Auf Rentierpfaden durch den Sarek ins Padjelanta
Trekkingtour von Suorva über Stáloluokta und Pieskehaure nach Kvikkjokk

8. Tag: Guohpervágge · Guohper · Násasjávrre · Alep Násasjågåsj

Durch das Guohpervágge

Die Sonne lacht nur kurz in Zelt, dann versteckt sie sich erst mal wieder hinter einem Wolkenschleier. Auch heute soll es nochmal schönes Wetter werden, aber so langsam wird die Wettervorhersage unbeständiger. Ich will deshalb heute das Guohpervágge durchschreiten und durch das Hochtal Násasvágge ins Tal des Miellädno wandern. Am liebsten an einen Platz mit weitem Blick ins Padjelanta oder schon vorher am See Násasjávrre.

Um 9 Uhr starte ich. Über Wiesen und trockenen Sumpfflächen komme ich gut voran. Der Gletscherfluss vom Sjielmágŋa lässt sich leicht queren, was für alle Bäche des Tages gilt. Dies hatte ich so erhofft. Inzwischen hat sich die dünne Wolkenschicht aufgelöst. Das Guohpervágge ist terrassenförmig aufgebaut und an jeder Stufen fließt der Guohperjåhkå über Schwelle auf die darunterliegende Ebene. Dort mäandert er bis zur nächsten Stufe über die Fläche. Kleine Seen, in denen sich die Landschaft spiegel, sorgen für farbenfrohe Abwechselung.

Wasserscheide am Vattendelarglaciären

Der höchste Punkt des Tals liegt am Ausfluss des Vattendelarglaciären. Dessen Wasser fließt in beide Tal-Richtungen. Mein Plan ist an dieser Wasserscheide die Talseite zu wechseln, denn der Guohperjåhkå hat hier die geringste Wassermenge. Der Vattendelarglaciären hat auch einen Abfluss ins Álggavágge und dessen Querung wird häufiger als schwierig beschrieben. Ich hatte 2019 jedoch kein Problem diesen an der Mündung in den Álggajåhka zu queren. Über die Querung im Guohpervágge hatte ich dagegen kaum etwas gefunden.

Gegen 11 Uhr erreiche ich den flachen Schotterkegel unterhalb des Vattendelarglaciären. Er reicht bis auf die nördliche Talseite und ist teilweise mit Gras bewachsen und von Bächen durchzogen. Viel Wasser fliest nicht nach Osten und ich hoffe, dies gilt auch für die westliche Richtung. Das trübe Gletscherwasser fließt mir entgegen. Um den Guohperjåhkå zu queren muss ich alle Arme, in denen das Wasser in meine Wanderrichtung fließt, überschreiten. Diese Bedingung ist bald erfüllt und so bewege ich mit jedem Wasserlauf auf die südliche Talseite zu. Als ich den Schuttkegel gequert habe, haben sich die Rinnsale wieder zu einem Fluss vereint.

Am Guohper vorbei

Ich folge nun dem Guohperjåhkå tal abwärts. Saftige grüne Wiesen verlocken im Talgrund zu wandern. Der Guohperjåhkå teilt sich jedoch in viele Arme auf und auch die Zuflüsse durchziehen die flache Fläche. Und so wandere ich an der südlichen Talseite entlang, auf der es auch immer wieder Trampelpfade gibt. Noch zwei kleine Gletscherflüsse muss ich queren. Der nächste mündet am Guohper in den Guohperjåhkå. Auch wenn ich keine Schwierigkeiten bei der Querung erwarte, will ich erst danach Mittagspause machen.

Langsam frage ich mich wo der Einstieg ins Násasvágge ist, denn es sieht durch die Talkrümmung lange so aus, als ob ich bereits das Ende der Bergkette sehe. Der einzige mögliche Taleinschnitt liegt sehr hoch und der Aufstieg wäre steil. So habe ich mir das nicht vorgestellt. Erst nachdem ich direkt neben dem Guohper bin, kommt der Njahke in mein Sichtfeld. Er sieht wie ein einzelner Berg aus und der Aufstieg ins Násasvágge sollte problemlos machbar sein.

Der Gletscherfluss stellt kein Problem dar. Um Juovvabåkte herum liegen aber auf beiden Seiten Blockfelder, wobei die südliche Seite deutlich grüner ist. Ich will nun einen schönen Platz für die Mittagspause finden. Zur Auswahl steht Blockfeld oder Feuchtwiese. Nicht wirklich was ich mir vorgestellt habe. Aber dann werde ich an einem kleinen Hügel fündig und packe den Kocher aus. Eine Tasse Kartoffelpüree, einen Topf Tee und viel Sonne. Ab hier will ich nun wieder möglichst auf der Höhenlinie entlang wandern und langsam mit dem Aufstieg beginnen. Soweit der Plan und ein Blick nach vorne stimmt mich optimistisch, dass ich in einer geraden Linie auf den Taleinschnitt zugehen kann. Nach rund einer Stunde packe ich ein und beginne mit der Umsetzung.

Aufstieg ins Násasvágge

Das erste Blockfeld besteht aus flachen Steinen und viel Erde dazwischen. Es lässt sich gut überwinden. Gras und Felsen wechseln sich ab und dazwischen fließen Bäche ins Tal hinab. Diese Wasserläufe werden zunehmen mühsamer. Waren es am Anfang kleine Wiesenbäche, so plätschert das Wasser nun in tiefen Geröllrinnen. Das ständige auf und ab nervt. Beim Anblick des grünen Talbodens bin ich mir nicht mehr so sicher, ob die Route eine gute Idee war. Ganze Schluchten liegen noch vor mir im Hang, aber da es nicht mehr weit ist und ich sie oberhalb leicht queren kann, bleibe ich bei meiner Route.

Um kurz vor 17 Uhr kann ich den Rentierzaun sehen, der am Seeabfluss des Násasjávrre quer durchs Tal verläuft. Den ganzen Tag habe ich keine anderen Wanderer gesehen und auch hier ist niemand. Am Fluss gibt es keine Lücke zum Passieren, aber ein paar Meter weiter, ist die Abstand zwischen Zaun und Boden groß genug um unten durch zu krabbeln. Allerdings ist die Wiese feucht und ich habe anschließend nasse Knie. Ich mache noch ein Foto vom Zaun und gehe los, als ich ein Rufen höre. Als ich mich umdrehe, stehen zwei Wanderer auf der anderen Zaunseite und fragen mich, wo ich gequert habe. Die waren doch eben nicht da. Auch sie wundern sich, wo ich denn so plötzlich herkomme. Sie sind von Westen her ins Guohpervágge gewandert und durch meine hohe Route bin ich im Aufstieg nicht vor ihnen gegangen, sondern von der Seite gekommen.

Am Násasjávrre entlang

Für uns drei geht es nun am östlichen Ufer des Násasjávrre entlang. Der See verläuft bananenförmig am Fuße des Njahke, sodass sein Ende noch nicht zu sehen ist. Es liegen viele Steine herum, aber vor allem ist das Ufer sehr nass, sodass an diesem Ende an Zelten nicht zu denken ist. Die beiden anderen sind deutlich schneller, aber auch sie sind nicht die ersten, denn ein rotes Zelt leuchte in der Ferne am Seeufer. Es steht ungefähr dort, wo ich bei der Planung im Vorfeld eine Möglichkeit vermutet hatte. Vom südlichen Seeende steigt das Gelände noch etwas bis zum Pass an. Dahinter ist bereits der Gipfel des Máhttoajvve zu erkennen. Von dort dürfte die Aussicht ins Padjelanta möglich sein.

Am roten Zelt treffe ich auf einen Schweden, der die letzten Tage niemanden gesehen hatte. Er war auf der Luohttoláhko-Ebene und kommt mir also entgegen. Wir quatschen bestimmt für 20 Minuten über den Sarek. Als ich mich verabschiede, weiß ich auch, dass die anderen beiden Wanderer Deutsche sind. Sie haben inzwischen am Seeende einen Platz gefunden und sind schon am Kochen. Auch hier lege ich noch einen Zwischenstopp ein und wir tauschen uns aus. Sie würden auch gerne über die alte Hängebrücke den Miellädno queren statt über den Álggajávrre zu rudern und haben die Information, dass diese nicht mehr existiert. Langsam frage ich mich, ob ich mit meiner Überzeugung dass die Brücke noch da sei richtig liege. Ich werde es morgen wissen.

Es geht auf 19 Uhr zu, so langsam sollte ich mich um einen Zeltplatz kümmern. Kein 20 Minuten später stehe ich auf dem Pass. Ich kann in Richtung Árasluokta den Virihaure sehen. Da es direkt am Pass nicht so schön ist und vor allem wieder recht feucht, orientiere mich nach Süden Richtung Alep Násasjågåsj. Bevor ich ihn erreiche, treffe ich auf halber Strecke eine schöne ebene Fläche. Für brauchbares Trinkwasser muss ich zwar zurück zum Pass laufen, aber hier ist nun Schluß für heute. Ich baue das Zelt auf und als ich vom Wasserholen zurückkomme, sehe ich weiter unten am Alep Násasjågåsj ein weiteres Zelt. Das war mir vorher gar nicht aufgefallen. Zum Abendessen gibt es Spaghetti mit Tomaten und dann bleibt noch Zeit die Landschaft mit der untergehenden Sonne zu bewundern.

Karte
Profil

Renstängsel von Vásstenjávve bis Njahke

Der Rentierzaun (renstängsel) verläuft zwischen der Samisiedlung Vásstenjávve am Virihaure und dem Berg Njahke entlang des Guohpervágge. Außerdem trennt er die Täler Násasvágge und Álggavágge vom Guohpervágge. Er trennt damit die Gebiete der Sirges und Jåhkågaska Tjiellde Sameby voneinander und stellt ein schwer zu überwindendes Hindernis dar. Einzige Chance ist eine Stelle zum unter durch Krabbeln zu finden (häufig an Wasserläufen möglich) oder einen Durchlass:

- an der Låddejåhkå Hütte BLT: 67°27'49" N, 16°54'7" E Öffne in Lantmateriet.se Öffne in Opentopomap.org

- bei Álgganjálmme: 67°22'1" N, 17°32'10" E Öffne in Lantmateriet.se Öffne in Opentopomap.org

10.2023

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