Nach Mädan
Strahlend blauer Himmel erwartet uns am Morgen in der Svartviken-Bucht. So langsam müssen die Mädels deutlich weiter wandern als ich, denn sie haben einige Tage weniger Zeit. Zusammen wandern wir recht spät gegen 10:30 Uhr los. Ein Bieber verabschiedet sich mit einem lauten Platschen. Indem er mit dem Schwanz aufs Wasser schlägt, werden Artgenossen gewarnt. Nun ist er abgetaucht und ausser die Ringe auf der Wasseroberfläche ist nichts mehr von ihm zu sehen. Für uns geht es gleich bergauf. Über die Landzunge Brattnäset erreichen wir auf Waldwegen die Bucht Mädansviken. Mein Bein sind schwer und ich bin auch weiterhin langsamer unterwegs. Folglich verabschieden wir uns und langsam entschwinden die Beiden.
Am südlich Mädan steht ein kleines Häuschen mit zwei Türen an der Strasse. Ein Schild verkündet, dass sich hier Mädans Mini Museum 1 befindet. Ich bin mir nicht schlüssig, ob es sich um eine ehemalige Bushaltestelle handelt oder ob früher die Milchkannen hier aufbewart wurden. Ich liege falsch, denn später lese ich, es handelt sich bei den kleinen Häusern um ein Spritzenhaus, in denen früher die Feuerwehrausrüstung gelagert wurde. Und so setze ich den Rucksack ab und starte den Museumsbesuch. Die kleine Ausstellung wurde 2007 erstellt und berichtet die Geschichte der Höfe, vom Fischfang in der Ostsee und vom Sägewerk. Anschliessend setzte ich mich vor die Hütte und Esse noch etwas. Der Schwede mit Hund kommt, schaut auf die Uhr und leistet mir Gesellschaft. Er macht alle 5 Kilometer eine Pause. Der Hund bekommt zu trinken und wir unterhalten uns während dessen. Sein Ziel ist Docktsa und er hat nur noch zwei Tage. In Siebenmeilenstiefeln entschwindet er bald mit seinem Riesenrucksack die Strasse entlang.
Auch für mich geht weiter auf der Strasse entlang zum nördlichen Mädan. Ich passiere den Parkplatz von Rödklitten und verzichte auf den Abstecher zum Aussichtspunkt Stortoberget. Die Strasse zieht sich. Vor allem ist es schon recht spät und ich habe noch nicht viel geschafft. Als ich um die Kurve komme, sehe ich das nördliche Mädan. Eine Senke noch und dann geht es in der Mittagshitze zu den einzelnen Häusern hinauf. Oben findet sich wieder ein kleines Häuschen. Ich bin Neugierig und siehe da, auch hier verbirgt sich ein kleines liebevoll gestaltetes Minimuseum hinter den Türen. In der Hauptseason soll es hier sogar Wasserkarnister zum Auffüllen der Trinkflasche geben, nun finde ich nur das Hinweisschild dazu.
Über Vännersta nach Lappudden
Es geht weiter auf der Strasse entlang. Ein Landwirt, auf einem wirklich altem Traktor, kommt mir entgegen und winkt mir freundich zu. Am Stuguberget führt die Strasse durch Mischwald. Schritt für Schritt nähere ich mich der Abzweigung nach Bergsnäs. Die Bäume bieten etwas Schatten. Zwei Kilometer bis Vännersta zeigt der Wegweiser an der Abzweigung an. Kurz vor Bergsnäs erlauben mir Felder einen freien Blick über den Vågsfjärden zur markanten Kirche in Nordingrå. In Bergsnäs erwarten mich ein paar typisch rote Häuser entlang der Strasse. Nächstes Ziel ist Vännersta. Direkt an der Einmündung auf die asphaltierte Landstraße liegt die Nordingrå Konstby. Leider hat das Cafe des Kunstdorfs noch geschlossen, aber kurz vor der Einmündung lädt mich eine Parkbank zum Verweilen ein. Es ist kurz nach eins und so esse ich etwas mit Blick auf dem kleinen See Vännerstasundet. Langsam geht mir das Trinkwasser zur Neige. Es stammt noch aus Norr-Gavik. Zwar sehe ich ein Schild für Wasser an der Nordingrå Konstby, aber da ich niemanden sehe und alles verschossen wirkt wandere ich weiter ohne lange zu suchen.
Der Leden führt nun auf der Landstrasse entlang. Sie ist deutlich mehr befahren und so bin ich nicht unglücklich nach 300 Metern hinab zum Vännerstasundet wandern zu können. Über Wiesen führt ein Fussweg hinab zum Abfluss des Järestaviken. Auf der anderen Seite erwaten mich umgelegte Bäume. Hier hat ein Bieber ganz Arbeit geleistet und alle jungen Bäume einfach umgelegt. Der Wanderweg führt nun direkt am Ufer des Vännerstasundet entlang. Der Strassenlärm ist schnell vergessen. Hintern Järestakullen ist das kueze schöne Stück schon wieder vorbei und der Fahrweg hat mich wieder. Der Wegweiser verkündet 43 von 85 Kilometern und ich bin an der Abzweigung nach Lappudden.
Die ursprünglich samische Siedlung Lappudden ist auf einer Halbinsel gelegen und beherbergt heutzutage das Lappudden Friluftscenter mit Campingplatz. Hier soll es Wasser geben, aber bis zu den ersten Häusern ist es ein Stückchen und es wirkt so in der Nebensaison recht still. Ich hatte mir einen Bach oberhalb in der Karte als Wasserquelle herausgesucht und bis dorthin sind es keine zwei Kilometer mehr.
Auf den Körningsberget
Als nächstes erwartet mich Körningsgården, ein historische Gästehaus aus dem 18. Jahrhundert. Das Sommercafe im Körningsgården ist leider nur im Juli am Nachmittag geöffnet. Zu gerne wäre ich eingekehrt. Auch sonst wirkt es noch nicht wieder in Betrieb. Für all die schönen Cafes ist der Mai einfach zu früh. Kurz nach Körningsgården kommt ich auf die Landstrasse nach Nordingrå. Es gibt einen breiten Rad- und Fussweg, etwas ganz ungewohntes. Kurz bevor ich das Ufer des Vågsfjärden erreiche, hört der Fussweg auch schon wieder auf und der Höga Kustenleden führt nun auf einen Fahrweg abseits der Strasse lang. Es geht schon wieder bergan undvon weiter oben habe ich noch einmal einen schönen Blick zur Halbinsel Lappudden. Als ich die ersten Häuser erreiche, muss ich mich entscheiden. Der Wanderweg führt nun hinauf auf den Körningsberget oder ich mache noch einen Abstecher nach Nordingrå zu Supermarkt und Kirche, indem ich den Klockarvägen entlang gehe.
Ich kann mich nicht wirklich entscheiden. Es ist schon halb drei, der Körningsberget liegt noch vor mir und ob ich wirklich am Högforstjärnen zelten kann ist auch nicht gewiss. Dafür spricht, dass Nordingrå recht schön sein soll und ich Trinkwasser benötige. Allerdings hoffe ich dieses in einem Bach unweit des Ledens zu finden. Auch wenn so ein Cafebesuch verlockend ist zieht es mich weiter. Und ich folge einem schmalen Pfad über eine Wiese Richtung Wald.
Nördlich von Nordingrå ist ein Bach zwischen Körningsberget und Valmstaberget eingezeichnet. Ihn kann ich über die im Winter beleuchtete Skiloipe erreichen. Es ist durch die Skiloipe vielleicht nicht das beste Wasser, aber notfalls kann ich über den Loipenweg in den Ort absteigen. Ich steige also ober eine Wiese auf. Als der Leden scharf nach links auf den Körningsberget abbiegt, folge ich einen breiten Fahrweg nach rechts hinab zum Bach. Das Wasser plätschert kräftig im schlammigen Bachbett. Ich suche mir eine Stelle, an der ich das Wasser abschöpfen kann ohne den Schlamm auszuwirbeln. Es dauert bis ich genug Wasser gefiltert und meine Vorräte für Abends und Frühstück aufgefüllt habe.
Schwer bepackt geht es den Pfad hinauf auf den Körningsberget. Oben gibt es einen Aussichtsplatz und den Windschutz "The Tree Cube". Zu meiner Überraschung treffe ich dort auf die Mädels. Sie berichten, dass der Schwede mit Hund noch im Ort sei und sie auch die beiden Belgier gesehen haben. Sie wollen nun am nächsten See einen Platz suchen und das wäre ebenfalls der Högforstjärnen. Könnte also eng werden auf der kleinen Landzunge. Ich geniesse die Aussicht und besichtige den Holzwürfel im Baum. Die Leiter möchte ich nicht unbedingt im Dunkeln runter gehen müssen, aber übernachten liesse sich schon dort drinnen.
Abstieg zum Högforstjärnen
Ich folge den beiden den Weg hinab vom Körningsberget. Ganze Bäume liegen quer über den Weg und einmal muss ich den Weg regelrecht suchen vor lauter Baumbruch. Der Winter hat hier deutliche Spuren hinterlassen. Als ich das schlimmste hinter mir wähne, stolpere ich und schürfe mit das Knie etwas auf. Wenig später lockt mich eine Lichtung vom Weg ab, aber der Abstecher lohnt sich nicht, da es keine wirklich ebene Stelle für das Zelt gibt. Ich steige also hinab zum See und kann vom Ufer die Mädeles auf der kleinen Landzunge sehen. Hier befindet sich eine Feuerstelle und Sitzbänken. Wir finden für jedes Zelt einen Platz und richten uns ein.
Als unsere Zelte errichtet sind steht plötzlich der Schwede mit Hund im Camp. Er will eigentlich weiter, hat sich jedoch von der Wegmarkierung an den Bäumen in diese Sackgasse führen lassen. Auf dem Pfad hätten wie noch Platz, aber Docksta ruft und er eilt von dannen. Wo wir da so stehen fällt unser Blick auf die auf dem Pfad liegenden Elch-Köttel. Schnell stellt sich die Frage, ob wohl eines der Zelte auf der Elchautobahn Richtung See steht?
Besuch vom Kettensägenmann
In der Ferne hören wir eine Motorsäge. Das Geräusch kommt immer näher und plötzlich steht der Kettensägenmann zwischen unseren Zelten und fragt uns etwas auf schwedisch. Sind wir im Weg und müssen weg, weil hier gleich ein Baum fällt? Aber es ist alles halb so schlimm bzw sehr freundlich. Er will einfach nur wissen ob er uns Feuerholz machen soll und wirk fast enttäuscht als wir dankend ablehnen. Ein Kollege kommt dazu. Sie sind Mitglieder vom örtlichen Skilanglaufclub und räumen ehrenamtlich einen Teil des Höga Kustenledens. Wir sind also einen Tag zu früh gekommen. Morgen wären die Bäume alle weggeräumt gewesen. Sie würden auch im Mai gehen, da man noch gefahrenlos Feuer machen kann und die natürlichen Bäche genügend Wasser führen. Wir haben keine so guten Nachrichten, es gibt noch einiges wegzuräumen. Und so hören wir noch eine ganze Weile das Surren der Motorsäge am Körningsberget.