Abstieg nach Svedjeholmen
Nach einer ruhigen Nacht in der Småtjärnsstuga wache ich früh auf. Ich stehe auf, frühstücke und packe ein. Zum Abschluss fege ich die Hütte aus und schaue auf die Uhr. Es ist 8:10, so früh war ich noch nie unterwegs. Ich folge dem Wegweiser des Höga Kustenledens Richtung Hamptjärnen, auch wenn in meiner Karte der Abstieg weiter nördlich eingezeichnet ist. Nach 10 Minuten erreiche ich den ArkNat-Windschutz Off-Centred. Die Tür liegt davor und auch sonst ist der Windschutz recht luftig, so das es bei dem immer noch eisigen Wind nicht sehr gemütlich gewesen wäre hier die Nacht zu verbringen.
Über einen Weg aus runden Steinen geht es zwischen jungen Birken hinab zum Hamptjärnen. Am Nordufer des Sees entlang, passiere ich einen einfachen Windschutz und auch auf der anderen Seeseite gibt es einen Unterstand, den Angler sich gebaut haben. Ich wundere mich etwas, dass ich keinen Angler sehe, allerdings ist der Pfingstmontag auch kein Feiertag in Schweden. Dazu hängt an der Infotafel am Ende des See ein Zettel fiske förbud. Bis zum bis 10 Juni ist das so und eine Angelkarte bräuchte man auch um hier Regenbogenforelle und Saibling zu angeln. Von hier folgt der Weg der übererdischen Stromleitung bis zurm nächsten Fahrweg. Dort führt er auf einem Trampelpfad durch den Wald Richtung Sund und am Ende stehe ich wieder an der selben Stromleitung nur etwas weiter unten im Hang. Ob die 340 Meter extra an der Gesamtwegstrecke gefehlt haben? Von hier aus kann ich schon das Wasser vom Veckfjärden sehen. Ruckzuck bin ich unten am Häuserrand und trete am Ende einer Sackgasse wieder mal auf asphaltierten Grund.
Durch den Vorort Svedjeholmen gelange ich zur Schleusenbrücke über den Moälven. Die Holzschleuse wurde vor 80 Jahren gebaut, um zu verhindern, dass Salzwasser aus dem Meer in den Moälven gelangt. Oberhalb der Schleuse wird aus dem Veckfjärden wird Wasser für industrielle Zwecke für das Fabrikgelände in Domsjö gewonnen. Ein grosses gelbes Schild weisst den Weg zwar als verbotene Strasse aus, aber auf eigenes Risiko darf man: Förbjüden väg. Den som mot förbudet tar sin väg över dammen gör detta på egen risk
Der Weg über das Schleusentor ist etwas komisch mit Gattern, Toren und Ampel gesichert, aber da niemand schleusen will, komme ich ohne Probleme ans andere Ufer.
Von Hörnett auf den Varvsberget
Ich bin nun im Stadtteil Hörnett und folge der Älvgatan, die am Ufer des Veckfjärden entlang führt. Der Uferstreifen gehört zu den Häusern auf der anderen Strassenseite, zumindest gibt es reichlich Verbotsschilder, Vorhängeschlösser und sogar Videoüberwachung. Am Ende der Strasse führt der Weg über eine Wasserleitung. Das riesige Holzrohr wird mit Metallringen zusammengehalten und führt Wasser vom Veckfjärden nach Hörnett und vermutlich weiter zur Domsjö-Papierfabrik. An der Eishalle verlasse ich das Siedlingsgebiet wieder und der Weg führt mich ins Hörnsjöns Naturreservat, welches an der Südflanke des Varvsberget liegt.
Der Einstieg in das Naherholungsgebiet liegt an der Eishalle. Noch einmal geht es 60 Höhenmeter zum See Hörnsjön hoch. Der Wald wird von Kiefern und Fichten dominiert, welche älter als 100 Jahre sind. Der See kündigt sich durch breite Wege an, auf denen Jogger ihre Runden drehen. Ich erreiche den See direkt an einem Rastplatz. Da der Hörnsjön ein Wasserreservat ist, ist Schwimmen im See verboten. Das Wasser eignet sich somit zum Kochen. Ich setzte mich auf eine Bank und werde endlich wieder meinen Müll los. Das hier der kalte Wind ankommt gehe ich zur Schutzhütte auf die andere Seeseite. Ich setzte ich mich in die Sonne und koche mir ein paar Asia-Nudeln und einen Tee.
Ich habe Zeit, denn Örnsköldsvik liegt direkt am Varvsberget und ins Hotel komme ich erst ab 15 Uhr. Als die Sonne hinter den Bäumen verschwindet packe ich ein und wandere weiter. Über interessant Felsen schlängelt sich der Pfad hoch auf den Varvsberget. Um 12:15 erreichte ich den Gipfel des Varvsberget und durchschreite ich das nördliche Tor des Höga Kustenledens. Ich bin angekommen.
Ich gehe zum nahen Aussichtspunkt von dem ich nach Süden ins Tal des Moälven und bis zur Halbinsel Balesudden blicken kann. Das Restaurang Varvsberget mit Terrasse und toller Aussicht über die Stadt hat leider geschlossen. Ich setze mich auf eine Bank mit Ausblick zur Innenstand von Örnsköldsvik. Viel Betrieb ist nicht am Hafen. Das dürfte im Sommer anders sein. Leider steht die Bank zwar in der Sonne, aber in unbittelbarer Nähe zum Parkplatz. Und da ist ein reger Betrieb. Ich frage mich irgendwann ob es der einzige Platz in Ö-vik ist, wo man Handyempfang hat. Kaum ist einer verschwunden, kommt das nächste Auto, der Fahrer steigt aus und brüllt in sein Telefon. Gegen halb zwei habe ich genug von den Errungenschaften der Zivilisation und mache mich auf den Weg zum Hotel. Doch wo geht es lang?
Der letzte Abstieg nach Örnsköldsvik
An der Skisprungschanze, dem Hoppbacke oder die Strasse entlang? Ein Wegweiser zum Centrum führt die Strasse entlang. Ein Laternenpfahl hat sogar eine etwas verwitterte, orangene Markierung. Leicht bergab komme ich ins Rollen. Als ich mich einer Kurve nach Süden nähere kommt es mir komisch vor. Und wo sind die Wegmarkierungen? Ich drehe um und wandere zurück. Kurz vorm Parkplatz finde ich die unscheinbare Abzweigung. Über eine Holztreppe steige ich den Berg hinab und lande auf einer Brachfläche. Die Wegweiser sind durch Bauarbeiten wohl verschwunden. Die Richtung stimmt aber. Zwischen den Häusern durch führt ein Fussweg zum Bahnhof. Nun muss ich nur noch auf die andere Seite des Bahngleises kommen so komme ich an eine der komischten Unterführungen die ich bisher gesehen habe. Denn während sich die grosse Skischanze auf dieser Seite der Gleise befindet, liegt die Auslaufzone auf der anderen Seite. Für den Springer muss es quasi so sein, als springe er gegen die Bahnbrücke. Auf der anderen Seite lande ich auf einem Parkplatz. Hier gibt es wieder Wegmarkierungen, die mich Richtung Bahnhof und Hafen führen.
Da der Bahnhof auf dem Weg liegt, zieht es mich dort als erstes hin. Reine Gewohnheit, denn es ist immer gut zu schauen, ob auch alles noch fährt. Die Abfahrtstafeln sind alle Rot. Nach Süden Richtung Sundvall fährt kein Zug sondern nur ein Schienenersatzverkehr. Auskunft gibt es bis auf den Bildschirm am Bahnhof keine. Allerdings wurde meine Zugverbindung für Morgen noch nicht gecancelt. Es dauert etwas, bis ich mich vom erst Schreck erholt habe und mich erinnere, dass ich für heute keine Ruckfahrt buchen konnte.
Für die letzte Nacht habe ich mir ein Zimmer im Elite Plaza Hotel gebucht. Nicht sehr günstig, aber noch im Rahmen. Leider macht der Empfang erst um 15 Uhr auf und man kommt nur mit Zimmerkarte ins Foyer. Zum Glück ist gutes Wetter und so setze ich mich im Hafen in die Sonne und warte.
Fazit
Auch wenn die Heimreise mit Schnellzug nach Stockholm und Nachtzug nach Hamburg noch bevor steht, es war eine gelungene Wanderung. Mit einigen Zweifel, was meinen Fitnesslevel angeht, war ich gestartet. Von meinem, ab dem Skuleberget zwickenen Knie abgesehehen, war ich gut durch- und angekommen. Überraschenderweise haben mir die Strassenpassagen weniger ausgemacht als gedacht. Das liegt im den ländlichen Gebieten auch an den sehr freundlich Einwohnern. Und dies, obwohl inzwischen im Sommer sehr viele hier lang wandern dürften.
Bewährt hatte sich bei der Vorbeitung einzelnen Etappen mit möglichen Wasserstellen zu betrachten. So hatte ich am Zelt immer genug Wasser, auch wenn es kein Trinkwasser gab. Ein Filter zu verwenden ist an manchen Wasserquellen zu empfehlen. Die Übernachtungsplätze in Hütten sind sehr beschränkt und bereits in der Vorsaison knapp. Ein Zelt oder mindestens ein Tarp oder Biwaksack sollte mitgenommen werden.
Nachtrag
Zwischen dem 23. Oktober 2023 und dem 5. April 2024 finden Sanierungsarbeiten an der Holzschleuse statt und der Gehweg über die Schleusenbrücke ist für die Öffentlichkeit gesperrt. Statt die hier beschriebende Route über die Moälven-Schleusenbrücke verläuft der Höga Kustenleden in der Zeit weiter östlich. Die Hauptstrasse Brogatan rntöang gelangt man zur östlicher gelegenden Modovägan-Brücke und trifft im Hörnsjöns Naturreservat wieder auf den ehemaligen Verlauf.
Der Abstieg vom Varvsberget erfolgt über den Fahrweg am Hoppbacke an den oberen Skisprungschanzen entlang und dann ebenfalls durch die Häuser hindurch zum Bahnhof.