Morgens ist es am Ufer des Bálgatjávrásj fast windstill und nebelig. Immer wieder gibt es kräftige Regenschauer. Der Nebel ist leider hartnäckig und bleibt über den Vormittag. Wenn man den Wind brauchen könnte, dann weht er nicht. Meine Luftmatratze ist außerdem alle vier Stunden so flau, das ich sie wieder auf pusten muss. Das ist mühsam, aber geht doch besser als am Vorabend gedacht. Ich gammele den Morgen mit der Hoffnung auf besseres Wetter herum. Schließlich bin ich hier oben um etwas von der schönen Landschaft sehen und nicht im Nebel rum zulaufen.
Ursprünglich hatte ich vorgesehen auf den Gipfel des Nåite zu steigen, aber da die Wolken so tief hängen und die umliegenden Berge nicht zu sehen sind, verzichte ich darauf. Ich will nun auf direkten Weg zum See Luohttojávrre gehen, welcher auf der Nordwestseite der Luohttoláhko-Ebene liegt. Zwischen den beiden Seen liegen nur fünf Kilometer. Eigentlich muss ich nur eine Kuppe überschreiten. Nicht sehr viel für eine Tagesetappe, aber der Wetterbericht für morgen sieht richtig gut aus. Es wäre doch schade, wenn ich dann die Ebene schon verlassen hätte. Weiter gehen will ich heute auf alle Fälle, denn der Boden, wo das Zelt steht, ist vom Regen aufgeweicht. Zum Glück hält der Zeltboden dicht.
Es wird Mittag und es nieselt immer noch leicht. Zumindest klart es über der Luohttoláhko-Ebene auf. Ich entschließe mich weiter zu warten und etwas zu essen. Ich habe Appetit auf Instant-Nudeln und einen Topf Tee mache ich mir auch gleich.
Um 14 Uhr klart es endlich auf und ich gehe los. Ich wandere am Ostufer des Bálgatjávrásj entlang. Am Nordufer quere ich einen Zufluss. Das Bachbett ist breit und das Wasser plätschert zwischen den Steinen. Farbenprächtige Moose bringen etwas Farbe in die graue Landschaft. Vor mir erhebt sich die 50 Meter höhere Kuppe. Ein Steinberg und graue Wolken sind alles was ich sehe. Wo ich genau hin muss, kann ich nicht erkennen und so ermittel ich die Richtung mit Hilfe des GPS.
Die Luohttoláhko-Ebene ist größtenteils steinig, aber es lässt sich gut gehen. Zudem klart es weiter auf und ich kann der Nase nach wandern. Rentierherden ziehen ebenfalls über die Ebene. Bald kann ich den Luohttojávrre sehen. Ich gehe erst einmal über Grasflächen auf der nördlichen Seite eines seiner Zuflüsse entlang. Bevor er in den See mündet, fließt er durch Feuchtwiesen nach Norden. Ich quere ihn lieber vorher, denn ich will an das südöstliche Ende des Sees.
Um 16 Uhr erreiche ich das Seeufer. Hier stürmt es mal wieder und ich suche mir eine Stelle hinter einen Erdwall als Windschutz. Ich zelte also am Luohttojávrre ohne ihn vom Zelt aus zu sehen. Dafür habe ich einen freien Blick auf die Feuchtwiesen. Vom See hole ich Wasser und muss dabei aufpassen, dass die Wellen nicht in meine Schuhe schlagen. Ich bin froh, als ich wieder windgeschützt hinter die Erhebung verschwinden kann. Ich gönne mir eine Blåbär och Hallonsoppa und flicke nochmal an meiner Luftmatratze herum.
Auch wenn es weiter aufklart, die Sonne kommt nicht durch. Überall Wolken. Dafür kommen Rentiere am frühen Abend zu den Feuchtwiesen. Sie lassen sich zwischen den Wollgräsern nieder oder äsen. Eine Herde steht plötzlich auf dem Weg dorthin neben meinem Zelt und dreht dann doch lieber wieder um. Die Herde auf den Feuchtwiesen macht es genau anders herum und bewegt sich langsam auf mich zu. Irgendwann wird mein Stall entdeckt und sie gehen lieber auf der anderen Seite des Erdwalls am Seeufer entlang.
Ich schicke meine Position nach Hause. Außerdem fordere ich einen neuen Wetterbericht an. Es dauert ein paar Minuten und dann meldet das Garmin den Empfang. Morgen soll den ganzen Tag die Sonne scheinen. Ich bin gespannt. Die Frage ist nur, was mache ich. Doch noch auf den Gipfel des Nåite gehen? Das Pårtemassiv kann ich nicht mehr so gut sehen, da der grösste Teil hinter der Kuppe verborgen ist. Ich will westlich vom Nåite ins Sarvesvágge absteigen. Dort ist die Sicht zum Rapadalen nicht ganz so gut, aber ähnlich und den Låddebákte dürfte ich auch sehen können. So langsam muss ich sehen, dass ich nach Alkavare komme. Morgen steht auf alle Fälle die Querung des Flusses vom Gletschers Nuortap Luohttojiegŋa und des Sarvesjåhka an. Wenn alles klappt, komme ich vielleicht noch durch das Niejdariehpvágge.
Es wird Zeit fürs Abendessen. Heute gibt es Spaghetti Bolognese. Tomatensauce und das Hack müssen nicht lang einweichen. Ich koche im kleinen Vorzelt. Mit dem bodennahen Gaskocher ist es gerade so möglich. Die Sohle des linken Schuhs ist immer noch feucht und ich lege sie oben auf Windschutz und Kochtopf. Es ist mir eine Freude das Wasser verdampfen zu sehen. Endlich trocken. Nach wenigen Minuten dampft das fertige Essen im Topf. Lecker, nur Parmesan vermisse ich heute etwas.
Ohne Sonne ist es kühl draußen. Ich spanne das Zelt nach und verschwinde früh in den Schlafsack. Hoffentlich dreht der Wind nicht wieder in der Nacht.