Abstieg zum Pieskehaure
Leider hatte der Wetterbericht recht. Konnte ich am Vortag noch die umliegenden Berge sehen, hängen nun die Wolken tief am Pieskehaure. Am Vuobmegietjtjåhkkå ziehen ungemütlich die Regenwolken entlang Richtung Norden. Bei mir ist es aber noch trocken und das bleibt es auch erst einmal. Ich wandere also erst einmal mit Windbreaker los. Nachdem ich gestern nicht ganz bis zur Pieskehaurestugan gewandert war, verlängert sich meine Etappe heute um das Stück. Trotzdem will ich bis zum Vistekjávrre. Der See liegt in felsiger Umgebung westlich des Vájmokbákte. Ich gehe die paar Meter zurück zum Nordkalottleden und beginne mit dem Abstieg zum Pieskehaure.
Unter mir liegt das Delta des Lájrrojåhkå. Die grosse Schwemmfläche Lájrosläddo entstand durch Sedimente der Gletscher oder des geschmolzenen Inlandseises. Das Delta wirkt am besten von oben. Die sandigen Ufer, das türkisfarbene Wasser in der Mündung und die grünlichen Farbtöne der Vegetation sind weiter unten nicht mehr so fotogen. Als ich den Rand der Fläche erreiche, besteht diese vor allem aus Getrüpp und Hügeln. Zudem ist es recht feucht. Ich komme zur Abzweigung nach Muorkkejávvre und auch Mávasjãvre ist ausgeschildert. Zur Pieskehaurestugan sind es 1,5 Kilometer. So weit kommt es mir gar nicht vor, denn ist liegt quasi vor mir auf der Halbinsel Dälbutnjárgga. Es dürfte dann aber doch soweit sein, obwohl der Weg gerader Linie verläuft. Inzwischen regnet es und der Wind kommt von vorne. Ich sehe an der Hütte jemanden in einer hellblauen Jacke umhergehen.
Kurz vor der Hütte muss der Varvvekjåhkå über einer Hängebrücke gequert werden. Sie ist schon ganz schön rostig. Die Hütte wirkt wie ausgestorben. Eigentlich wollte ich die Regenjacke anziehen, aber der Nieselregen ist vorbeigezogen. Da keine Menschenseele zu sehen ist (wo ist nur die blaue Jacke hin?) wandere ich gleich weiter.
Bergwiesen von Adámvallda
Es geht nun an der Nordflanke des Dälbut und mit deutlichen Abstand zum Varvvekjåhkå entlang. Vor liegen die Bergwiesen von Adámvallda. War es eben noch trocken, fängt es nun wieder an zu regnen und ich wechsel zur Regenjacke. Es weht ganz schön von Süden und ich bin froh noch im Windschatten vom Dälbut zu sein. Auf der anderen Seite der Ebene ziehen die Wolken am Bergausläufer des Vuobmegietjtjåhkkå entlang. Dort werde ich später irgendwo entlang wandern. Zum Glück nach Norden, also mit dem schlechten Wetter von hinten.
Zuvor ist in Adámvallda die Furt durch einen Nebenfluss zu bewältigen, die früher als schwer galt. Aber seitdem der Weg umgeleitet wurde, wird der Nebenfluss weiter oberhalb gequert. Meine Calazo Karte von 2014 hat noch den alten Weg verzeichnet und so bin ich etwas überrascht, als die Wegmarkierung mich nach Süden leitet und in einem großen Bogen durch Weidengestrüpp verläuft. Dafür scheint die Sonne, als ich am Flussufer ankomme. Den Trampfelpfaden nach zu urteilen versuchen es einige über die Steine und andere durchs Wasser, welches dort über feinen Kies fließt. Ich entschließe mich zu zweiten. Der namenlose Flusslauf ist schnell gequert und ich kann sogar in der Sonne wieder die Schuhe anziehen.
Auf den Muorannjunnje
Auf der anderen Seite der Ebene steige ich über Terrassen auf. Es gibt keinen Windschutz und so rüttelt der Seitenwind heftig am Rucksack. War eben noch blauer Himmel, so kommt schon bald die nächste Regenwolke. Als die Tropfen größer werden, suche ich Schutz hinter einem Erdwall, der zur nächsten Terrasse gehört. Es stürmt so stark, dass ich hier fast keinen Regen abbekomme. Weiter oben im Hang des Muorannjunnje stößt der Nordkalottleden auf einen alten Pfad, der von Süden her kommt. Ab da sollte der Wind endlich von hinten kommen.
Ich mag nicht mehr. Es stürmt ein eisiger Wind und dazu Regenschauer, bei denen der Regen mehr horizontal fällt. Ich bin froh, als ich endlich auf 800 Meter Höhe bin und der Pfad nun scharf nach Norden abbiegt. Beim Blick zurück kann ich sogar bis zum Pieskehaure blicken. Bis Vistekjávrre ist es noch ein ganz schönes Stück und ich beginne darüber nachzudenken, ob ich nicht bei der nächsten Gelegenheit einfach Schluss mache. Zum Glück gibt es nun aber keine wirklichen Zeltplätze und zudem kommt die Sonne wieder heraus. Wenn nur der stürmische Wind nicht wäre. Meine Laune ist deutlich besser, als ich der Weg am kleinen See auf 850 Meter Höhe nach Osten abbiegt. Ich komme damit etwas aus dem Wind, denn der Weg führt nun im Windschatten des Bergs entlang.
Die nächsten 800 Meter geht es wieder steiler bergan. Ich mag nicht mehr. Kaum oben, geht es wieder bergab, dabei habe ich den höchsten Punkt des Tages noch nicht erreicht. Nach Norden kann ich nun das Feuchtgebiet Varvvekrähto erkennen, welches ich gestern passiert habe. Kleine Blockfelder müssen als nächstes gequert werden und weiter unten ein Fluss. Der Weg führt mich zu einer felsigen Engstelle mit Trittstein, aber etwas oberhalb war es deutlich einfacher. Also wieder zurück. Wieder gibt es zu Toren aufgerichtete Steine. Ich frage mich jedoch, warum sie an den unmöglichsten Stellen stehen und der Weg woanders verläuft. Es scheint so, als ob sie am grünen Tisch geplant oder bei Schnee errichtet wurden.
Zum Vistekjávrre
Es geht wieder bergan. Hier liegen deutlich mehr Steine herum und so muss ich mehr auf meine Schritte achten. Der Vistekjávrre versteckt sich weiterhin, was auch nicht sehr motivierend ist. Zumindest regnet es schon eine ganze Weile nicht mehr. Nördlich des Vistek liegen einige Seen. Das Gelände ist feucht und steinig und zum Zelten nicht wirklich geeignet. Als ich den letzten kleinen Tümpel erreiche, bevor es hinab zum Vistekjávrre geht, sehe ich auf der anderen Seite einen Hügel. Ob es wohl dort einen Zeltplatz gibt? Der Abstecher lohnt sich. Nicht nur, dass ich endlich den unter mir liegenden Vistekjávrre sehe, sondern es findet sich auch eine ebene Fläche. Eine kleine Bodenwelle gibt mir etwas Windschutz. Wirklich besser kann es am östlichen Seeufer auch nicht werden. Es dauert bis ich das Zelt im Wind aufgebaut habe, aber dann bietet es mir einen guten Windschutz. In der Nacht soll der Wind wieder nachlassen.
Ich hole Wasser aus einem nahen Bachlauf, packe aus und trinke einen heißen Cappuccino. Das GPS zeigt 15,6 Kilometer, aber es fühlt sich viel länger an. Der stürmische, kalte Wind hat mich einiges an Kraft gekostet. Kurz nach 18 Uhr will ich mir die Beine vertreten. Als ich aus dem Zelt komme, sehe drei Wanderer, die mich schon passiert haben und Richtung Pieskehaure wandern. Der Wind hat deutlich nachgelassen und die Sonne scheint. Nach Nordwesten kann ich bis zum Sulitelma sehen. Der Gipfel des Tsäkkok liegt in den Wolken. Weiter östlich ist der Einstieg ins Fierrovágge. Von dort kann man zum See 1182 aufsteigen und dann weiter nach Norden zum Råvejávrre wandern.
Pieskehaure Hütte
Lage: Nordkalottleden, am See Bieskehávrre (Pieskehaure)
Lat/Long: 67°1'54" N, 16°31'46" E
Anzahl Betten: 26-50
Proviantverkauf: ja
STF Pieskehaure Fjällstuga (Betreiber: STF Svenska Turist Foreningen)
10.2024