Die Nacht war erstaunlich warm. Morgens scheint die Sonne über dem Sarvesvágge, aber es ziehen auch schon wieder Wolken auf. Eine anstrengende Passpassage mit 300 Höhenmetern durch das Niejdariehpvágge mit vielen Steinen steht an. Als Grundlage dafür gibt es Müsli zum Frühstück. Um 9:30 bin ich marschbereit. Oben im Tal strahlt noch blauer Himmel durch eine Lücke. Ich gehe schräg in den Hang und folge dann einen Rentierpfad. Ich bleibe auf der westlichen Seite des Flusses, wo größere Grasflächen das Gehen einfach machen. Von der Südflanke des Niejdariehppe ist eine Gerölllawine abgegangen. So laut hat es gestern nicht gepoltert. Das hörte sich nach einzelnen Felsen an.
Es wird langsam steiniger. Mit jedem Schritt komme ich einem Schneefeld näher, welches den ganzen Talgrund ausfüllt. Rentiere liegen auf dem Schnee und als ich näher komme entfernen sich erst auf die andere Seite des Feldes. Steine liegen auf dem Schnee. Auch hier hat es vor nicht langer Zeit einen heftigen Steinschlag gegeben. Der Schnee ist fest und es lässt sich gut drauf gehen. Als ich aufblicke kommt mir die Rentierherde entgegen. Sie ändern die Richtung und laufen seitlich auf ein großes Schneefeld und entschwinden schließlich über felsigen Grund aus meinem Blickfeld.
Weiter oben ist das Schneefeld zu Ende. Ein Geröllwall wartet auf mich und ein Steinmännchen. Das bewegt sich plötzlich und dann wird klar, dass es eine Pudelmütze ist. Zwei Schweden machen Pause und außer 'Hej' sagen sie nichts weiter. Das ändert sich selbst nicht, als sich einenr der sehr lockeren Felsen beim Darüberbalancieren in Bewegung setzt. Es rumpelt laut. Der riesige Stein rutscht mir gegen den linken Spann und schrammt dann an der Wade vorbei. Es tut unheimlich weh. Mist, das hab ich ja super hinbekommen. Ich setzte mich und bewege vorsichtig den großen Zeh. Geht. Drauf stehen kann ich auch. Ich lasse den Schuh an und warte das der Schmerz nachlässt. Dann gehe ich weiter auf das nächste Schneefeld. Blau wird das auf alle Fälle sein, aber es scheint, als ob ich richtig Glück im Unglück hatte und der schwere Wanderschuh mir gerade meine Tour gerettet hat.
Weiter oben ist die Passhöhe und ein zweiter Wall aus losen Felsen erwartet mich. Diesmal bin ich besonders vorsichtig. Ich habe keine zwei Stunden für die drei Kilometer Aufstieg benötigt. Vor mir liegt nun eine steinige Passage. Bis auf den Felsenwall, liegen die meisten Steine jedoch fest. Es lässt sich besser gehen als beim ersten Anblick befürchtet.
Langsam steige ich ab. Ich halte mich recht weit oben auf der östlichen Talseite. Nachdem ich den Skájdetjåhkkå passiert habe, kommen die ersten Grasflächen. Ich will eine Pause mit Ausblick ins Álggavágge machen, aber immer wenn ich einen Punkt erreicht stelle ich fest das ich noch nichts sehe. Schließlich mache ich ohne Blick eine Pause. Knäckebrot mit Kalles Kaviar und eine kleine Salami. Lange bleibe ich nicht, denn ohne Sonne wird mir schnell kalt.
Die Schlucht des Niejdariehpjågåsj wird immer enger und tiefer. Ich bleibe weiter oben im Hang auf den Grasterrassen. Das Niejdariehpvágge verengt sich beim Übergang ins Álggavágge. Weiter unten im Hang sind deutlich ausgetretene Pfade und so ich steige zu ihnen ab. Der Hang ist recht steil und weiter unten rauscht der Niejdariehpjågåsj in einer engen Schlucht. Nach einem kurzen Stück ist der Hang des Álggavágge erreicht. Ich kann im Westen das östliche Ende des Álggajávrre erblicken und nach Osten bis zum Skårvatjåhkkå schauen.
Der Niejdariehpjågåsj floss eben noch tief unten in einer Klamm, nun ist er etwas offener und ich erkenne eine möglcihe Furt, wo andere bereits den Fluss gequert haben. Wenig später sürzt er wieder über Felsen in einen tiefen Graben. Auf der andern Talseite des Álggavágge fließt der Abfluss des Vattendelarglaciären. Beide Flüssen münden an der selben Stelle in den Álggajåhkå. Ich muss ihn und den Álggajåhkå queren um nach Alkavare zu gelangen.
Ich gehe am Ufer des Niejdariehpjågåsj entlang ins Tal. Dort wo er mündet, soll der Álggajåhkå einfach zu queren sein und der Fluss des Vattendelarglaciären ebenfalls. Ich nehme mir etwas Zeit und schaue mir die Arme des Gletscherflusses an. Weit oben im Hang erspähe ich drei Personen, die im Steilen versuchen die Querung zu machen. Sie laufen auf und ab. Zwei sind auf einer Insel gefangen und einer ist bereits am östlichen Ufer. Ich erreiche den klaren Álggajåhkå. Das klare Wasser fließt um eine kleine Kiesinsel. Das Wasser ist nicht tief. Ich wechsele in meine Crocs und sehe das erste Mal den recht blauen Spann des linken Fußes. Dick ist es nicht. Das kalte Wasser schmerzt, aber auch in den weichen Crocs kann ich gut gehen. Ruckzuck bin ich am anderen Ufer. Die verschiedenen Wasserarme vom Vattendelarglaciären fließen durch ein Kiesbett in den Álggajåhkå und lassen sich ebenfalls einfach queren.
Inzwischen haben die drei Wanderer weiter oben im Hang auch das andere Ufer erreicht. Das hätten sie hier unten leichter haben können. Ich wechsele wieder in meine Wanderschuhe und sehe die ersten Regenwolken aufziehen. Hier könnte ich gut zelten, aber es ist erst kurz nach 14 Uhr und ich möchte heute möglichst noch bis nach Alkavare kapell.
Einen Weg finde ich nicht richtig. Immer wieder gibt es kräftige Trampelpfade, die sich aufteilen und verschwinden. Ich weiß nicht ob ich höher oder tiefer im Hang gehen muss. Dazu fängt es an zu regnen und es geht durch Weidengestrüpp. Oben im Niejdariehpvágge hängen nun auch dunkle Regenwolken und ich bin froh dort nicht mehr zu sein. Inzwischen bin ich weiter oben im Hang des Alkavare gelandet. Alle Pfade führen nach oben und enden dann im nirgendwo. Dazu sind die Weidenbüsche vom Regen inzwischen nass. Da es hier oben auch nicht wirklich einen Weg gibt steige wieder ab.
Um 16:30 Uhr treffe ich am östlichen Ende des Álggajávrre auf eine ebene Heidefläche. Sie reicht für mein Zelt. Dazu gibt es in direkter Nähe einen fließenden Bach. Ich mache Schluss für heute. Zelt aufbauen, 3-Liter Wasser holen, die nassen Sachen ausziehen, Luftmatratze aufpusten und Schlafsack ausbreiten, soweit die Routine. Ich krame die Heparinsalbe hervor und begutachte noch mal den Fuss. Der Spann ist schön blau und tut beim einsalben etwas weh, aber wandern konnte ich gut. Als es aufhört zu regnen hänge ich meine Regensachen im Wind zum Trocknen auf. Nach dem Cous-Cous gestern ist heute wieder Spaghetti dran. Diesmal mit Tomate und Walnüssen.