viejevágge

Wirkliche Spuren sehe ich am Hügel auch nicht. Er ist ein Überbleibsel aus der letzten Eiszeit und besteht aus Sand und Kies. Die Grasschicht ist dünn, aber ich komme hoch und steuer auf den höchsten Punkt zu. Auf der anderen Seite ist Birkenwald. Ich bin nicht die erste die hier rumkraxelt, aber ein Pfad ist hier nicht. Das GPS behauptet aber das Gegenteil. Hilft nichts, ich muss mir also selber eine Route suchen. Zumindest habe ich eine gute Aussicht und kann die Gischt einer großen Stromschwelle des Stálojåhkå in der Ferne sehen. Ich gehe zum nächsten Hügel und stoße dann doch auf einen Pfad, der deutlich dichter an der Brücke abzweigt. Im Gebüsch weiter oben steht eine Elchkuh und beobachtet mich. Hätte sie nicht mit den Ohren gewackelt, hätte ich sie wohl gar nicht entdeckt.

Mit Trampelpfad ist der Aufstieg deutlich einfacher, da ich so automatisch um die Weidenbüsche herumgeführt werden. Noch immer scheint die Sonne und so mache eine Trinkpause. An der Brücke über den Viejejåhkå steht ein anderer Wanderer und beobachtet mich. Ich hoffe, er kommt nicht auf den Gedanken auch da oben einen Zeltplatz zu suchen. Oben angekommen erwartet mich ein Rentier. Neben sumpfigen Flächen finde ich auch eine ebene, trockene Fläche. Die Sonne ist hinter Wolken verschwunden und ich hole schnell Wasser. An der Stáddájåhkå-Hütte regnet es schon. Eine Stunde später ist es wieder trocken und ich gehe eine Runde um etwas die Aussicht zu genießen. An der Brücke stehen inzwischen drei Zelte. Gegen 20 Uhr verfärbt sich der Himmel über Norwegen zum Sonnenuntergang.

Karte
Profil

Parfas Kiosk Stáloluokta

Parfas KioskParfas Kiosk

10 Jahre lang war es von Ende Juni bis Anfang September möglich in Stáloluokta bei Parfas Kiosk den Proviant aufzustocken. Der Kiosk war täglich geöffnet von 09:00-12:00 und 16:00-20:00, außer Sonntagvormittags. Achtung Nun gibt es einen Besitzerwechsel. Ob und wie es 2025 weiter geht, ist noch ungewiss.

67°19'16" N, 16°41'54" E Öffne in Lantmateriet.se Öffne in Opentopomap.org

Parfas Kiosk

10.2024

Stáloluokta Hütte BLT

BLT Stáloluokta StugorBLT Stáloluokta Stugor

Lage: Padjelantaleden

Lat/Lon: 67°19'5" N, 16°41'51" E Öffne in Lantmateriet.se Öffne in Opentopomap.org

Anzahl Betten: 42

Proviantverkauf: siehe Parfas Kiosk in Stáloluokta

BLT Stáloluokta Stugor (Betreiber: Badjelánnda Laponia Turism)

11.2023

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