Vom Skuleskogen nach Näske
Die Nacht an der Bucht Salsviken ist ruhig. Die beiden Schweden stehen früh auf und als ich um 6:30 auf Toilette gehe sind sie plötzlich weg. Auch für mich wird der Tag lang und so frühstücke ich und komme gegen 8 Uhr los. Der Eingang Entré Nord vom Skuleskogen Nationalpark ist schnell erreicht. Auch hier gibt es Toiletten und Mülleimer, aber kein Wasser. Dieses kann aus dem Salsviksbäcken entnommen werden. Der Höga Kusteleden nimmt eine Abkürzung durch den Wald und landet auf der Zufahrtstrasse. So früh am Morgen sind kaum Fahrzeuge unterwegs.
In Näske gibt es einen ArkNat-Windschutz Komponerar an der Bucht Näskeviken. Ein paar Meter weiter befindet sich die Näske båtförening, bei der es Trinkwasser geben soll. Und während Wohnmobile nicht erwünscht sind, zeigt ein Schild an, dass gezeltet werden darf. Ich setzte mich in den Windschutz in die Sonne und genehmige mir ein zweites Frühstück. Auf der Wiese neben dem Windschutz steht eine Granit-Skulptur, die mich neugierig macht. Es handelt sich um Näskom von Iréne Westman. Das 2013 erschaffe und vom Menschen in der Mittel gespalte Kunstwerk soll symbolisch der Slåttdalsskrevan ähneln, bei der der Berg von der Natur ebenfalls in zwei Teile geteilt wurde. Ich finde die Natur deutlich schöner.
Interessant ist aber die Geschichte von Jonas Nätterlund, dessen Stiftung dieses Kunstwerk und viele andere in Nätra-Sidensjö finanziert hat. Jonas wurde 1924 in Rössjön in der Gemeinde Sidensjö geboren. Der Vater verstab früh und nachdem der heimische Hof während seiner Militärzeit verkauft werden musste, zog er nach Stockholm. Dort führte er als Schriftsetzer beim Dagens Nyheter und Expressen ein bescheidenes Leben, fuhr Fahrrad und sammelte Flaschen. Was niemand wusste, er handelte erfolgreich mit Aktien. Bei seinem Tod 1995 verfügte er über ein Portifolio von 24 Millionen SEK und verfügte, dass seine ehemalige Heimatgemeinde Nätra-Sidensjö dieses für Kunst und Skulpturen verwenden soll.
Auf der Strasse nach Köpmanholmen
Für mich geht es weiter auf der Asphaltstrasse durch Näske. Vorbei an neuen und alten Holzhäusern erreiche ich den Hummelviksvägen. Dieser führt mich nach Köpmanholmen, wo ein Supermarkt auf mich wartet. Bis dahin sind es rund drei Kilometer auf dieser doch recht langweiligen Strasse. Nach Näske geht es durch ein Waldstück. Es gibt kein Fussweg und zum Glück nicht viel Verkehr. Nach 25 Minuten erreiche ich die ersten Häuser von Köpmanholmen. Auch wenn der Ort wie ausgestorben wirkt, gibt es jetzt jedenfalls etwas zu sehen. Nach einer Kurve führt die Strasse wieder unendlich geradeaus. In der Ferne sehe ich Flaggen hängen, dort muss der Supermarkt sein.
Fünf Minuten später stehe ich vor dem Coop-Supermarkt. Picknickbänke auf der Rasenfläche laden zum Verweilen ein. Ich setze meinen Rucksack ab und gehe shoppen. Polarbröd mit Salami, eine Cola, Apfel und ein Joghurt. An den Bänken treffe ich auf eine Niederländerin, die nach Süden wandert und mich als erstes fragt ob die Slåttdalsskrevan noch offen ist. Ein Frage, die mir ab jetzt öfferts gestellt wird und derren Antwort ich nicht wirklich kenne. Bevor wir uns verabschieden füllen wir noch unser Wasser auf. Neben der Tür zum Lager des Supermarkts gibt es dafür einen öffentlich zugänglichen Wasserhahn. Ich löse die Pfandflasche ein und gönne mir wieder ein Eis.
Weiter geht es die Strasse entlang durch Köpmanholmen. Vorbei an Imbiss, Pizzaria und Sportplatz. Der Wegverlauf führt mich in einem Schlenker durch den Herrgårdsparken, in dem ich auf weitere Nätterlund-Kunstwerke treffe. Über den Hålviksvägen erreiche ich die Brücke über den Sanningssundet. Hier beim Köpmanholmens Båtklubb gibt es eine Übernachtungshütte für Wanderer. Das Wetter ist gut und das Knie okay und so wandere ich weiter.
An der Küste entlang nach Hålviken
Auf einem Fahrweg geht es an der Küste entlang Richtung Hålviken. Um 13 Uhr erreiche ich den ArkNat-Windschutz Motte oder Skogsdunge am Köpmanholmens Havsbad. Hier mache ich Mittagspause und treffe einen Deutschen, der nach Süden, und eine Ukrainerin, die ebenfalls nach Norden wandert. Die Ukrainerin erzählt, dass sich am Vortag an der Slåttdalsskrevan stand und nicht weiter wusste. Es gab keinen Wegweiser und die Treppe wurde ja bereits am Morgen, während meines Besuches, abmontiert. Mittels GPS versicherte sie sich, das es dort wirklich hindurch geht, und ist dann irgendwie die Schräge hinab in die Felsspalte gerutscht. Die Nacht hat sie dann in einer der Hütten auf Tärnättholmarna verbracht und traf dort auch auf die laute Jugendgruppe.
Gegen halb drei wandern wir alle weiter. Die Ukainerin will heute nach Bodviken und eilt mir dann davon. Mein nächstes Ziel ist Hålviken und auch wenn ich immer wieder das Knie spüre, läuft es heute ganz rund bei mir. Der Höge Kustenleden führt auf der Schotterstrasse an der Küste entlang. Schmucke Ferienhäuser stehen hier. Auffällig viele sind mit einer Wallboxen ausgestattet. Bei Holmsund verläuft die Strasse endlich dichter am Meer und nur noch kleine Bootshäuser haben am Ufer Platz. Die Ferienhäuser stehen auf der Hangseite. Um 15 Uhr erreiche ich den Rastplatz Hålviken und lasse mich vom Picknicktisch zu einer weiteren Pause in der Sonne verleiten.
Im Balesuddens Naturreservat
Direkt hinter Hålviken beginnt das Balesuddens Naturreservat. Zelten will ich am Rastplatz in Sör-Balesviken. Zwischen mir und dem Zeltplatz liegt der Täcksberget und rund 5 Kilometer Weg. Der Höga Kustenleden führt an den letzten Häusern vorbei in den Wald. Endlich wieder Natur unter den Füssen, nachdem die Etappe fast nur aus befestigten Wegen bestand. Mir kommen zwei Schweden mit zwei kleinen Hunden auf ihrem Nachmittagsspaziergang entgegen und ehe ich mich versehe quatschen wir etwas und die weitere 15 Minuten sind rum. Ich passiere einen Windschutz mit tollen Ausblick über die Bucht Nätrafjärden nach Köpmanholmen. Diesmal mache ich keine Pause sondern steige weiter auf. Als ich einen Bach quere nutze ich die Gelegenheit um Wasser zu bunkern. Noch bin ich aber nicht oben und auch wenn der Weg schön ist so langsam habe ich keine Lust mehr. Schliesslich wird das Gelände flacher und ich passiere ein Feuchtgebiet.
Von den Täcksklippen soll man einen schönen 360°-Ausblick haben und auch wenn es langsam spät ist, möchte ich den Abstecher nicht verpassen. Neben einem Waldameisenhaufen geht es hoch. Ich erklimme die erste Stufe und deponieren dann den Rucksack, in der Hoffnung weit genug weg von den Insekten zu sein. In einer Felsenrinne geht es steil bergauf. Ein paar Kiefern wachsen auf der Täcksklippen, aber die Sicht ist wirklich fantastisch. Örnsköldsvik kann ich ausmache, aber auch den See Balestjärnen auf der Halbinsel Balesudden. Ich drehe mich so häufig, dass ich erst einmal den Abstieg suchen muss. Mit dem Rucksack vereint, beginnt der 150-Höhenmeter-Abstieg hinab zur Bucht Sör-Balesviken. Der Abstieg will irgendwie nicht enden. Das Knie mag auch nicht mehr und so bin ich froh, als ich endlich am Rastplatz ankommen. Am Ende des Strands steht schon ein Zelt. Die Plätze im Wald sind mir bei dem schönen Wetter etwas zu dunkel und auch zu schräg. Jemand hat am oberen Rand des Strandes eine ebene Fläche geschaufelt und mein Zelt passt genau dahin. Um 19 Uhr steht mein Zelt und ein langer Tag geht mit Runden Füssen zuende.
Als ich Tee koche ist die Gaskatusche leer. Am 10.Tag ist es deutlich zu früh, aber ich habe ab und zu das Wasser richtig kochen lassen. Und die Reservekatusche wird reichen.