Um 7:00 Uhr wache ich auf. Als ich aus dem Zelt schaue hängen die Wolken weiterhin tief über den Bergen und ein kalter Wind weht. Zum Glück hat er gedreht und kommt nun von Norden. Beim Wandern also von hinten. Zwei Stunden später komme ich los. Ich quere den Gárránisjågåsj auf der Höhe meines Zeltplatzes und steige nicht hinab zum Steinmännchen. Auf der anderen Seite finden sich ebenfalls ältere Steine auf einem großen Felsblock. Natürlich sieht das auch nicht aus.
Ich wandere oberhalb der 1000-Meter Höhenlinie. Erneut finde ich einen Schädel mit großen Geweih. Ebene Grasflächen machen es leicht zu wandern. Ich komme deshalb zügig voran und erreiche das südliche Ende des Bajep Buojdes nach zwei Stunden. Fast sechs Kilometer zeigt das GPS an. Es läuft heute. Das samische Wort bajep bedeutet soviel wie höher liegend. Auf dem Weg zum Buojdes kommt mir eine Rentierherde entgegen. Wir bleiben stehen und schauen uns an. Als ich weiter gehe, legen sich die ersten Tiere hin. Vor mir müsste nun langsam der andere Buojdes-See erscheinen. Es dauert bis ich ihn sehen kann, denn er liegt in einer Senke. rund 100 Höhenmeter unterhalb des Bajep Buojdes.
Die Route führt am nördlichen Ufer des Buojdes entlang. Damit muss ich zwar den Ausfluss des Sees queren, aber das südliche Ufer ist deutlich steiler. Der Himmel ist grau in grau. Es fängt an zu nieseln. Ich kann mich nicht richtig entscheiden weiter oben im Hang entlang oder doch am Seeufer? Ich fange hoch an, steige dann aber zum Seeufer hinab. Einem Pfad finde ich nirgendwo. Eben bin ich noch richtig flott unterwegs gewesen und nun ist es einfach nur noch mühsam. Dafür gibt es große reife Blaubeeren. Plötzlich bewegt sich etwas kleines Flauschiges vor mir. Es ist eine Wühlmaus, die mich mit dunklen Knopfaugen anschaut und dann flüchtet.
Um 13 Uhr erreiche ich den Buojdesjåhkå, welcher am östlichen Ende aus dem Buojdes fließt. Ich suche mir eine windgeschützte Stelle und mache eine Mittagspause. Da es nieselt ist sie nach 10 Minuten vorbei. Ich blicke noch die kleine Schlucht hinab ins Tjuoldavágge, aber wirklich etwas sehen kann ich außer dem Berg Tjuollda nicht. Dann quere ich den Buojdesjåhkå kurz unterhalb des Sees. Es ist flach genug, aber die grünen rutschigen Algen machen mir das Leben auch hier schwer. Ich trete nur auf die trockenen Steine und komme sicher ans andere Ufer.
An der anderen Seite beginne ich gleich im Nieselregen mit dem Aufstieg zum östlichen Ende des Slihtervágge. Wieder komme ich an Blaubeeren vorbei. Diesmal pflücke ich ein paar für heute Abend. Ich gehe entlang des Bergrückens und erreiche schließlich den kleinen See im Sattel östlich des Slihtavárre. In der Ferne erblicke ich das Tarrekaise-Massiv. Ich lande auf dem Hügel neben dem See. Vor mir bzw. mehr unter mir liegt ein tiefer Teileinschnitt mit Geröll. Hier geht es nicht weiter. Ich steige nach Westen ab und quere die Ebene, welche sich östlich an das Slihtervágge anschließt. Das Gelände wird zunehmen schwerer zu gehen. Immer mehr Geröllfelder versperren den Weg. Ich passiere wieder alte Steinmännchen. So schlecht kann meine Route also nicht sein. Schließlich erreiche ich den Sattel westlich der Ruonas mit den kleinen Seen. Hier gibt es wieder mehr Gras.
Ich passiere die Ruonas und dann öffnet sich der Blick hinab ins Ruonasvágge. Der Ruonasgårsså fließt durch eine enge schwer zu überwindende Schlucht hinab ins Tjuoldavágge. Ich will deshalb weiter westlich durch die Ruonasgåhpe-Senke wandern und die einzelnen Zuflüsse damit oberhalb der Schlucht zu queren.
Ich steige am westlichen Ufer des schmalen Baches vom Sattel westlich der Ruonas ab. Es geht über Wiesen. Als es sumpfiger wird folge ich den Höhen. Es geht ziemlich gerade bergab. Als ich den Ruonasgårsså erreiche, hat er mehr Wasser als gedacht. Es nieselt noch immer und ich habe keine Lust in die Watschuhe zu wechseln. Ich laufe deshalb am Ufer entlang flussaufwärts. Schließlich finde ich nach 500 Metern eine Stelle um in Schuhen trocken ans andere Ufer zu kommen. Bei besseren Wetter hätte ich wohl schon längst aufgegeben und die Schuhe gewechselt.
Auch die Flüsse die am Tarrekaise-Massiv entspringen, fließen im unteren Teil durch eine tiefe Schlucht. Der Fluss der von der Bergflanke des Málmmatjåhkkå kommt hat zudem weiter oben ebenfalls eine felsige Schlucht. Ich peile deshalb eine mögliche Furt auf 960 Meter an und beginne mit dem Anstieg. Ich folge dabei immer dem bequemsten Weg auf Heideflächen entlang und steige dabei gemächlich auf.
Nach einer halben Stunde fängt es richtig an zu Regnen. Es sieht auch nicht aus, als ob es heute Abend noch wieder besser wird. Nachdem ich einen klein Bach gequert habe erreiche ich eine ebene Fläche mit Heidekraut und etwas Moos. Ich baue das Zelt mit Blick auf den Ruonas auf. Es ist 17:00 Uhr und ich gönne mir den vorletzten Cappuccino und schaue auf die Karte. Ich habe es zwar heute nicht ganz bis zu den Hábres geschafft, aber doch einiges an Strecke aufgeholt. Der Wetterbericht sagt für die nächsten zwei Tage gutes Wetter voraus. Mittwoch sollte ich also Kvikkjokk erreichen können. Zu Abend gibt es Spaghetti mit Hack in Tomatensauce. Als Dessert gibt Vanillepudding mit frischen Blaubeeren vom Buojdes. Noch einen Topf Tee und ein paar Notizen schreiben, dann gehe ich ins Bett.