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4. Tag: Kalfjäll · Njavvejågåsj · Sluggájåhkå/Njirávjågåsj · Lulep Niendojågåsj

Furt am Njavvejågåsj und weiter bis zum Lulep Niendojågåsj

Gut erholt weckt mich am Morgen um 6:30 Uhr die Sonne. Ich höre leise das Rauschen des kleinen Flusses aus dem See 945 am Fuße des Vuosskelvárátja. Den gilt es heute als erstes zu queren. Ich frühstücke und packe ein. Auch wenn ich gestern das Kalfjäll erreicht habe, entscheide ich mich für die Gamaschen. Denn erstens kann es noch weiterhin sumpfig werden und zweitens bin ich optimistisch über Trittsteine den kleinen Fluss queren zu können. Der Wasserstand ist allerdings durch den Regen während der Nacht etwas höher als gestern Abend. Der Trittstein am Pfad ist nun überspült und das gilt auch für meine am Vorabend ausgespähte Stelle etwas unterhalb, aber ich komme mit Gamaschen trocken ans andere Ufer.

Furt am Njavvejågåsj (Njábbejåhkå)

Der Pfad führt weiter bergan und ich lasse Gestrüpp und Birken endgültig hinter mir. So langsame nähere ich mich dem Njavvejågåsj, der weiter unten den Namen Njábbejåhkå trägt. Eine Furt soll laut Grundsten auf halber Höhe des Sees 642 am Njábbejåhkå liegen. Ich komme jedoch auf ca. 800 Meter ans Ufer des Njavvejågåsj an. Hier hat der Fluss kein so großes Gefälle und ist recht breit. Das Wasser ist klar und ich kann die Steine am Grund sehen. An der ersten Stelle verschätze ich mich jedoch kräftig. Die Hauptströmung verläuft am anderen Ufer und so teste ich lieber mal ohne den schweren Rucksack. Das Wasser übersteigt schon vorher mein Knielimit deutlich und zwischen den Steinen sind die Löcher recht tief. Auch die Strömung ist mir zu stark, um auf einem Bein zu stehen. Es gibt bestimmt eine einfachere Stelle.

Ich ziehe die Wanderschuhe wieder an und überlege dabei in welche Richtung ich nun weiter suche. Ich entschliesse mich für flussaufwärts. Nach der nächsten Kurve sehe ich weiter oben das Ufer steiler werden und rechne schon damit bis zum See auf 900 Meter Höhe gehen zu müssen, als bei 810 m wieder deutliche Trampelpfade ans Ufer führen. Und hier kann ich den ca. 15 Meter breiten Njábbejåhkå queren. Mit offenen Beckengurt lasten die 23 Kilo nun nur auf den Schultern. Gleichzeitig muss ich mich mit den Wanderstöcken abstützen, wenn ich mich beim Schritt über die Stein vorantaste. Ich muss etwas schräg gegen die Strömung gehen, um einige großen Steine zu umschiffen, die tiefe Löcher auf der flussabwärts gerichteten Seite haben. Dort würde mir das Wasser deutlich über Knie gehen. Die Route entlang der kleineren Steine, über denen das Wasser der Hauptströmung kräuselnd fließt, ist jedoch gut zu bewältigen. Damit habe ich mein wichtigstes Ziel für heute quasi erreicht. Ich wechsel wieder die Schuhe und esse etwas. Die Schultern schmerzen und ich spüre förmlich, wieviel Energie so eine Flussquerung verbraucht. Ein Blick auf die Karte verrät mindestens zwei weitere Querungen bis nach Nienndo. Mal sehen, ob ich heute so weit komme, denn für diese Querung habe ich rund 90 Minuten vertrödelt.

Am Berghang Njavvebuollda entlang

Der Weg führt nun zwischen Njavvetjåhkkå und Sluggá entlang, durch das Tal des Sluggajåhkå. Vom bisherigen Pfad ist jedoch nichts mehr zusehen und so gehe ich der Nase nach etwas oberhalb der 800er Höhenlinie. Hier ist das Gelände am Berghang Njavvebuollda noch nicht zu steil und lässt sich gut gehen. Nur langsam schiebe ich mich am Sluggá vorbei. Mittagspause will ich an einen der in der Karte eingezeichneten Bäche verbringen, aber diese sind trocken und genug Trinkwasser habe ich nicht abgefüllt. Dafür kommt das Ähpár-Massiv mit seinem Gletscher Ähpárjiegŋa in Sicht.

So langsam bekomme ich Hunger. Als ich um halb zwei endlich einen kleinen Wasserlauf erreiche, kommen mir zwei Schweden entgegen. Da ich direkt vor ihnen meinen Rucksack abstelle, fragen sie mich, ob alles in Ordnung ist. Sie lachen, als ich sage es gab kein Wasser. Und als ich nach der Mittagspause weiter wandere, verstehe ich bald auch warum. Ab nun wird der Untergrund deutlich feuchter. Das Weidengestrüpp lässt sich zwar gut umgehen, aber die Socken werden trotz Gamaschen langsam nass. Und der Sluggá weicht weiterhin nicht von meiner Seite. Weiter unten im Tal am See 802 liegen deutlich mehr Felsen.

Ich orientiere mich im Gelände leicht nach oben, denn den Sluggájåhkå will ich auf ca 860 Meter queren. Hin und wieder treffe ich auf einen Pfad. Auf trockenen Flächen ist er deutlich zu erkennen und auf sumpfigen Untergrund dünnt er sich bis zur Unkenntlichkeit wieder aus. Kurz vom Wasserlauf verheddere ich mich trotz Pfad im Gestrüpp und stolpere. Zwar kann ich einen Sturz verhindern, aber der Schmerz zieht ins Knie und in die Leiste. Mist. Das Knie scheint nicht so schlimm zu sein und so folge ich dem Pfad weiter, der mich direkt zu einer Furt des Sluggájåhkå führt. Er hat wenig Wasser und ist hier einfach in Wanderschuhen zu queren. Beim ersten grossen Schritt schmerzt die Leiste.

Am anderen Ufer mache ich erst mal Pause und lecke die Wunden. Die Leiste habe ich mir wohl gezerrt. Zumindest muckt sie die nächsten Tage immer wieder auf. Das Knie dagegen ist okay. Irgendwie habe ich den zweiten Arm, der in den Karten durchgängig vom See Njirávjåávrásj den Namen Njirávjågåsj trägt, verdrängt. Erst als ich auf die Karte schaue, sehe ich dass da wohl noch etwas kommt. Es ist schon kurz vor 16 Uhr. Und ich nehme mir vor auf alle Fälle heute bis zum Lulep Niendojågåsj zu wandern. Mit ein paar Nüssen gestärkt setze ich den Rucksack wieder auf.

Am Berghang Njirávbuollda entlang

Vor mir türmt sich ein Geröllwall auf und als ich ihn südlich umgehe, höre ich das Rauschen des Njirávjågåsj. Dieser fließt über die Wiesen und ist einfach zu überschreiten. Zeit die Landschaft vor mir zu betrachten. Ich kann nun das ganze Ähpár-Massiv sehen und nicht nur den oberen Teil. Der Liehtjitjávrre glitzert im Talgrund und den Berg Niendooalgge kann ich ausmachen, in dessen Nähe ich heute zelten möchte. Davor muss ich noch den Lulep Niendojågåsj überwinden, der zwischen Njirávbuollda und Niendotjåhkkå herab fließt. Weit sieht es nicht mehr aus und das Weidengestrüpp wirkt auch nicht so schlimm, wie nach Ansicht der Karte befürchtet. Noch eine Stunde denke ich und wandere los.

Um Zickzack führt mich ein deutlicher Pfad durch das Weidengestrüpp. Die Socken sind schon feucht und so ist es mir auch egal, wenn sie nun noch richtig nass werden. Lief es eben noch schleppend, so komme ich nun gut voran. Ich passiere die Renvaktarstuga, welche weiter unten um Tal liegt. Auch wenn es langsam zuzieht, die Sonne findet immer wieder eine Wolkenlücke.

Furt am Lulep Niendojågåsj

Als ich auf den ersten Arm des Lulep Niendojågåsj treffe, bin ich überrascht, dass es schon halb sechs ist. Dieser Wasserlauf ist einfach zu überschreiten. Aber das war noch nicht alles.

Der Lulep Niendojågåsj hat seinen Ursprung in einem Gletscher und das Wasser des zweiten Arms rauscht ganz gut. Die Trittsteine sind für mich hier zu weit auseinander und so begebe ich mich flussabwärts, wo das Gelände flacher wird. Das Wasser ist leicht gräulich getrübt, aber der Grund gut zu erkennen. Fasst 300 Meter tiefer finde ich eine einfache Stelle, wo das Wasser sich auf die gesamte Breite von 5 Metern verteilt und über kleine Steine fließt. So eine kalte Fußwäsche zum Abend ist schön erfrischend und da die Sonne auch noch scheint, werden die Füße schnell wieder warm. Nun gilt es einen Zeltplatz zu finden. Nachdem ich den dritten Arm auch einfach überschritten habe, suche ich nach einer trockenen, ebenen Fläche. Irgendwie ist hier aber überall ein Pfad. Auch egal. So viele werden heute nicht mehr vorbeikommen und so baue ich schließlich das Zelt neben einen der vielen Trampelpfade auf.

Cous-Cous mit Pfeffersauce steht heute auf dem Programm. Das geht schnell und macht satt. Um 19 Uhr steht das Zelt schon im Bergschatten, während die Wolken inzwischen dem blauen Himmel Platz gemacht haben. Auch wenn der Wetterbericht etwas anderes voraussagt, das sieht doch eigentlich nach einem schönen nächsten Tag aus.

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