Zur Bucht Skärsättviken
Nach der langen Anreise will ich erst einmal Ausschlafen. Schon früh scheint die Sonne. Gestern Abend hatte ich die schweren Fahrzeuge auf der E4 noch lange an meinen Zeltplatz am Fäbodberget gehört, nun ist es sehr ruhig. Gegen 8 Uhr scheint die Sonne so hartnäckig auf mein Zelt, dass ich aufstehe. Müsli und einen grossen Tee gibt es zum Frühstück. Dann beginnt das Einpacken. Warum schrumpft der Rucksack nur in der ersten Nacht immer?
Um 10 Uhr wandere ich los. Der Rucksack fühlt sich schwer an, dabei trage ich durch das verbrauchte Wasser ca. 2 kg weniger als gestern Abend. Zum Glück sind die Kopfschmerzen aus geblieben, aber fit fühle ich mich nicht. Das 15 Kilometer entfernte Fjärdbotten ist das Tagesziel, aber mal sehen wie weit ich heute komme.
Noch ein kleiner Anstieg und schon geht es bergab zur Bucht Skärsättviken. Weitere Ferienhäuser säumen das Ufer der Bucht. An einem alten Holzhaus steht ein Troll auf einem Baumstumpf. Der hat mir heute Nacht bestimmt Steine in den Rucksack gepackt. Ich quere den Abfluss vom See Yttertjärnen. Bevor ich den Wald verlasse lädt mich ein Felsen zur Rast ein. Eine Stunde bin ich schon unterwegs und noch nicht wirklich weit gekommen. Während ich trinke, höre ich Stimmen und denke an die beiden Belgier. Es kommen zwei deutsch sprechende Frauen und passieren mich zügig. Ich esse ein paar Nüsse und folge ihnen.
Auf den Kulberget
Es kommen die Häuser von Kyrksvedjan in Sicht. Gleich am ersten gibt es ein Hinweisschild Vatten. Ich habe noch genug Trinkwasser und beginne wenig später mit dem Aufstieg auf den Kulberget. Es geht ganz schön bergan. Zwischen den Felsen wachsen Nadelbäume. Der lichte Wald ist sehr schön, aber irgendwie stört immer ein Baum um einen freien Blick auf die umgebende Landschaft zu erhalten. Ich passiere eine alte Sitzgruppe. Irgendwo soll es hier oben noch eine ArkNat-Schutzhütte geben. ArkNat ist ein skandinavisches Architektur Festival, bei dem Architekturstudenten über die Jahre viele futuristische Schutzhütten designed und errichtet haben. Auf dem Kulberget heisst sie "Over the edge". Vor der kleinen 2017 errichteten Schutzhütte mit Feuerstelle ragt ein kurzer Steg über den felsigen Steilhang hinaus und ermöglicht so einen freien Blick bis zur Högakustenbron. Zeit für eine kleine Mittagspause. Die letzte Nacht haben zwei Belgier hier übernachtet. Das waren doch nicht etwa die beiden aus dem Bus? Zwei Stunden sind rum und ich habe erst 4 Kilometer auf der Uhr. Bin ich heute langsam.
Sör-Lövvik
Der Weg führt weiter auf einem schmalen Pfad durch den Wald. Zwei Wanderer überholen mich. Dann beginnt der Abstieg nach Sör-Lövvik, wo ich über eine Wiese schliesslich wieder auf die Strasse treffe, auf der ich bereits über die Lövviksbron gewandert war. Die Sonne knallt vom Himmel und das Cafe hat noch zu. Unter dem grossen Wegweiser zum Föreningshuset hängt ein kleiner mit Vatten. Viel habe ich nicht mehr, aber es sollte erst einmal reichen. Ich wandere weiter die Strasse entlang mit schönen Blick über Sjöbodviken. Die breite Teerstrasse von Sör-Lövvik nach Norr-Lövvik ist nicht gerade der Hit, aber ich komme gut voran. Rund 500 Meter vor mir die beiden Wanderer, die mich beim Abstieg überholt hatten. Die Sonne brennt vom Himmel und es ist wärmer als erhofft. Am Sportboothafen Sjöbodviken soll es Trinkwasser geben, aber als ich an die Abzweigung komme ist mir der Abstecher zu weit. Es geht leicht bergan und als ich mich umdrehe kann ich in der Ferne die Högakustenbron sehen.
Auf den Valkallen oder nicht?
Schliesslich erreiche ich die Schotterstrasse, welche mit Richtung Valkallen und Halviken führt. Der Parkplatz ist voller Autos, Plumpsklohs sind auch vorhanden. Ein Schild informiert, dass man doch bitte 40 Kronen für den Aufstieg auf den Valkallen und 150 für eine Übernachtung in der Hütte bezahlen möge. Das richtet sich vor allem an Schweden, denn es ist nur eine Zahlung mit Swish möglich. Erst einmal geht es aber die Schotterstrasse entlang. Ein leichter Anstieg in der Sonne und ich mache schon wieder schlapp. Der nächste Stein im Schatten ist meiner. Ich esse etwas und nach einem Blick auf die Karte entschliesse ich mich auf den Aufstieg auf den Valkallen zu verzichten und statt dessen den offiziellen Weg zu wandern. Schlappe 140 Höhenmeter weniger, dafür verzichte ich auf einen tollen Blick.
Um halb zwei erreiche ich die Abzweigung zum Gipfel des Valkallen. Ich überlege noch einmal, aber die Vernunft siegt und ich bleibe auf dem Fahrweg bis der Weg am höchsten Punkt in den schattigen Wald abbiegt. Der schmale Weg führt am Feuchtgebiet des Hamntjärnen entlang. Ich passiere eine Holzkiste mit Deckel, die sich beim Öffnen als Quelle entpuppt. Leider schwimmt ein Film aus Sonnencreme auf dem kalten klaren Wasser. Weiter gehts, denn in Halsviken will ich Mittagspause machen. Von rechts kommt ein schmaler Pfad, über den ich bei eienr Besteigung des Valkallen entlang gekommen wäre. Der Pfad führt weiter durch Wald, der immer lichter wird und bald kann ich die Ostsee erspähen.
Halsviken
Dann erreiche ich den Rastplatz Halsviken mit Plumpsklo. Die Bucht ist noch etwas weiter unten, aber auf einer kleinen Waldlichtung stehen neben dem Windschutz zwei Picknicktische. Ersteinmal setzen. Es ist schon halb drei und ich habe 10 Kilometer auf der Uhr. Eigentlich wollte ich schon weiter sein und ob ich es heute noch bis Fjärdbotten schaffe ist mehr als fraglich.
Ein paar Meter weiter plätschert ein Fluss, der vom Vallkallen und Hamntjärnen gespeist wird. An einem alten Mühlstein vorbei hole ich Wasser. Es gibt Instandnudeln zur Stärkung und einen Pot Tee, damit ich auch genug trinke. Die beiden Belgier kommen vorbei und schwärmen mir vom Ausblick vom Valkullen vor. Sie haben im Windschutz auf dem Kulberget übernachtet. Von wegen gleich am Start zelten...
Während wir uns unterhalten, kommen die beiden Deutschen dazu. Deren Ziel ist der Picknickplatz am Grönsviksfjärden. Ich habe irgendwie den ArkNat-Windschutz Stranded im Kopf. Es ist kurz vor 16 Uhr und will ich noch etwas weiterwandern, auch wenn ich Fjärdbotten nicht erreichen werden. Während die beiden Belgier lossprinten, schliesse ich mich den Deutschen an, wobei ich eher in meinem Tempo hinterher schnecke. Ich hoffe einen Zeltplatz an der Grönsviksbucht zu finden.
An der Ostseeküste entlang nach Grönsviksfjärden
An einigen Ferienhäusern vorbei geht es auf einem Fahrweg erstmal bergauf. Dann zweigt der Weg ab und führt über ein Meer von runden Steinen ans Wasser. Diese runden Steine wurden von der Ostsee geformt und liegen nun durch die Landerhebung weiter oberhalb des Wassers. Daszwischen wachsen einzelne Kiefern. Der Weg führt nun in Ufernähe entlang. Die runden Steine wechseln sich ab mit grossen Felsen, auf denen es sich leichter gehen lässt. Es geht im Zickzack auf und ab. Von einer Anhöhe kann ich die Küste entlang schauen und sehe Wald und Felsen und Steine im Uferbereich. Nach Zeltplatz sieht es nicht wirklich aus. Eigentlich mag ich nicht mehr.
Endlich quere ich einen kleinen sprudelnen Bach, welcher den Picknickplatz Grönsviksfjärden ankündigt und als Wasserquelle dient. Rund 60 Meter weiter finde ich auf der rechten Seite Plätze zum Zelten. Windgeschützt zwischen den Bäumen, aber trotzdem mit einer schönen Aussicht auf die Ostsee. Ich suche mir einen aus, stelle meinen Rucksack ab und gehe weiter zum eigentlichen Picknickplatz. Hier gibt es neben den Windschutz mit Feuerstelle ebenfalls Plätze und die Mädels bauen bereits ihre Zelte auf.
Ich bleibe an meinem Platz und wie immer auf meinen Trekkingtouren beginnt die immer gleiche Zeltroutine: Zelt aufbauen, Luftmatraze aufpusten, Schlafsack ausbreiten, Kochsachen vorne in die Ecke, an die Seite den Rucksack und schon ist alles eingerichtet. Zeit um die runden Steine am Ufer anzusehen und auf die Bucht zu blicken. Zum Abendessen schnappe ich meine Kochsachen und geselle mich zu den Mädels. Rote Linsen mit Rinderhack in Pilzsosse gibt es bei mir. Als wir schon fast fertig mit dem Essen sind, kommt ein Schwede mit Hund und Riesenrucksack. Er fragt ob er auch hier zelten dürfte und stellt sein Zelt etwas abseits auf. Ohne Sonne wird es recht kühl und wir verschwinden ins Bett. Morgen wollte ich nach Svartviken, aber dafür muss ich das Stück bis Fjärdbotten noch mitwandern. Das wären an die 20 Kilometer und heute war ich nach 12 Kilometern schon froh angekommen zu sein.