Höga Kustenleden
Unterwegs an der schwedischen Hohen Küste

8. Tag: Fäberget · Skoved · Vibyggerå gamla kyrka · Docksta · Skuleberget Naturreservat · Grottstigen · Skulegrottan · Skuleberget · Hemtjärnen

Über Docksta und den Skuleberget zum Hemtjärnen

Zurück zum Höga Kustenleden und weiter nach Skoved

Morgens um halb fünf geht die Sonne am Fäberget. auf. Auch wenn ich einen langen Tag heute haben werde, ist mir das noch zu früh zum aufstehen. Nachdem ich ein paar Fotos vom fast spiegelglatten Ullångersfjärden gemacht habe lege ich mich noch einmal für zwei Stunden hin. Nun aber los. Zum Frühstückt habe ich über Nacht Cous-Cous mit Aprikosen in Trinkjoghurt einweichen lassen. Dazu gibt es einen Pott Tee, denn Wasser habe ich noch genügend. Nachdem ich alles eingepackt habe verlasse ich den Fäberget so wie ich ihn vorgefunden haben und wandere zurück zur E4.

Auf halber Strecke, dort wo der Wanderweg auf die Schotterstrasse trifft, hatte ich am Vortag eine neue Trockentoilette gesehen. Die kommt mir nun gelegen, aber leider kriege ich die Tür nicht auf. Sie hat sich anscheinend verzogen. Ist das überhaupt eine? Ich bin mir recht sicher. Aber es hilft nichts ich muss unverrichterter Dinge weiter wandern.

An der E4 angekommen stellt sich die Frage wolang. Nach links, zurück zur Unterführung oder soll ich es wagen nach rechts zu wandern und auf eine Möglichkeit zum Queren der E4 hoffen. Mit dem Leitplanken in der Mitte und lärmenden Verkehr ist die Querung nicht ohne. Auch wenn es mir widersteht wandere ich zur Unterführung zurück und erreiche so wieder den Höga Kustenleden wo ich ihn verlassen hatte. Es geht weiter auf dem breiten geteerten Fußweg direkt neben der E4 entlang.

Das Kustladan Docksta Vandrarhem & Camping (STF Höga kusten) in Skoved ist schnell erreicht. Es geht nun auf der Schotterstrasse weiter. Das Cafe ist noch geschlossen aber auf dem Campingplatz ist Betrieb. Er liegt genau neben der E4 und noch schöner sind ein paar kleine Holzhütten. die nur durch die Schotterstrasse und eine dünne Baumreihe von der Schnellstrasse getrennt sind. Bis Docksta habe ich noch genug Trinkwasser und so suche ich gar nicht nach einer Ausfüllmöglichkeit. Das einzig gute an diesen Strassen ist, dass man Orte, die nicht so schön sind schnell hinter sich läßt und so biegt der Höga Kustenlden bald wieder auf einen Feldweg ab und ich entferne mich von der E4.

Auf der alten Küstenstrasse entlang

Die alte Küstenstrasse führt zwischen den Skovedsberget und Sommarladugårdsberget entlang. Der Waldweg steigt also wieder an und ist mit den Geräuschen des Waldes ein schöner Kontrast zur Schnellstrasse. Auch die obligatorischen Elchköttel liegen wieder auf dem Weg. Im Aufstieg habe ich einen kurzen Ausblick über den Dockstafjärden und zur bewaldeten Nordflanke des Fäberget. Zügig erreiche ich die Abzweigung zum Aussichtspunkt Per-Oslbo mit der Per-Olsbo-Wundschutzhütte. Da der Aussichtspunkt keine bessere Aussicht als der Fäberget verspricht wandere ich vorbei. Nach hundert Metern kommt ein zweite Abzweigung zum Aussichtspunkt und dort steht wieder so ein neues Holzhäuschen. Ich muss lachen, als ich sehe, dass der Griff abgerissen wurde. Das Problem mit dem nicht öffnen können haben also andere auch schon gehabt. Diesmal bekomme ich die Tür aber auf und es ist wirklich eine Trockentoilette.

Vibyggerå gamla kyrka

Für mich geht es nun bergab zur Vibyggerå gamla kyrka am Orteingang von Docksta. Im Wald sind wieder Spuren von Elchen zu sehen. Neben dem Elchdung sind hier auch die Rinden an jungen Bäumen abgeschabt. Als ich aus dem Wald trete, kann ich das alte turmlose Kirchengebäude schon sehen. Der Wanderweg führt direkt dran vorbei. Ich betrete das Gelände des ehemaligen Friedhofs durch ein Holztor und stelle meinen Rucksack auf eine Parkbank. Die äussere Tür ist offen, so das ich in die Vorhalle komme. Es ist angenehm kühl. Eine schmale Holzbank steht an der Seite mit zwei handgeschriebenden Schildern. Eines bittet darum, die Tür mit dem Riegel zu verschliessen, damit sich Vögel nicht in der Kirche verirren. Für das andere reichen meine Schwedischkenntnisse nicht. Die nächste Tür zur eigentlichen Kirche ist leider verschlossen. Die Kirche wurde vermutlich Ende 13. oder Anfang des 14. Jahrhundert erbaut. Die Deckengemälde wurden 1730 erstellt und die Innenausstattung stammt aus dem 18.Jahrhundert. Ich verschlisse die Tür ordentlich und setze mich für eine kurze Pause auf die Bank.

Unweit der Kirche steht ein Stein, der aus dem Steinbruch stammt, aus dem die Steine aus rot schimmernden Nordingrå-Granit für das Riksdagshuset in Stockholm gewonnen wurden. 2005 wurde der vergessene Steinbruch zufällig wiederentdeckt und ein 5 Meter lange Stein zur Kirche geschleppt. Dort steht er nun, der Riksbanksstenen der auch ein Teil des Reichstags hätte werden können,

Rast in Docksta

Es geht die Strasse mit dem schönen Namen Prästbacken (Priesterhügel) hinab zum Dockstavägen. Die Hauptstrasse führt mich in 10 Minuten zum ICA-Supermarkt. Auf der anderen Seite liegt der von der Dorfgemeinschaft eingerichtete Wanderrastplatz Oase. Es gibt Bänke, einen Mülleimer und einen Wasserhahn um die Trinkflasche aufzufüllen, dazu wachsen Tulpen auf dem umgebenen Rasen. Ich stelle meinen Rucksack hinter die Bank und gehe erstmal shoppen. Den nächsten Supermarkt werde ich in 4 oder 5 Tagen in Köpmanholmen erreichen. Ich bin nicht die einzige, die einen kleinen Joghurt sucht. So ein Eimer mit 1kg ist mir echt zuviel. Also bleibt es bei Polarbröd, Salami, einer Birne, Schokolade und dem obligatorischen Eis. Zurück am Rastplatz treffe ich auf zwei Belgier, die in Skoved übernachtet haben. Sie ziehen es vor mit ihren grossen Rucksäcken in den engen Supermarkt zu gehen. Ich fülle meine Trinkfalsche auf und wandere nach einer kurzen Pause weiter. Das Highlight des Tages liegt mit dem Skuleberget noch vor mir.

Vorbei an einem Baumarkt gehe ich die Hauptstrasse entlang. Am Ortsausgang führt der Weg an mehreren Tankstellen und einem Rasthof vorbei. So ein Burger lockt schon etwas, aber ich möchte auf den Skuleberget und anschliessend muss ich den Nationalpark für die Nacht noch verlassen. Zwischen den vielen LKWs fühle ich mich etwas verloren und bin froh, als ich den Bereich hinter mir gelassen habe. Wenig später finde ich mich auf einer staubigen Schotterstrasse nach Berg wieder. Für den kleinen Weg ist um die Mittagszeit richtig viel Verkehr und die Autofahrer haben es ungewohnt eilig. Ich stehe also mehr als einmal in einer Staubwolke. Hinter Berg habe ich die Strasse wieder für mich alleine. Kurz vor dem Skulebergets Naturreservat geht es wieder abseites duch den Wald. Ich komme zur Abzweigung des Södra Bergsstigen. Dieser führt über den Litoberget zum Gipfel des Skuleberget. Vor einem Aufstieg benötige ich aber noch Wasser, welches ich 500 Meter am Rastplatz bekommen sollte.

Skuleberget Naturreservat

Gegen halb eins erreiche ich den Rastplatz Skuleberget. Das Nationalparkzentrum Naturum liegt gleich nebenan. Ich suche mir eine Bank mit Tisch im Schatten und mache Mittagspause. Auch wenn es den Charme einer Autobahnraststätte hat, alles ist sauber und so eine Wasserkloset hat ja auch mal etwas. Während ich mich stärke, überlege ich meine Route über den Skuleberget. Absteigen will ich auf alle Fälle über den Östra Bergsstigen. Für den Aufstieg gibt es satt den lang gezogenen Södra Bergsstigen auch den steilen Grottstigen. Die Grotte würde mich schon reizen, aber die Felswand ist beeindruckend steil. Auf dem Übersichtsplan ist die Skulegrottan auf halber Höhe unterhalb des steilsten Stücks eingezeichnet. Das müsste ich doch schaffen. Wenn es gut läuft gehe ich weiter, also steige ich mit Rucksack auf.

Auf dem Grottstigen zur Skulegrottan und auf den Skuleberget

Der Grottstigen fängt direkt am Parklpatz an. Nachdem die ersten Meter einfach zu gehen sind, nehmen die runden Steine zu. Die Humusschicht wurde von den vielen Reisenden weggetreten. Vor mir geht eine junge Frau, die ich trotz schweren Rucksacks einhole. Sie ist eine Französin, welche in Umea freunde besucht und nun ebenfalls zur Grotte aufsteigen will. Geteilt Leid ist halbes Leid und so quälen wir uns zusammen den Weg hoch. Mit lockeren Wandern hat es inzwischen weniger tun. Als der Weg zur Grotte abzweigt und Leitern zu überwinden sind, deponiere ich meinen Rucksack. Meine Begleitung mag nicht mehr weiter und will lieber umkehren um den Bus nach Umea nicht zu verpassen.

Der Aufstieg zur Höhle ist ab der Abzweigung zwar etwas ausgesetzt, aber mit Leitern, Treppen, Ketten und Geländer gut gesichert. Die Höhle ist wirklich beeindruckend und wurde vermutlich durch den Wellenschlag des Meeres geformt. Sie ist als Grottan in der Übersichtskarte eingezeichnet, trägt aber mehrere Namen. Als Skulegrottan steht sie in der Onlinekarte von Lantmateriet. Nach dem Besuch von König Carl XI im 17. Jahrhundert wurde sie auch als Kungsgrottan bezeichnet. Rövargrottan, die Räuberhöhle, mag ich jedoch am liebsten. Der Sage nach versteckten sich hier die Räuber vom Skuleskogen.

Bis hierher ging es gut und so entschliesse ich weiter aufzusteigen, denn auf den selben Weg wieder hinab, über all die Steine und Felsen, bin ich nicht wirklich scharf. Treppen erwarten mich und auch wenn es steil ist und ich mehrmals die Hände zur Hilfe nehmen muss, komme ich gut voran. Nur einmal ist das Bein zu kurz und ich habe etwas Mühe mich samt Rucksack hochzuziehen. Hinunter will ich hier zwar auch nicht unbedingt, aber nach 25 Minuten stehen ich oben an der Kante. Ein Hinweisschild warnt vor einem steilen Weg und dass es nicht geeignet sei hinunter zu wandern.

Ganz oben bin ich noch nicht. Über glatte Felsen erreiche ich eine Schutzhütte und etwas später stehe ich an der Toppstugan. Die hat leider heute geschlossen. Ausser mir ist niemand da. Ich genisse die Aussicht und mache eine wohlverdiente Rast.

Vom Skuleberget zum Hemtjärnen

Es ist schon 16 Uhr als ich mit dem Abstieg beginne. Von der Aussichtsplatform an der Toppstugan folge ich dem Kalottstiegen. Er verläuft um den Berggipfel entlang der Linie, an der sich die Meereshöhe nach der letzten Eiszeit befand. Kaum zu glauben, dass durch die Landerhebung aus einer rund neun Meter hohen Insel der 295 Meter hohe Skuleberget wurde. Und jedes Jahr kommen 8 Millimeter dazu.

Der eigentliche Abstieg beginnt an der Nordseite und geht auf dem Östra Bergsstigen in einen grossen Bogen an der Nordostflanke entlang. Auch wenn der Wald schön ist und der Weg einfach zu gehen, er will irgendwie nicht enden. Gegen 17:30 erreiche ich endlich nach rund zwei Kilometern den Talgrund. Die Knie schmerzen und freuen sich darauf nun etwas in der Ebene zu wandern.

Ich verlasse das Skulebergets Naturreservat Richtung Slåttdalsskrevan nach Norden. Für die Nacht thabe ich mir den Hemtjärnen ausgeguckt, ausser ich finde bereits vorher einen schönen Übernachtungsplatz. Am ersten Bach ist es mir zu feucht und so wandere ich weiter auf einem Waldweg entlang. Die E4 gilt es bald zu queren und sie ist trotz all der Bäume deutlich zu hören. Die LKWs rauschen den Berg hinab und mir wird schon bei den Geräuschen mulmig. Nach einem schnellen Kilometer kommt die Abzweigung. Der Höga Kustenleden zweigt ab, führt auf eine Holzbrücke über den Veån und dann stehe ich an der E4. Gerade rauscht wieder ein LKW mit Anhänger vorbei und eine Unterführung gibt es nicht. Zum Glück gibt es bergab auf meiner Seite nur eine Spur und die Leitplanke ist hier unterbrochen. Auf der anderen Strassenseite sind zwar zwei Fahrspuren, aber dort sind die Fahrzeuge bergan deutlich langsamer. Und nachdem plötzlich alles frei ist, kann ich zügig auf die andere Seite wechseln.

Der Höga Kustenleden führt wieder auf einem alten Waldweg an der Südflanke des Tjärnberget entlang. Wieder liegen Tannen quer über den Weg. Am Feuchtgebiet Hålmyran vorbei erreiche ich schliesslich eine Waldkreuzung. Ein einfache Holzbank lädt zum Verweilen ein. Der Wegweiser zeigt geradeaus, aber für mich geht es hier aufwärts zum etwas abseits gelegenen See Hemtjärnen. Am Ostufer gibt es zwei Feuerstellen und die Möglichkeiten das Zelt aufzubauen. Ich habe Glück und es ist niemand da. Ich suche mir einen Platz direkt am Seeufer. Um 19 Uhr steht das Zelt und ich kann die Abendsonne noch etwas geniessen. Ein langer Tag wird mit schmerzenden Knien und einem Chili con Carne beendet.

Nachtrag

Inzwischen wurde der Höga Kustenleden umverlegt. Statt die hier beschriebende nördliche Route über die E4, verläuft der Höga Kustenleden nun weiter südlich. Der offizielle Weg erklimmt von FliluftsByn den Skuleberget über den Södra Bergsstigen. Der Abstieg geschieht analog meiner Route über den Östra Bergsstigen. Im Tal verläuft der Weg nun nach Süden. Vorbei am Naturum erreicht man eine E4-Unterführung bei Berg. Der Wanderweg passiert nun Havscamping, erklimmt den Getsvedjeberget erreicht in der Nähe des Hemtjärnen den ehemaligen Wegverlauf.

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