Sarek Trekking - der einsame Westen
Von Kvikkjokk zum Pårtetjåkkå Observatorium, Luohttoláhko-Ebene und Alkavare Kapelle

11. Tag: Luohttojávrre · Abstieg ins Sarvesvágge · Fluss vom Nuortap Luohttojiegŋa · Sarvesvágge am Niejdariehpvágge

Sarvesvágge

Der Wind hat am Luohttojávrre in der Nacht nachgelassen und es war ruhig, aber die kaputte Luftmatratze nervt. Ich habe es gestern eindeutig verschlimmbessert und musste in der Nacht ein paar mal Luft nach blasen. Um 7:30 werde ich von der Sonne geweckt. Blauer Himmel. Der Wetterbericht stimmt perfekt. Ich steige auf den Erdwall hinterm Zelt und mache erstmal Fotos.

Rentier am LuohttojávrreRentier am Luohttojávrre

Zum Frühstück gibt es heute Müsli und einen Topf Tee. Beim Frühstücken bekomme ich Besuch von Rentieren, die direkt neben dem Zelt anfangen zu äsen und mir Gesellschaft leisten. Nicht allen in der Herde ist mein Zelt geheuer und sie grunzen warnend. Nach diesen anhaltenden Protesten ziehen sich alle zurück und umgehen mein Zelt lieber mit Abstand. Ich beginne mit dem Einpacken.

Am Westufer des LuohttojávrreAm Westufer des Luohttojávrre

Um 9:30 Uhr komme ich schließlich los. Um die Feuchtwiesen und Zuflüsse am Ostufers des Luohttojávrre zu meiden will ich am Westufer entlang wandern. Der See hat auf der Karte zwei Abflüsse. Einen am Nord- und einen trocken wirkenden am Südufer. Vor mir liegt eine steinige Fläche mit Erde und Moos dazwischen. Es lässt sich gut gehen. Nach wenigen Metern finde ich ein schönes unbeschädigtes Geweih. Am Westufer münden einige Bäche in den See. Das Gelände ist dadurch leicht sumpfig, aber es gibt genug Erhebungen um mit trockenen Füssen durchzukommen.

Wollgras mit NåiteWollgras mit Nåite

Ich folge der 1200 Meter Höhenlinie und entferne mich so langsam vom See. Der größte zu querende Zufluss kommt vom Gletscher Orjep Luottojiegŋa. Er fließt in einem breiten Kiesbett mit vielen Armen. Das Wasser ist flach und ich kann so in den Wanderschuhen durchlaufen. Die Steine werden weniger und ich wandere nun auf Grasterrassen Richtung Sarvesvágge. Diese werden zunemhend trockener und das Wollgras weicht anderen Blumen. Den Talgrund des Sarvesvágge kann ich allerdings noch nicht sehen.

SarvesvággeSarvesvágge

Über den Hang zwischen Nåite und Luohttotjåhkkå will ich über einen kleinen Bergrücken zur Renvaktarstuga absteigen. Dort ist das Gefälle am geringsten und weiter westlich gibt es noch einen Fluss, der tief eingeschnitten in einer felsigen Rinne fließt. Schließlich kann ich im Osten nicht nur den Stuor Skoarkki, sondern auch Talgrund des Rapadalen mit Ráhpaädno, sehen. Der Abstieg zieht sich. Im Westen wird der Blick frei zum Niejdariehpvágge. Schließlich kann ich den Sarvesjåkkå mit seinem Kiesbett im Osten sehen. Direkt vor mir sehe ich weiterhin nur den Hang vor mir. Die Renvaktarstuga als Orientierung scheidet also aus.

Fluss vom LuohttotjåhkkåFluss vom Luohttotjåhkkå

Neben mir erscheint eine Rinne, welche bei der Planung als schwierig zu queren aus sah. Nun führen Rentierpfade dort hin. Soweit westlich wollte ich eigentlich gar nicht absteigen. Ich mache eine Pause und schaue auf die Karte. Auf meinen möglichen Ausflügen stand noch der Cayon des Sarvesjåkkå, welcher sich rund einen Kilometer flussabwärts der Renvaktarstuga befindet. Ich hatte jedoch auch geplant dort in der Nähe zu zelten. Ich möchte heute auf alle Fälle weiter gehen und entschließe mich dem Rentierpfad zu folgen. Dieser führt mich direkt auf eine Stelle, wo ich den Bach gut queren kann. Auch wenn es auf der Ostseite schräge Felsplatten gibt, sieht es in Natur deutlich besser aus als auf den Satellitenfoto. Mir ist es lieber so als anders herum.

Sarvesvágge mit Niejdariehppe, Rijddajiegŋa und RijddatjåhkkåSarvesvágge mit Niejdariehppe, Rijddajiegŋa und Rijddatjåhkkå

Auf Rentierpfaden gehe ich nun schäg abwärts. Ein Adler dreht über mir im Aufwind seine Kreise. Schließlich erreiche ich den Talgrund. Im Sarvesjåkkå fliesst graues Gletscherwasser und es ist schwer abzuschätzen wie tief es ist. Es ist noch rund ein Kilometer bis zum Fluss des Gletschers Nuortap Luohttojiegŋa. Immer wieder kann ich auf Pfaden gehen, dann lösen sie sich auf den Feuchtwiesen wieder auf. Eine große Wolke verdeckt inzwischen die Sonne.

Furt des Flusses vom Nuortap LuohttojiegŋaFurt des Flusses vom Nuortap Luohttojiegŋa

Der Fluss vom Nuortap Luohttojiegŋa fließt schnell und kann früh im Sommer häufig noch über eine Schneebrücke gequert werden. Dafür war ich zu spät im Jahr. Trotz des warmen Wetters scheint der Wasserstand nicht hoch, aber es dauert aber bis ich eine mir genehme Stelle finde. Es gibt zwar mehrere Inseln, aber in einem der Arme fließt das Wasser immer schnell und scheint tief zu sein. Einfach herüber schreiten kann ich nicht.

Furt des Flusses vom Nuortap LuohttojiegŋaFurt des Flusses vom Nuortap Luohttojiegŋa

Kurz vor der Mündung in den Sarvesjåkkå gibt es eine Kiesbank und die Hauptströmung ist breiter. Ich kann trotz des milchigen Wassers sogar den Grund sehen. Ich entschließe mich in meinen Wanderschuhen mit Gamaschen zu gehen. Mit zwei Schritten bin ich durch. Die Schuhe sind noch trocken. Die Nebenströmung ist tiefer als erwartet, hält aber keine Überraschung mehr vor. Ich gehe ein paar Meter und mache eine Pause. Die Sonne kommt wieder heraus. Weiter unten im Sarvesvágge scheint es nun zu regnen. Als ich weiter gehe muss ich noch einen zweiten Arm des Gletscherflusses queren. In diesem Bachbett läuft deutlich weniger Wasser und ich kann die einzelnen Arme einfach überschreiten.

Sarvesjåkkå und Mündung des Flusses vom Gletscher Rijddajiegŋa
Sarvesjåkkå und Mündung des Flusses vom Gletscher Rijddajiegŋa

Ich gehe weiter am Ufer des Sarvesjåkkå entlang. Diesen muss ich noch queren, aber das will ich oberhalb der Mündung des Gletscherflusses vom Rijddatjiegŋa tun. Der große Kieskegel mit vielen Flussarmen ist nicht mehr weit entfernt und nimmt eine große Fläche ein. Auf der anderen Talseite gehen hoch im Hang zwei Wanderer, die mir entgegen kommen. Vermutlich kommen sie aus dem Niejdariehpvágge.

Sarvesjåkkå am NiejdariehpvággeSarvesjåkkå am Niejdariehpvágge

Es geht über kleine Hügel an schönen Zeltplätzen vorbei. Ich spüre plötzlich meine linke Hüfte und kann mich nicht erinnern eine falsche Bewegung gemacht zu haben. Bei jedem Schritt zieht es. Komisch, sowas habe ich noch nicht gehabt und es tritt jetzt wo ich in der Ebene gehe auf. Ich erreiche das westliche Ende des Schuttkegels vom Rijddatjiegŋa. Im Sarvesjåkkå liegen viele Steine. Hier wollte ich rüber, aber nun überlege ich es mir anders und gehe noch etwas weiter am Ufer entlang.

Furt durch den SarvesjåkkåFurt durch den Sarvesjåkkå

Der Sarvesjåkkå wirkt nun fast wie ein flacher See. Vielleicht komme ich ja in Wanderschuhen weiter oben ans andere Ufer. Kiesbänke und flache Schwelle geben mir wenig später Hoffnung. Direkt oberhalb des Zufluss aus dem Niejdariehpvágge komme ich mit trockenen Füssen ans andere Ufer des Sarvesjåkkå. Dort ist ein Hügel mit Heide und schönen Blick das Sarvesvágge entlang. Ideal zum Zelten. Es ist erst 14 Uhr. Aber durch das Niejdariehpvágge bis zum Álggavágge sind es rund 8 Kilometer. Das wäre ein langer Tag und meine Hüfte protestiert schon jetzt. Ich suche mir einen ebenen Platz mit weichen Untergrund. Kaum steht das Zelt, fängt es an zu tröpfeln. Ich mache das beste draus und esse erst einmal etwas zu Mittag. Eine Portion Kartoffelpüree mit Speck und Zwiebeln.

Regenwolken ziehen aufRegenwolken ziehen auf

Dann ist der kurze Schauer vorbei. Ich hole Wasser fürs Abendessen und Frühstück. Weiter oben im Sarvesvágge ist die Wasserscheide. Von dort ziehen nun richtig dunkle Wolken auf. Die andere Richtung gefällt mir mit Sonne und blauen Himmel besser. Der Wind frischt auf. Ich spanne die Zeltleinen lieber noch nach und kann mich gerade noch so ins Zelt flüchten. Dann geht der Wolkenbruch los. Es stürmt und weiter oben kann ich im Niejdariehpvágge das Poltern von Steinschlag hören. Wie gut, dass ich nun nicht am Pass im Niejdariehpvágge bin. Ich gönne mir einen Cappuccino mit drei Schweizer Nussstängeli.

Spiegelungen im SarvesvággeSpiegelungen im Sarvesvágge

Nach Regen kommt Sonnenschein ist eine Regel die im Sarek immer zutrifft. Es dauert eine Stunde und der Spuk ist vorbei. Als sei nichts gewesen scheint die Sonne und es ist windstill. Ich laufe mit der Kamera umher und versuche die wunderschöne Landschaft einzufangen. Die umliegenden Berge spiegeln sich in den Tümpeln. Ein einzelnes Rentier kommt vorbei. Auch wenn über dem Padjelanta weitere dunkle Wolken lauern, soll es morgen trocken sein. Zu Abend esse ich Cous-Cous mit Huhn in Pfeffersoße. Morgen also weiter ins Álggavágge.

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