Auf Rentierpfaden durch den Sarek ins Padjelanta
Trekkingtour von Suorva über Stáloluokta und Pieskehaure nach Kvikkjokk

20. Tag: oberhalb Tarraure · Áhkalmjåhkå · Gårssåjåhkå

Zum Gårssåjåhkå

Zum Áhkalmjåhkå

Wie vom Wetterbericht versprochen ist das Wetter schön. Bis zum Gårssåjåhkå sind es etwas mehr als sechs Kilometer Luftlinie und so rechne ich mit einem gemütlichen, kurzen Tag. Morgen will ich dann nach Njunjes absteigen und bis kurz vor Bobäcken wandern, um am Folgetag das Morgenboot nach Kvikkjokk zu nehmen. Soweit der Plan.

Um 9 Uhr komme ich los. Der Himmel ist blau und das Fjäll leuchtet herbstlich. Ich orientiere mich nach oben denn ich habe den Áhkalmjåhkå zu queren und denke es ist weiter oben einfacher. Ich steige leicht beim Vorwärtsgehen auf und finde einige mächtige Geweihe. Sie sind größer als mein Rucksack und unbeschädigt. Auch wenn es mich so ein Souvenir reizen würde, zum Mitzuschleppen ist es mir einfach zu groß. Oder doch? So als Garderobe wäre das eine ideal. Es bleibt bei einem Foto. Das Gefühl nicht weit zu müssen lädt wieder zum Bummeln ein. Blockfelder wollen umgangen werden und auch sonst liegen immer mehr Felsen im Weg.

Das Gelände ist wieder hügelig und ich nutze das GPS um meine geplante Furt des Áhkalmjåhkå anzusteuern. Ich orientiere mich am Punkt 988 und wandere nördlich davon. Im Tal entspringt ein Nebenfluss des Áhkalmjåhkå und auch wenn es verlockend ist ihm zu folgen, will ich nicht so weit hinunter. Schließlich kann ich hinab zum Áhkalmjåhkå blicken, der in einer tiefen Schlucht zwischen Soahkevárre und Áhkalmtjåhkkå verschwindet. Ich höre das Wasser rauschen und der Blick durch mein Kamerazoom verspricht eine schwierige Furt. Das kann ja noch was werden. Die Flussquerungen hatte ich irgendwie nicht mehr auf dem Schirm, nachdem die letzten alle einfach warn.

Da vor mir recht viele Felsen am Höhenzug liegen, ändere ich meine Route und erklimme recht einfach den Höhenzug. Auf der anderen Seite fließt der Áhkalmjåhkå in einem steinreichen breiten Flussbett. Weiter oben dürfte es einfach sein zu queren, aber da ich gleich eine Furt erblicke suche ich nicht lange herum. Die Füße freuen sich über die Abkühlung. Am anderen Ufer folge ich dem Áhkalmjåhkå etwas, An Ende des Höhenzugs fließt der Áhkalmjåhkå in einer Kurve durch eine Engstelle und es kann sein, dass dort eine Querung trockenen Fußes möglich gewesen wäre.

Zum Gårssåjåhkå

Südöstlich des Áhkalmtjåhkkå fließt der Gårssåjåhkå in einer engen Schlucht hinab ins Tarradalen. Ich will am Ostufer nach Njunjes absteigen und heute an seinem Ufer im Kalfjäll zelten. Dazu muss ich ihn oberhalb der Klamm queren und habe von hier zwei Möglichkeiten. Entweder ich steige zum Ruopsokjávvre auf oder quere den Gårssåjåhkå südlich vom Hügel 1026 oder ich nehme die Route über den Sattel zwischen Áhkalmtjåhkkå und P 1026 und umrunde den Hügel. Da ich das Gelände um den Ruopsokjávvre auf den Satellitenkarten recht verbockt aussah, folge ich der Nase nach Richtung Sattel. Sah der Áhkalmtjåhkkå noch steil und dramatisch aus, so ist er sein rundlicher Gipfel kaum von den anderen Hügeln zu unterscheiden.

Die Routenwahl führt mich an kleinen Seen vorbei, in denen sich die Landschaft dramatisch spiegelt. Im Nebel möchte ich hier ohne GPS nicht wandern, denn schon bei Sonnenschein ist die Orientierung mangels markanter geografischer Merkmale schwierig. Sowie ich in einer Senke stehe, sehe ich nur noch Hügel und Himmel. Der Sattel zieht sich, aber als sich neben mir ein Wasserlauf bildet und es langsam abwärts geht, öffnet sich der Blick nach Osten. Die Gipfel Rákkas, Dägánoajvve und Vuogá kommen in Sicht, während der Rákkasbákte sich überwiegend hinter dem Hügel 1026 versteckt.

Wie befürchtet wird es am Hügel 1026 verblockt und ich suche mir im Zickzack einen Weg um die Blockfelder. In der Ferne kann ich Kvikkjokk und den Sakkat erspähen. Das Ende der Wanderung ist schon nah. Ich werde von zwei Rentieren überholt, die am Nebenfluss entlang laufen und im steilen Gelände verschwinden. Auf einer Höhe von 920 Meter schwenke ich nach Süden und folge der Höhenlinie. Im Tal kann ich die Njunjesstugan sehen. Wieder benutze ich den Kamerazoom als Fernglas und erkenne zu meiner Erleichterung die intakte Hängebrücke.

Das Gelände wird östlich vom Hügel 1026 flacher. Ich umkurve weiter Blockfelder, passieren einen kleinen See, erklimme eine Anhöhe und stehe dann am Ufer des Gårssåjåhkå. Das klare Wasser fließt in einem engen Bett über Stufen und die ruhigen Pools dazwischen sind recht tief. Ich gehe flussaufwärts bis ich zu einer Stelle kommen, an denen das Wasser über einige Steine strömt und flach ist. Wieder wechsel ich in meine Watschuhe und umkurve die tiefen Stellen im Zickzack. Das wäre geschafft. Zur Feier schenkt mir die Natur einen Regenbogen über den Áhkalmtjåhkkå. Den noch folgenden Nebenfluss kann ich wieder in Schuhen überschreiten.

Abstieg am Ostufer des Gårssåjåhkå

Ich folge dem Gårssåjåhkå nun abwärts. Während er immer tiefer in der Schlucht verschwindet, umkurve ich Blockfelder, Weidenbüsche und Sträucher. Immer wieder treffe ich auf einen Pfad, aber so plötzlich wie sie auftauchen verschwinden die deutlichen Spuren wieder. Im steilen Gelände komme ich langsam voran. Ich will so weit absteigen, bis ich ins Tarradalen blicken kann und Njunjes nicht mehr so weit ist. Im Kalfjäll sollte es aber auch noch sein. Anders als auf der Karte vermutet, gibt es immer wieder ebene Flächen. Auf rund 720 Höhenmeter mache ich Schluss. Das steilste Stück sollte ich hinter mir haben. Ich kann die Stromschnellen Njoammelgårttje und auch die heilige Tür Basseuksa im Ruŋkatjåhkkå erblicken. Auch Kvikkjokk ist zu erkennen.

Nach dem Abendessen blicke ich hinter nach Njunjes. Da ich keinen ausgeprägten Pfad gefunden habe suche ich eine Route mit möglichst wenig Gestrüpp. Die freien Flächen sind häufig Sumpf, aber ich hoffe das es trocken genug ist und ich gut durch komme. Rund 4 Kilometer sind es bis zur Brücke. Kurz nach 19 Uhr bewundere ich die letzten Sonnenstrahlen im Tarradalen. Ohne Sonne wird es schnell kalt und so verschwinde ich früh im Schlafsack.

Wer hat nur die Lampe angemacht? Ich hatte schon tief und fest geschlafen und nun scheint neben dem Zelt ein helles, rundes Licht. Es ist so hell, dass ich es einfach nicht ignorieren kann. Ich schaue aus dem Zelt und blicke in den Vollmond. Ansonsten ist es sehr dunkel. Tiefste Nacht denke ich, wenn in Kvikkjokk nur nicht so viele Häuser beleuchtet wären. Ich krame die Uhr raus. Es ist erst 23:30 Uhr. Auch wenn kurz nach 5 Uhr die Sonne wieder aufgeht, der Großteil der Nacht liegt noch vor mir.

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