Morgens um 7:00 Uhr wache ich auf. Das Wetter am Lulep Rissájávrre ist schön, aber bevor ich mich entlang der Grenze zwischen Padjelanta und Sarek mache muss ich noch die Fjällwelt in Ordnung bringen. Ich frühstücke, packe in den Tagesrucksack Notfallsachen, Regenjacke und Watschuhe und gehe zurück zum Ruderboot am Álggajávrre.
Für den unwahrscheinlichen Zufall, dass jemand eines der Boote bereits ans andere Ufer gerudert hat, bleibe ich erst einmal auf der Höhenlinie. Durch die vielen Hügel gibt es jedoch keinen freien Blick auf den See. Ich kann es immer noch nicht glauben, dass mir gestern entfallen ist das Boot wieder ans andere Ufer zu bringen. Es ist schönes Wetter und bei der Extratour ohne Rucksack komme ich zügig voran. Der Gegenhang liegt noch im Schatten und es kein Zelt zu sehen. Als ich das Seeufer sehen kann bin ich auch schon fast unten. Beide Boote liegen so wie ich sie verlassen habe.
Auch heute Morgen habe ich anfangs Mühe das zweite Boot zu bewegen. Ich schöpfe das Wasser heraus und kann es schliesslich über den blöden Stein ruckeln. Dann binde ich es ans Erste und ruder los. Eine leichte Brise weht heute über den See, aber das Rudern ist kein Problem. Am anderen Ufer beginnt der anstrengende Teil, denn ich muss eines der Boote wieder soweit ans Ufer ziehen, bis ich es an der Metallstange anbinden kann. Natürlich nehme ich das mit der langen Leine, aber die ist leider nicht lang genug um ohne Geruckel klar zu kommen. Schliesslich ist das Werk vollbracht und das Boot sicher am Ufer und angeleint. Mein heutiger Kurzbesuch im Sarek ist vorbei und es geht im anderen Ruderboot wieder zurück nach Padjelanta. So ein morgendliches Rudern hat schon etwas. Aber insgeheim bin ich froh, dass niemand ohne Boot dastand. Es ist 9:00 Uhr und ich mache mich auf den Rückweg zum Zelt.
Am Tjåggŋårisjåhkå
Um 10:15 Uhr bin ich wieder am Zelt. Es weht ein kalter Wind und es zieht langsam zu. Ich koche Wasser für ein zweites Frühstück mit Kartoffelpüree und Tee. Eine Stunde später komme ich los. Als Erstes muss ich den Rissájåhkå queren. Dazu steige ich am Nordufer etwas ab. In der Nähe einer Hütte befindet sich ein schöner Wasserfall. Unterhalb verbreitert sich das Flussbett und das Wasser ist flach. Ich bin optimistisch ihn in Gamaschen queren zu können. Kurz vorm anderen Ufer wird es jedoch tiefer. Umdrehen will ich nicht und so mache ich die beiden fehlenden Schritte. Ich spüre wie das kalte Wasser meinen Fuß erreicht. Nasse Füße gleich am Anfang der Etappe.
Das Gelände ist terrassenförmig. Ich gehe nun entlang der Höhenlinie. Die sumpfigen Flächen sind trocken und so komme ich recht zügig voran. Nach eineinhalb Stunden erreiche ich den Fluss vom Oarjep Rissávárre. Auch hier lande ich an einer Furt, bevor der Fluss verengt durch ein Steilstück fließt. Eigentlich wollte ich weiter unten im Tal bei der Renvakstuga entlang wandern. Da es aber hier oben so gut geht bleibe ich auf der Höhe. Ich passiere das Sarvesvágge und bis zum Jiegŋavágge und Ryggåsberget blicken. So langsam nähere ich mich auf der Höhe dem Tjåggŋårisjåhkå. Die kleinen Zuflüsse lassen sich hier oben gut queren.
Schließlich beginne ich mit dem Anstieg zum Pass zwischen Duottartjåro und Skiejákvárásj. Westlich von mir erblicke ich hoch im Hang den Rentierzaun (renstängsel). Er trennt die Gebiete der Jåhkågaska Tjiellde und Tuorpon Samen voneinander und reicht von Árasluokta bis zum Vássjábákte. Das Gelände wird felsiger. Ich gehe möglichst auf den Gras- und Heideflächen. Östlich von mir beginnt das Njoatsosvágge. Der Skiejákvárásj verhindert den Blick ins Tal, aber ich kann den Gipfel der Bulkas erkennen.
Schließlich erreicht ich den Zaun. Er ist eindeutig neu gemacht. Neue Holzpfähle und ein ca. 2 Meter hoher grober Maschendraht, der keine Lücken zwischen Zaun und Boden lässt. Westlich von mir fließt der Tjåggŋårisjåhkå. Dort sehe ich orange Stange und vermute einen Durchgang. Der Tjåggŋårisjåhkå hat hier oben wenig Wasser. Ich habe richtig gesehen und an einer Engstelle ist eine Lücke, die mit Plastikstangen verhängt ist. Es liegt noch Material und Werkzeug herum und ist noch nicht ganz fertig. Ich kann den Zaum problemlos durchschreiten und habe mein letztes Hindernis für heute überwunden.
Mein heutiges Ziel ist der See Vássjájávrátja. Ich quere den Tjåggŋårisjåhkå und bin damit wieder im Sarek Nationalpark. Das Tal ist breit und fast eine Ebene. Ich darf nicht zu weit absteigen, aber neige immer dazu zu weit oben zu gehen. Ich wandere vorbei an Seen und kleinen Tümpel. Nach einer Stunde komme ich an einen kleinen See. Die Füße tun weh und ich überlege hier zu übernachten. Allerdings ist der Boden recht hart und mit der kaputten Luftmatratze nicht so ideal. Das Wetter ist zudem auch schön. Nach einer kurzen Pause gehe ich weiter. Hier oben sind viele der Bäche und Tümpel trocken. Einige der Wasserläufe haben grüne glitschige Algen, die extrem rutschig sind.
Nach einer Stunde komme ich an einen Bach. Rentiere äsen hier und sind nicht so begeistert von meinem Besuch. Wo der Untergrund trocken ist, ist es zu schräg fürs Zelt und die ebenen Flächen sind zu feucht. Weiter mag ich nun auch nicht mehr gehen. Ich gehe am Bach entlang aufwärts und treffe auf einen schönen Zeltplatz. In der Ferne sehe ich die Berge Juŋkåtjåhkkå und Kierkevare.
Am Abend ziehen Regenwolken auf und es fängt mal wieder an zu regnen. Durch den Extraweg zum Álggajávrre komme ich auf 18 Kilometer. Nach einem langen Tag bin ich hungrig und freue mich auf Pasta mit Lachs.
Ruderboot am Álggajávrre
An der Alkavare Kapell gibt es zwei Ruderboote um ans andere Ufer des Álggajávrre bzw. Miellädno zu rudern. Die beiden Ruderboote wurde 2009 von der Kirchengemeinde Jokkmokk und dem Fjällvandrarklubben Skarja gespendet und per Hubschrauber an den Álggajávrre transportiert. Während das Wassern alleine schwierig sein kann, lassen sich die Aluminiumboote einfach rudern.
10.2024
Renstängsel von Árasluokta bis Vássjábákte
Der Rentierzaun (renstängsel) verläuft zwischen der Samisiedlung Árasluokta am Virihaure und dem Berg Vássjábákte am Njoatsosvágge. Er trennt auf 30 Kilometer die Gebiete der Jåhkågaska Tjiellde und Tuorpon Samen voneinander und stellt ein schwer zu überwindenes Hindernis da. Einzige Chance ist eine Stelle zum Unterdurchkrabbeln zu finden (häufig an Wasserläufen möglich) oder einen Durchlass:
- am Tjåggŋårisjåhkå: 67°15'55" N, 17°10'49" E
- an der Brücke Árasjåhkå: 67°22'13" N, 16°48'12" E
- westlich Álájávrre: 67°19'40" N, 16°56'6" E
10.2023