Die Nacht am Seeufer des Stuor Dáhtá ist ruhig und warm gewesen. Nun ist es 6 Uhr und die Wolken hängen tief über den See. Von dem schöneren Wetter gestern ist nicht viel übrig geblieben. Am Nachmittag soll es aber wieder aufklaren. Um 7 Uhr ist es immer noch trocken. Ich stehe optimistisch auf und frühstücke Süßkartoffeln mit Apfel und Mandeln. Dazu gibt es einen Topf Tee. Als ich um 8:30 Uhr fast fertig mit Packen bin, fängt es kräftig an zu regnen. So wie gestern, warte ich erst einmal ab. Die Regenwolken ziehen von Osten durch das Tal. Es sieht eigentlich gar nicht nach Regen aus, aber das Geplatter auf dem Zeltdach sagt etwas anderes.
Um 10 Uhr wird es besser und als ich gegen halb 11 Uhr los gehe, ist es sogar trocken. Für mich beginnt gleich hinter dem Zelt der Aufstieg auf das Plateau um die Seen bei Boarek. Nach wenigen Metern komme ich auf den Hauptpfad, auf dem gerade eine größere Gruppe absteigt. Ich warte bis alle durch sind und freue mich heimlich, dass die Regentropfen von ihnen von den Sträuchern abgeschüttelt wurden. Rund 250 Höhenmeter geht es bergan. Der Nadelwald wird dabei langsam zu Fjällbirkenwald (Fjällbjörkskog). Als ich eine Sumpffläche erreiche wähne ich mich schon oben, aber es folgt noch ein weiterer Anstieg.
Dann bin ich oben auf der Pårek-Ebene. Der Pfad tritt aus dem Wald und trifft auf die erste größere Sumpffläche, die sich jedoch gut queren lässt. Der Pfad ist trocken. Auf der anderen Seite ist eine weitere Anhöhe mit Birkenwald, die den Ausblick über die Fläche verhindert. Nur soviel lässt sich schon sagen, über dem Pårte-Massiv hängen tiefe Wolken. Von den Bergen ist kaum etwas zu sehen.
Die Bäume werden zunehmen weniger und werden durch Sumpf und Weidengestrüpp abgelöst. Der Pfad führt auf trockenen Gelände und wenn es einmal eine Sumpffläche zu queren gibt, dann wurden Bretterstege verlegt. Rund 3 Kilometer sind es bis zur Furt am See Boarekjávrre. Die will ich heute eigentlich bewältigen.
Von Osten ziehen wieder bedrohlich schwarze Wolken auf. Am Berg Gállakvárre regnet es schon. Lange kann es nicht mehr dauern bis der Regen bei mir eintrifft. Es gehört zu den unangenehmen Dingen, wenn man eine dunkle Regenfront auf sich zukommen sieht. Da fehlt eigentlich nur noch, dass es eine Furt zu queren gilt und es regnet dabei in die Schuhe. Rund einen Kilometer vor dem Boarekjávrre erreiche ich auf eine Anhöhe, als die ersten dicken Regentropfen fallen. Schnell baue ich das Zelt auf und hole den Kocher raus. Ich will die Regenunterbrechung fürs Mittagsessen nutzen. Nur leider gibt es kein brauchbares Trinkwasser in der Nähe und in meiner Trinkflasche ist Ebbe. Also gibt es stattdessen Knäckebrot. Nach einer Stunde ist der Spuk vorbei und ich gehe weiter.
Es dauert nicht mehr lange und ich erreiche die Furt am Boarekjávrre. Sie liegt am Seezufluss und ist recht breit. Bis zum anderen Ufer sind es rund 50 Meter. Es strömt nur leicht und das Wasser ist nicht tief. Eine ganze Reihe von Steinen liegen im Wasser, sowie eine alte Bretterkonstruktion. In Schuhen komme ich da nicht trocken durch und so schlüpfe ich in meine Watschuhe. Ich gehe oberhalb der Steine auf dem sandigen Boden zur kleinen Insel an der anderen Seite. Das Wasser bleibt deutlich unterhalb des Knies. Das letzte Stück muss ich mir einen Weg zwischen den Steinen suchen, die etwas rutschig sein. Als ich wieder meine Wanderstiefel anziehe, kommt das Paar vom Vortag wieder. Sie kommen mir ohne Gepäck entgegen. Wenig später gesellen sich zwei Schweden dazu, die sich bei mir nach der Wassertiefe erkundigen.
Ich überlasse den anderen den Platz und wandere weiter. Der Pfad führt mich direkt zur Abzweigung zu Hambergs Hütte. An der Abzweigung stehen zwei weitere Schweden und essen gerade ihre Trekkingmahlzeit im Stehen. Es stinkt brutal nach einer Currymischung. Bevor mir schlecht wird, biege ich ab und erreiche nach hundert Metern die abgeschlossene Hütte. Die in der Karte Vetenskapsstn genannte Hütte unweit des Seeufers ist eine von fünf Hütten, die Axel Hamberg errichten lies. Diese 1912 errichtete Stuga soll am besten erhalten sein. Auf der Lichtung gibt es einige Plätze auf denen wohl auch regelmäßig gezeltet wird. Ich verlasse den historischen Ort und gehe weiter. Nächstes Ziel ist das Kalfjäll, oberhalb der Baumgrenze, wo es unendlich viele schöne Zeltplätze gibt.
Der Pfad führt weiter durch den Birkenwald. Es geht in einigen Abstand an den Kåten und Häusern der Sameviste Boarek vorbei. Ein kleiner Fluss plätschert und ich erreiche einen schönen Zeltplatz zwischen den Bäumen. Da ich aber schon das Ende von den Birken erahnen kann gehe ich weiter. Schließlich baue ich um 17 Uhr das Zelt auf einer Fläche mit Heidekraut und Blick über die Seenlandschaft auf. Kaum steht das Zelt fängt es an zu regnen. Ich hole noch schnell Wasser und dann verschwinde ich im Trockenen. Zum Abendessen gibt es heute Knöpfli mit Huhn in Waldpilzsauce. Auch hier habe ich noch Handyempfang. Die Wettervorhersage für die nächsten Tage sieht übel aus. Den Aufstieg zum Pårtetjåkkå Observatorium muss ich wohl streichen.