Auf Rentierpfaden durch den Sarek ins Padjelanta
Trekkingtour von Suorva über Stáloluokta und Pieskehaure nach Kvikkjokk

3. Tag: Suorva · Kalfjäll

Von Suorva ins Kalfjäll

Sourva-Staudamm

Der Bus hält in Sourva an der Zufahrt zum Staudamm und wenig später stehen wir zu dritt auf der Straße. Wirklich gastlich sieht es hier nicht aus, aber zumindest regnet es nicht. Neben mir sind noch zwei weitere Deutsche ausgestiegen. Wir packen unsere Rucksäcke am Straßenrand um und verstauen das Handgepäck. Da die beiden noch etwas brauchen, gehe ich schon einmal los. Die Zufahrt führt direkt auf ein großes, geschlossenes Eisentor. Es soll wohl verhindern, dass Wohnmobile auf die andere Seite fahren, denn für Fußgänger gibt es eine Pforte. "Gånggrind öppen för allmänheten" und "walkthrough gate open for public use" steht auf einem gelben Schild.

Die geteerte Straße führt am Staudamm entlang. Am Jiertásuoloj geht es hoch und ich kann erstmalig wieder auf den Suorvájávrre sehen. Während in Vakkotavare die Sonne scheint, fängt es bei mir an zu nieseln. Die Wolken ziehen am Sliehkok vorbei und regnen sich ab. Ich passiere den zweiten Staudamm und folge der Straße, welche unterhalb ans andere User führt. Eben wollte ich noch in die Regenkleidung wechseln, nun scheint die Sonne und zaubert einen Regenbogen auf die kleinere Staumauer.

Aufstieg ins Kalfjäll

Auf der Südseite stehen ein paar Holzhäuser. Ich gehe auf der Schotterstraße am Ufer entlang bis ich auf eine Weggabelung treffe, die mit orangen Rentier-Halsbändern markiert ist. Der originellen Wegmarkierung folge ich. Der Fahrweg führt mich direkt auf Zäune und Gatter der Rengärde. Hier werden während der Rentierscheidung die Rentiere sortiert, um die Jungtiere zum Beispiel zu markieren. Zwischen den Gattern steht das Gras hoch und ich folge einem gut sichtbaren Trampelpfad durch die Gehege. Und auch der Ausgang ist nicht nur offen, sondern auch mit einem Halsband kenntlich gemacht. Die erste Hürde, den Pfad hinauf ins Kalfjäll zu finden, ist also genommen.

Der Pfad führt nun durch Fjällbirkenwald. Auch wenn er schmal ist, ermöglicht die breite Schneise im Winter die Nutzung mit Schneemobilen und Brücken gibt es sogar auch. Kurz nachdem ich die Nationalparkgrenze in den Stora Sjöfallet Nationalpark überschritten habe, quert ich die erste, welche den Bach vom Sliekkojávvre überspannt. Der Nieselregen ist wieder verschwunden, aber die Wassertropfen an den Grashalmen streife ich bei jedem Schritt ab.

Es dauert nicht lange und der schwedische Crocodile Dundee kommt mir entgegen. Wir tauschen uns aus. Die letzte Woche gab es viel Regen, aber heute Abend dürften die Flüsse schon wieder einfach zu queren sein, berichtet er. Mit breitem Hut gegen Regen und Sonne geschützt, hält er mit plötzlich im Gespräch sein schickes Jagdmesser vor die Nase. Damit kann ich mir einen von meiner Kapuze hängenden Faden abschneiden. Sehr nett gemeint, aber ich glaube, ich habe ein ganz schön komisches Gesicht gemacht. Seinen Namen hatte er damit weg.

Ich gehe weiter und bereue langsam, dass ich nicht meine Regenhose angezogen habe. Und wo sind eigentlich meine Gamaschen? Es gibt ja keinen Sinn, wenn ich gleich am Anfang bis auf die Knochen durchnässt bin. Ich lege eine Pause ein. Esse etwas und finde zumindest die Gamaschen, denn langsam findet das Wasser von der Hose den Weg in die Schuhe. Bis auf das feuchte Gras lässt sich der gemächlich ansteigende Pfad gut wandern. Zwar kommen auch kurze, sumpfige Passagen, aber die lassen sich umgehen.

Der Birkenwald lichtet sich. Nach rund 6 Kilometern komme ich an einen Aussichtspunkt. Der pyramidenförmige Berg Sluggá ist wolkenverhangen und in Vietas regnet es gerade, während bei mir die Sonne durch die Wolken blinzelt. Ich spüre die Müdigkeit durch die lange Anreise in mir. Eigentlich will ich heute bis zum Njavvejågåsj, da es eventuell heute Nacht stark regnen soll. Allerdings wechselte der Wetterbericht stündlich. Nach einer Viertelstunde wandere ich weiter, zumindest das Kalfjäll will ich erreichen.

Im Kalfjäll

Es wird noch einmal richtig sumpfig, bevor ich ins Kalfjäll (Gebiet oberhalb der Baumgrenze) komme. Auf rund 700 Meter Höhe stoße ich auf den Fluss aus dem See 945 am Fuße des Vuosskelvárátja. Der Pfad führt zu einer engen Stelle mit Trittstein, aber sie behagt mir nicht richtig. Es ist schon halb fünf und als ich einen Pfad flussaufwärts folge, stoße ich auf einen schönen Zeltplatz. Das Schicksal hat entschieden. Vor 45 ½ Stunden bin ich zu Hause losgefahren, hatte zwei Nächte in Bus und Nachtzug und bin froh, nun einfach mein Zelt aufbauen zu können.

Während ich das Zelt aufbaue, kommt ein einzelner Wanderer vorbei. Es dauert etwas, bis ich ihn am anderen Ufer weiter wandern sehe. Und auch die beiden Deutschen wandern vorbei und finden mit etwas Suchen irgendwo unterhalb eine Furt. Während ich Spaghetti mit Walnüssen verspeise, bewundere ich die schöne Aussicht über den Jiertájávvre und die umgebenden Berge.

Nach dem Essen inspiziere ich noch einmal den Fluss. Weiter oben gibt es offensichtlich auch eine gute Stelle, aber meine Schrittlänge ist nicht besonders lang und der Wasserstand ist ein Tick zu hoch. Unterhalb des Pfades gibt es eine Stelle mit Trittsteinen, die gut machbar ist.

Gegen 20 Uhr ziehen über den Sarek dunkle Wolken auf, während bei mir sogar noch blauer Himmel zu sehen ist. Der Starkregen kommt etwas weiter südlich nieder und ich hoffe, dass es auch so bleibt. Viel Wasser kann ich am Njavvejågåsj nicht gebrauchen.

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Bus Strecke Gällivare - Ritsem

Die Strecke Gällivare - Ritsem wird von Falcks Omnibus bedient. Tickets können über SJ, Vy oder Norrtåg gebucht werden und enthalten die Resplus-Option.

In der Sommer-Hauptsaison 2023 fuhr der Bus von Gällivare um 9:00 und 14:50 Uhr ab. Zurück von Ritsem ging es um 10:20 und 13:20 Uhr. In der Sommer-Nebensaison Gällivare um 9:00 und Ritsem 13:20 Uhr. Die einfache Fahrt kostete 59 Euro.

Bus Road to Ritsem

11.2023

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