Höga Kustenleden
Unterwegs an der schwedischen Hohen Küste

1/2: Stockholm · Härnösand · Hornöberget

Vorbereitung & Anreise Höga Kustenleden

Vorbereitung

Der Höga-Kusten-Leden (HKL) führt auf 128,6 Kilometern vom Hornöberget im Süden (am nördlichen Ende der Hogakustenbron) in ursprünglich 13 Etappen entlang der Ostseeküste nach Örnsköldsvik im Norden. Er gehört zu den besonders beworbenen schwedischen Signaturleder. Die Ausschilderung ist entsprechend gut und es gibt eine gute Infrastruktur. Allerdings führt er häufig auf breiten Feldwegen und sogar Asphaltstraßen entlang. Der Grund, warum ich bisher Abstand einer Wanderung genommen hatte. Die meissten wandern den HKL in 6-7 Tagen. Zum Sommer 2023 erfolgte ein Neuaufteilung in 7 Etappen.

Nach meiner Corona-Infektion im Vorsommer fühlte ich mich lange schlapp und war entsprechend unfit geworden. Der Höga-Kustenleden kam mir als die ideale Testwanderung für meine Sommertour Quer durch Laponia in den Sinn. Sollte es mir zuviel sein, so konnte ich auch mit dem Bus das Ziel erreichen. Im Mai war zwar noch nicht jedes Cafe geöffnet, aber Trinkwasser sollte in den kleinen Bächen einfacher zu finden sein. Anders als die meissten Wanderer, welche pro Tag zwei der alten Etappen (rund 20 Kilometer) auf dem HKL zurücklegen, entschloss ich mich die Tour in 12 Tagen zu wandern. Auf Grund der möglichen Zugverbindungen standen mir am Ende sogar 13 Tage zur Verfügung.

Fahrkarten

Mitte April habe ich wieder meinen Spass bei der Online-Buchung von Zugfahrkarten. Die Hinfahrt muss ich dafür in zwei Fahrkarten aufteilen, da mir die Gesamtstrecke nicht angeboten wird. Meine Wahl fällt auf den Nachtzug von Hamburg nach Stockholm und mit der zweiten Fahrkarte mit dem Schnellzug von Stockholm nach Härnösand und weiter mit dem Bus nach Hornöberget. Ankunft wäre einen Tag vor Himmelfahrt um 17:37 Uhr. Bis zum Sonnenuntergang um 21:45 Uhr blieben mir über drei Stunden Zeit um die ersten Kilometer unter die Sohle zu nehmen und einen Zeltplatz im Bereich Skallerbacken/Skärsättviken zu finden. Viel schief gehen durfte nicht, denn da Himmelfahrt auch in Schweden ein Feiertag ist und die ÖPNV-Busse nicht fahren, wäre ich im schlechtesten Fall kurz vorm Ziel gestrandet.

Die Rückfahrt von Örnsköldsvik ist für den Pfingstmontag noch nicht buchbar und mit "Track work is planned" im System hinterlegt. Um mir einen Platz im bereits zu buchenden Nachtzug EN 345 von Stockholm nach Hamburg zu sichern, entschliesse ich mich einen Tag später zu fahren. Hier kann ich den Schnellzug von Örnsköldsvik nach Stockholm und weiter mit dem Nachtzug (Bett im Zweier-Schlafwagen) nach Hamburg sogar online bei der SJ mit einer Fahrkarte buchen.

Bahn-Streik oder doch nicht?

Wenige Tage vor der Reise gibt es eine 50-Stunden-Streikankündigung der Bahngewerkschaft GDL: bis Di 16.5, 24 Uhr stehen in Deutschland die Räder still. Der SJ-Nachtzug um 22:01 wird per SMS und Email gecancelt. Das ändert sich auch nicht mehr, als der Streik am Samstag abgeblasen wird. Eine Alternative muß kurzfristig her.

Der Nachtzug des Snälltaget fährt, kommt aber zu spät für meine Weiterfahrt in Stockholm an. Einzige Option ist der Bus. Ich fahre also bereits um 16:30 mit dem FlixBus in Hamburg Richtung Stockholm ab. Ankunft ist morgens 8:05 Uhr und damit habe ich 4½ Stunden in Stockholm Aufenthalt bis der Zug an die Hohe Küste abfährt.

Etappen, Übernachtung und Verpflegung

Für die Übernachtung recherchierte ich mir mögliche Zeltplätze oder Schutzhütten. Einen besonderen Augenmerk richtete ich auf Wasserquellen, insbesondere da viele Cafés in der zweiten Maihälfte noch geschlossen haben. Dadurch ergeben sich sinnvolle Etappen und mögliche Alternativen. Sollte ich schneller sein, dann gibt es genügend Möglichkeiten im Skuleskogen Nationalpark ein oder zwei Tage zu verbringen.

Das Nachkaufen von Proviant ist regelmäßig möglich, da der Höga Kustenleden direkt an drei Supermärkten vorbeiführt. Diese haben bis auf wenige Feiertage alle sieben Tage die Woche geöffnet. Da ich noch den gesamten Proviant meiner ausgefallenen Vorjahrestour hatte, entschloss ich mich jedoch diesen zu verbrauchen und nur Snacks oder Obst nachzukaufen. Die gesamte Ausrüstung mit Zelt und Lebensmitteln für 13 Tage ergab ohne Wasser einen 17 kg schweren Rucksack.

Anreise

Mit dem Bus nach Stockholm

Kurz nach 16 Uhr treffe ich am Hamburger ZOB ein. Langsam sammeln sich die Reisenden an der Haltestelle. Als der Bus eintrifft, stellt sich heraus, dass bei meinem reservierten Fensterplatz die Rückenlehne nicht verstellbar ist und ich die Fahrt im Liegen verbringen darf. Allerdings ist der Bus nicht voll und ich kann auf den Gangplatz ausweichen.

FlixbusFlixbus

Pünktlich um 16:30 Uhr fahren wir los. Nach einer Stunde stelle ich fest, dass wir Richtung Fehmarn unterwegs sind. Ich hatte eigentlich mit einer Fahrtroute analog der Bahn über die Storebælt Brücke gerechnet. So eine Fährunterbrechung mit Beine am Deck vertreten wäre gar nicht so schlecht. Um 18:30 fahren wir in Puttgarden auf die Fähre und haben 5 Minuten Zeit den Bus verlassen. Es weht ein kräfter Wind.

Nach 45 Minuten erreichen wir Rødby. Hier steigt die dänische Polizei in den Bus ein und prüft die Ausweise. Einem jungen Mann wird die Einreise verweigert. In der Folge "dürfen" wir bis Kopenhagen emotionale Handygespräche seiner weiblichen Begleitung in einer mir unbekannten Sprache mit der Welt lauschen. In der Öffentlichkeit über den Handylautsprecher zu telefonieren scheint beliebt geworden zu sein.

Deutlich vor 22:00 Uhr erreichen wir Kopenhagen. Hier steigen viele aus und ein. Nachdem sich alle sortiert haben kehrt im Bus langsam Nachtruhe ein. Nur ein Frau mit britischen Akzent holt ihr Handy raus und fängt an laut zu telefonieren. Zwei Franzosen hinter mir sorgen zum Glück schnell für Ruhe. Von Lund bis Jönköping fahren wir 3 Stunden ohne Unterbruch. Ansonsten wird bei jedem Stop das Licht angemacht und die Station ins Mikro gebrüllt. Wirklich geschlafen habe ich nicht, als wir pünktlich um 8 Uhr morgens Stockholm Cityterminalen erreichen.

Stockholm und weiter nach Hornöberget

Snabbtåg in HärnösandSnabbtåg in Härnösand

Um 12:21 fährt der Snabbtåg nach Härnösand. Ich bin müde und kann mich nicht wirklich aufraffen durch Stockholm zu laufen obwohl draussen inzwischen blauer Himmel lockt. Am Stand von Vete-Katten hole ich mir fürs Frühstück Kanelbullar und einen Tee. Auf einer Bank sitzend beobachte ich das Treiben im Bahnhof.

Die Zeit vergeht schneller als gedacht und so wird es Zeit für ein Mittagessen. Auch wenn ich noch keinen Hunger habe entscheide ich mich für einen Burger. Ein Cheeseburger soll es sein, aber für die Bedienung des Bestellautomaten benötige ich die Hilfe zweier Jugendlicher. Ich bin offensichtlich eine sehr seltene Kundin...

Gut gestärkt steige ich in den Snabbtåg. Er ist fast augebucht. Natürlich wird wieder über den Handylautsprecher telefoniert, kleine Kinder schreien oder toben durch den Gang und jemand hustet fürchterlich. Hätte ich nur Ruheabteil gebucht.

Pünktlich erreicht der Zug um 16:45 Härnösand. Hier heißt es umsteigen in den Bus. Neben mir steht noch ein Paar aus Belgien mit Trekkingrucksäcken an der Haltestelle. In 20 Minuten bringt uns die Linie 50 von Din Tur zum südlichen Endpunkt des Höga Kustenleden nach Hornöberget an der E4.

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