In der Nacht stürmt es am Liehtjitjávrre. Schlafen tue ich kaum. Der Wind kommt mal links, mal rechts um die Landzunge zwischen dem Guhkesvákkjåhkå und Vuojnesjågåsj herum. Das Zelt flattert bei jeder Windböe laut. Dazu regnet es teilweise heftig. Zumindest fliege ich nicht davon und trocken ist es drinnen auch. Für den Tag habe ich nur ein Ziel - raus aus dem Wind.
Nach einem späten Frühstück packe ich im Sturm ein. Mit Hilfe von Wanderstöcken, Rucksack und Kamera kämpfe ich gegen den Wind an und packe das Zelt mit Mühe irgendwie zusammen. Der Wind ist eiskalt und die Hände sind es nun auch. Bei diesem Wetter habe ich keine große Lust auf ein Fußbad im Eiswasser des Vuojnesjågåsj. In der Hoffnung weiter oben einfach über die Kiesbänke des Gletscherflusses ans andere Ufer zu gelangen mache ich mich auf den Weg zurück zur Rengärde. Ich umrunde einen kleinen See auf der anderen Seite als am Vorabend und entdecke die Ursache warum er so nach Jauche stinkt. Die Reste einer Toilette stehen am Ufer. Ein blauer Plastikkanister mit kaputter Klobrille.
Ich gehe rund 500 Meter weiter flussaufwärts. Mehrere Arme fließen über Kiesbänke - hier sollte es doch möglich sein in Wanderschuhen und Gamaschen trockenen Fusses rüber zu kommen. Im Zickzack gehe ich von Kiesinsel zu Kiesinsel. Nur einmal ist es etwas tiefer, aber die Füße bleiben trocken.
Nun nichts wie raus aus dem Sturm. Ich kann nun am Ufer des Vuojnesjågåsj entlang zum See Liehtjitjávrre und um den Vuojnesskájdde gehen oder hoch über den Pass am Vuojnesvárásj vorbei. Es ist trocken und die Wolken werden auch immer heller. Oben scheint es zudem schneefrei zu sein, also wähle ich die kürzere Strecke hoch über den Pass.
Pass am Vuojnesvárásj
Bereits im Anstieg ist es windgeschützt. Ich folge einem Trampelpfad an einem Bach entlang. Dieser führt mich schnurstracks hinauf auf den Pass nördlich des Vuojnesvárásj. Bei einer kurzen Trinkpause durchdringt die Sonne kurz die Wolken. Ein kleines Schneefeld kurz vor dem Pass kann ich einfach umgehen. Nach gut einer Stunde habe ich die 170 Höhenmeter geschafft und mache an einem markanten Stein am Pass eine Pause. Während im Guhkesvágge die Regenwolken durch das Tal wabern, ist es am Bierikjávrre trocken.
Ich packe etwas zu Essen aus und schaue mich um. Hier oben ist es eigentlich recht schön. Auf der südlichen Seite des Passes ist es bei der augenblicklichen Windrichtung geschützt und ebene Grasflächen gibt es auch. Der kleine See bietet zwar nicht das beste Trinkwasser, aber das kann ich auch von der anderen Seite aus dem Bach holen. Außerdem habe ich insgeheim die Hoffnung, dass es morgen besseres Wetter ist und ich noch etwas mehr von der schönen Landschaft sehe.
Ich kann mich erst nicht so richtig für einen Platz entscheiden, aber dann steht das Zelt diesmal peinlichst in Windrichtung ausgerichtet. Der darf nun nur nicht drehen. Später lädt der nahe Gipfel Vuojnesvárásj zu einem Besuch ein. Auch wenn ich heute nur knapp 5 Kilometer gegangen bin gibt es am Abend Pasta - diesmal mit Lachs und Spinat. Mit dem Einsetzen der Dämmerung gege ich müde ins Bett.