Verregnter Vormittag am Unna Liemak
Regen ist am Unna Liemak für heute angesagt und so beginnt auch der Tag. Meine Hoffnung, noch morgens früh vor dem Regen loszukommen, erfüllt sich nicht. Kaum schäle ich mich aus dem Schlafsack, fängt es an aufs Zeltdach zu plattern. Ich frühstücke trotzdem und nach einem anschließenden Blick nach draußen gebe ich erst einmal auf. Zu tief hängen die Wolken.
Eigentlich wollte ich richtig früh los, um heute noch in Stáloluokta einkaufen zu können. Runde 10 Kilometer wären das bis dahin. Die Vormittags-Öffnungszeit von 9 bis 12 Uhr hätte ich wohl sowieso nicht geschafft. Erst am späten Nachmittag, von 16-20 Uhr, hat der Kiosk wieder offen. Ich habe also noch etwas Zeit und lege mich noch einmal hin. Abwettern ist das schöne Wort für "im Zelt hocken und auf besseres Wetter warten".
Tatsächlich wird das Wetter gegen Mittag besser. Die Vögel fangen plötzlich an zu zwitschern und es wird draußen deutlich heller. Vermutlich fliegt ein Adler vorbei, denn ich höre den Flügelschlag eines schweren Vogels beim Vorbeiflug. Als sich rausschaue, sehe ich zwar keinen Vogel mehr, aber ich kann trotz tiefer Wolken bis Árasluokta am Ufer des Virihaure sehen. Ich esse noch eine Nudelsuppe und packe ein. Gegen 14 Uhr komme ich los. Damit wird es wohl nichts mit dem heutigen Einkauf, aber ich will zumindest so dicht an Stáloluokta heranwandern, dass ich Morgen am Vormittag dort einkaufen kann.
Zwischen den Seen Njallajávrásj und Stállojávrásj
Meine Route führt mich nach Westen zwischen den Seen Njallajávrásj und Stállojávrásj hindurch an die Ostflanke des Stuor Dijdder. Dort am Hang verläuft der alte Padjelantaleden, welcher inzwischen offizielle an der Westseite entlang geht. Der ehemalige Wanderweg ist jedoch noch in der Karte eingezeichnet und soll mich nach Stáloluokta führen. Auch wenn es nach Regen aussieht, die Wolken lichten sich stetig. Ich wandere am Unna Liemak entlang und sehe mit jeder Minute mehr von der Landschaft. War eben noch der Áras wolkenverhangen, so kann ich etwas später sogar zwischen Áras und Álátjåhkkå hindurch zum Pårkapass sehen. Das Gelände ist einfach zu gehen. Zwischen Felsen gibt es große Grasflächen, die auch recht trocken sind. Nach einer Stunde beginne ich mit dem Abstieg. Der Stuor Dijdder ist quasi wolkenfrei und ich kann die ganze Seenebene überblicken. Von meiner erhöhten Position aus, versuche ich die ideale Route südlich des Njallajávrásj zu planen. Es gibt einige Sumpfflächen und Weidengestrüpp, aber auch trockene Hügel. Bis zum See dürfte ich auf trockenen Grund gelangen, aber dann kommt ein hellgrün leuchtender Bereich. Und dort dürfte es feucht werden.
Solange ich von einer erhöhten Position hinabschauen kann, ist die Wegfindung einfach. Als ich mich dem Seeufer nähere wird es langsam schwieriger und ich laufe mehr Zickzack. Ich erreiche einen größeren Platz, der wohl öfters als Rastplatz benutzt wird. Als ich zurückschaue, sehe ich in der Ferne einen Wanderer, welcher mir folgt. Am See stoße ich auf Trampelpfade, aber auch auf eine Sumpffläche, die ich irgendwie queren muss. Zu verlockend ist die Erhöhung auf der anderen Seite. Schließlich stampfe ich einfach über die sumpfige Wiese.
Am alten Padjelantaleden
Ich wandere nun weiter auf trockenen Grund nach Westen. Am Hang des Stuor Dijdder verläuft der alte Padjelantaleden quer zu meiner Wanderrichtung. Ich kann ihn eigentlich gar nicht verfehlen. So weit der Plan, aber irgendwie kommt da nichts. Ich hole das GPS raus. Es sind noch ein paar Meter. Der andere Wanderer hat mich schon fast erreicht, als ich einen Pfad ungefähr da sehe, wo das GPS ihn mir anzeigt. Das muss er sein. Wenig später stehe ich auf dem alten Wanderweg. Gute Stellen wechseln sich mit Sumpflöchern ab.
Es ist kurz nach 16 Uhr. Bis nach Stáloluokta sind es noch 5-6 Kilometer. Etwas weiter oben im Hang lockt ein Zeltplatz mit Trinkwasseranschluss. Eigentlich ideal. Ich überlege noch, als mich der andere Wanderer erreicht und fragt, ob dies der Weg sei? Ich bejahe und wir kommen ins Gespräch. Er will heute noch nach Stáloluokta wandern und seine Sachen in der Hütte trocknen. Im strömenden Regen war er am Álájávrre entlang gewandert und hatte nichts außer Wolken gesehen. Wir verabschieden uns und während er lieber noch mal auf die Karte schaut, gehe ich etwas zurück den Hang hoch und baue das Zelt mit Blick über die Ebene zum Unna Liemak auf. Es dauert nicht lange und ich bekommen den ersten Rentierbesuch. Rund eine Stunde später ist der Unna Liemak wieder wolkenverhangen. Und auch am Padjelantaleden Richtung Duottar sieht es nicht sehr freundlich aus. Ich koche derweilen Tee und versuche mein Socken zu trocknen. Nach einem, mit 5½ zurückgelegten Kilometern, wirklich kurzen Wandertag, gibt es heute nur Kartoffelpüree mit Sauerkraut.