Vom Högforstjärnen nach Främmerveda
Ein sonniger Tag erwartet uns. Noch einmal frühstücken wir zusammen auf der kleinen Halbinsel im Högforstjärnen, dann machen sich die Mädels auf den Weg. Ich will heute in Ullånger zum Supermarkt und bis Mäjasjöns wandern. Ab nun werde ich wohl niemanden bekanntes mehr sehen, dafür müssten neue Wanderer mich ein- und überholen. Ich packe meinen Rucksack fertig ein und kommt mit 9 Uhr auch noch recht früh los. Der schmale Pfad verläuft recht schön am Seeufer entlang. Nach 20 Minuten erreiche ich das Ufer des Vedasjön. Auch hier hätte es eine Möglichkeit zum Zelten gegeben, allerdings in Sichtweite von Främmerveda.
Der Wanderweg verläuft nun zwischen Vedasjön und dem Skarp-Nylandsberget. Nördlich vom Berg quert er Feuchtwiesen und an einem Ferienhaus vorbei erreichte ich die Teer-Strasse nach Främmerveda. Zum Glück ist auf der Strasse am Sonntagmorgen wenig Verkehr. Am Seeufer entlang gibt es sogar eine Leitplanke. Nach rund einen Kilometer erreiche ich das Ortschild von Främmerveda. Der Ort besteht aus ein paar versteuten Häusern und einer Einmündung auf den Nordingråvägen. Die Landstrasse führt mich nach Norden zum Svartsjön.
Aufstieg zur Erikskojan
Direkt hinter Främmerveda biegt die erste Etappe des Världsarvsleden Richtung Östansjö ab. Auf den beiden letzten, der 13. und 14. Etappe, wandere ich schon seit Rödklitten bei Mädan, da sie hier identisch mit dem Höga Küstenleden verläuft. Start- und Endpunkt des Världsarvsleden liegt am nördlichen Ufer des Svartsjön. Eine Sitzecke direkt am Nordufer wirkt sehr einladend. Sie scheint privat zu sein und Camping ist nicht erlaubt. Leider mussten die Eigentümer extra ein Schild aufgestellen, dass man keinen Abfall zurücklassen soll. Eigentlich eine Selbstverständlichkeit. Hier verlasse ich die Asphaltstrasse endlich wieder. Auch wenn ich auf der Strasse gut 4 Kilometer die Stunde schaffe, sind mir die schmalen Pfade lieber. Ein Schotterweg führt mich ein Stückchen am See entlang und dann beginnt der Aufstieg zur Schutzhütte Erikskojan.
Der Aufstieg erfolgt die ersten Höhenmeter an einem plätschernden Bach entlang. Er hat im Laufe der Jahre eine tiefe Rinne ausgeschwemmt und der Pfad verläuft ebenfalls in der Rinne, an dessen Rand Getrüpp wächst. Als ich aus der Rinne komme lege ich am Waldrand eine Pause ein. Ich beschliesse Wasser abzufüllen, das mich bis nach Ullånger bringen sollte. Ich geniesse noch etwas den Blick zurück zum Körningsberget, dann gebinnt der Aufstieg durch den Wald.
Mit dem Wald beginnt auch wieder das Hindernislauf um die umgefallenden Bäume. Warum die immer quer zum Pfad liegen müssen? Ich wünsche mir den Kettensägenmann her. Aber dann wird der Wald lichter und der Boden felsiger und die quer liegenden Tannen sind überwunden. Um kurz nach 12 Uhr erreiche ich die Schutzhütte Erikskojan und mache Mittagspause. Den Aufstieg hatte ich mir steiler vorgestellt. Die Holzhütte hat zwei Holzpritschen, ein Fenster mit kleinen Tisch davor und einen Ofen. Im Gästebuch steht ein indischer Name für die letzte Nacht. Ich hatte irgendwie mit den Belgiern gerechnet, aber ich erinnere mich an eine schwer bepackten jungen Mann.
Ein Besuch bei Magdalena Forsberg in Ullånger
Von nun an geht es bis nach Ullånger abwärts. Der Wald wird am Nordhang bewirtschaftet und es dauert nicht lange bis neben mir alles abgeholzt ist. Nicht weit entfernt veräuft eine Waldstrasse. Der eigentliche Wanderweg führt durch eine Schonung, wo zum Glück schon die ersten jungen Bäume wieder wachsen. Genau in diesem Gebiet soll auch die Quelle liegen, welche der Erikskojan als Wasserquelle dient. Direkt am Pfad entspring ein kleine Bach. Ob das wohl die Quelle ist? Die Wasserangaben sind nicht immer die besten und im Sommer dürfte hier alles versiegt sein. Zum Glück kommt bald wieder richtiger Wald. Auf halber Strecke nach unten kommen wieder abgeholzte Waldstücke. Dafür kann ich schon die Topstugan auf dem Gårdeberget erspähen. In Öden führt mich ein Fahrweg wieder zum Nordingråvägen.
Es folgen weitere 800 Meter auf der Strasse, dann biegt der Höga Kusteneleden auf eine Fuß- und Radweg ab, der durch eine Unterführung unter der E4 hindurchführt. Auf der anderen Seite stehe ich auf dem Parkplatz von Coop Ullånger. Ich gönne mir im Supermarkt eine Cola, einen Apfel und ein Eis, sowie eine Wasserflasche. Dann setze ich mich in den Schatten und mache Pause. Auf Plastikflaschen wird Pfand erhoben und so fülle ich das Wasser um und kaufe noch ein Eis um den Pfandbon einzulösen.
Ich folge der Sundbrogatan durch das verschlafen wirkende Ullånger. Am Spielplatz weist ein Schild auf die Magdalena Forsberg Skulptur hin. Als langjährige Biathlonguckerin darf ich mir die natürlich nicht entgehen lassen. Magdalena wurde in Örnsköldsvik geboren und wuchs in Ullånger auf. Nun steht sie als Bronzestatue mit ihren Skiern etwas verloren am Spielplatzrand. Ich gehe weiter durch den Ort und hoffe insgeheim auf ein geöffnetes Cafe. Als erstes passiere ich Glassbaronen. Ein Eis wäre auch nicht schlächt, aber am Wochenende ist geschlossen. Skogs-Hildas Steinofenbäckerei und Café sieht spannend aus, aber hat leider auch zu. Ich quere den Inviksån und werden vom lecker Grillgeruch begrüßt. Leider steht der Grill irgendwo in einem Garten.
Aufstieg zur Äskjastugan
Bevor ich zur E4 gelange biegt der Wanderweg in eine Seitenstrasse. Bevor ich in den Äskjavägen einbiege schaue ich mir auf der anderen Strassenseite den Gedenkstein von Wilhelm Peterson-Berger an. Ein schwedische Komponist und Musikkritiker, der 1867 hier in Äskjagård geboren wurde. An einem der Häuse ist einen Bank vollgestellt mit Geschirr und Kirmskrams. Loppis, also Flohmarkt, steht auf einem Schild mit der Swish-Angabe zum Bezahlen. Ich durchwandere Äskja auf der Teerstrasse und schaue mir die Häuser an. Schliesslich biegt der Wanderweg auf eine kleine Schotterstrasse. Sie führt zu einer Trafostation und geht über zu einem Feldweg. Eigentlich müsste es hier hoch gehen denke ich, statt dessen wandere ich am Berghang entlang nach Süden. Als der Weg abgeht bin ich auch nicht wirklich glücklich, denn der Boden ist matschig und durch eine Zugmaschine aufgewühlt. Und es geht bergan und zwar richtig. Es sah schon auf der Karte steil aus und so in ich froh als ich die 130 Höhenmeter auf den Gårdberget überwunden haben.
Oben auf dem Gårdberget, welcher von Einheimischen auch Äskjaberget genannt wird, erwartet mich eine Hütte mit einer fantastischen Aussicht. Um zur Terrasse zu gelangen muss ich durch die Äskjastugan gehen. Es gibt eine kleine Küche, Feuerholz und einen Aufenthaltsraum. Der Blick über Ullånger und zum Ringråberget will genossen werden. Es ist niemand da und ich überlege ob ich in der Toppstugan übernachten soll. Allerdings muffeln die alten Polstermöbel etwas in der guten Stube. Ich verlasse die Hütte also und wandere weiter nach Mäjasjöns fäbodar.
Museumsdorf Mäjasjöns fäbodar
Das Museumsdorf Mäjasjöns fäbodar ist nur rund 500 Meter weiter am Mäjasjön gelegen. Und oben auf dem Berg bin ich ja schon. Als ich den See erreiche sehe ich einen Mann mit Hund zwischen den Häusern. Zu meiner Überraschung ist es der Schwede mit Hund. Der angehende Polizist hatte seinen Rucksack mit 35 kg richtig voll gepackt und war nach einiger Zeit beim Militär überrascht wie anstrengend es nach einem Studienjahr sei. Da der Bus auch von Ullånger fährt, wollte er morgen wieder zurückgehen und auf das Stück nach Docksta verzichten.
Zwischen den verschiedenen Holzhütten finden wir beide einen Platz für unser Zelt. Das Museumsdorf besteht aus rund einem duzent Hütten, die aus der Gegend zusammengetragen und hier wieder aufgebaut wurden. Es ist zwar noch nicht geöffnet, aber einige Hütten stehen der Allgemeinheit zur Verfügung. So gibt es eine Hütte mit Tisch und Stühlen und auch Übernachten ist dort erlaubt. Die Trockentoiletten stehen an der Zufahrt. Ich nehme mir Zeit und besichtige die Hütten, welche offen sind. Der Heimatverein bitte für den Unterhalt um eine Spende per Swish oder bar in der Sammelbüchse.
Das Wasser kommt im Sommer aus der Tiefe des Sees. Ich finde zwar den Wasserhahn, aber die Pumpe ist noch nicht angeschlossen. So bleibt mir etwas Trinkwasser aus Ullånger und zum Kochen filtere ich Seewasser. Ich esse eine Huhnersuppe und koche mir anschliessend Sauerkraut mit Kartoffelpürree. Als die Sonne verschwindet gehen wir ins Bett. Der Bus des Schwedens fährt früh und ohne Sonne ist es recht frisch.
Kaum liegen wir in den Schlafsäcken wird es gegen halb zehn noch einmal laut. Zuerst denke ich an andere Wanderer, aber das Paar scheint zum Museumsdorf zu gehören. Sie räumen in der einen Hütte etwas herum und unterhalten sich mit dem Schweden. Dann verabschieden sie sich laut lachend mit einem Godnatt.