Auf dem Kungsleden nördlich von Kvikkjokk
Pünktlich erreichen wir die Endstation Kvikkjokk Kyrka um 17:30. Es nieselt leicht. Der Bus fährt überraschend weiter bis auf den großen Parkplatz unweit der Fjällstation. Das spricht sich jedoch erst herum, nachdem die Hälfte schon ihren Rucksack aus dem Bus gekramt hat. Wir steigen fast alle wieder ein und fahren die 500 Meter mit.
Ich will heute noch bis zur sechs Kilometer entfernten Brücke über den Njáhkájåhkå wandern, wo es sicher Zeltmöglichkeiten gibt. Eine schwedische Webseite nennt den Ort sogar Njáhkájåhkå International Campground. Bei meiner ersten Sarekquerung 2015 hatte ich für die Strecke in der entgegengesetzten Richtung gemütliche zweieinhalb Stunden benötigt. Bis zum Sonnenuntergang um 21:45 Uhr habe ich also genügend Zeit.
Ich folge dem Kungsleden nach Norden. Zwischen Weg und laut rauschenden Gamajåhkå stehen einige Zelte. Nach rund 400 Metern verlässt der Kungsleden den Fluss und taucht in den Wald ein. Der Aufstieg beginnt. Auf den nächsten zwei Kilometern geht es recht stetig 150 Höhenmeter hoch.
Ich folge den zwei schwedischen Paaren aus dem Bus, die etwas schneller unterwegs sind, aber mir nicht wirklich davon wandern. Irgendwo wechseln wir unbemerkt für ein Stück auf den Winterweg, aber nach den trockenen Wochen ist dies kein Problem. Der Kungsleden führt am Tingstallstenen vorbei. In früheren Zeiten wurde an solchen Stätten Gericht gehalten. Auch wenn ich das zweite Mal hier lang laufe, verpasse ich den markanten großen Felsen.
Wenig später erreiche ich das Kvikkjokk-Kabla Fjällurskogs Naturreservat. Der Hauptanstieg ist geschafft und der Regen wird stärker. Ich überhole die vier Schweden, die nach einem Zeltplatz suchen, nachdem sie Wasser an einem Rinnsal abgefüllt haben.
Der Kungsleden führt nun durch feuchtes Gebiet. Bretterstege erleichtern das Gehen. Bei Nässe können sie jedoch auch sehr rutschig sein. An einem Bach überlege ich kurz, ob ich auch schon das Zelt aufbauen soll, aber die Hälfte der Strecke ist geschafft. Ich bin erst eine Stunde unterwegs und Höhenmeter kommen auch keine mehr. Ich mache eine kurze Müsliriegelpause und dann wandere ich weiter.
Brücke über den Njáhkájåhkå
Weiter unten ziehen Nebelschwaden durch das Tal. Ich vermute den Njáhkájåhkå dort. Weit kann es nicht mehr sein. Das Gelände wird offener. Ich finde eine frische knackige Rotkappe am Wegesrand. Die Vorspeise heute Abend ist gesichert. Und schon erspähe ich die hölzerne Brücke. Zwei Stunden habe ich benötigt und damit einen guten Schnitt von 3 Kilometern pro Stunde mit dem schweren Rucksack erreicht.
An der Brücke über den Njáhkájåhkå gibt es auf der südlichen Seite einige Möglichkeiten zu zelten. Zwischen den Bäumen versteckt gibt es sogar ein gutes Plumpsklo. Das sorgt wohl dafür, das es recht sauber in den Büschen ist. Es sind noch andere Wanderer da, die sich in den Buchten umschauen und wohl nicht entscheiden können. Ich suche nicht lange und biege in die erst beste Bucht ein. Zelt aufbauen, Wasser holen, Luftmatratze aufpusten, die Routine stellt sich sofort ein. Nur bin ich leider recht nass geworden. Irgendwie hatte ich die Regenjacke vorne nicht richtig zu und so ist mein Langarmshirt vorne nass und sogar die Unterhose ist feucht geworden.
Inzwischen bin ich alleine auf dem Platz. Das schwerste Abendessen wandert heute in den Kochtopf, Mandelreis mit Huhn. Zuvor brutzelt die Rotkappe in der Pfanne. Dann will einfach nur noch schlafen.