Durch die Slåttdalsskrevan auf den Slåttdalsberget
Ein sonnniger Tag mit einem eisigen Wind erwartet mich im Skuleskogen Nationalpark. Ich will heute nur mit Tagesgepäck zum Slåttdalsberget und dann die Gegend Richtung Westeingang des Skuleskogen Nationalpark erkunden und erst am Nachmittag zum nächsten Übernachtungsplatz an der Ostsee gehen. Morgen könnte ich dann den Bereich entlang der Ostsee erkunden, soweit mein etwas unschlüssiger Plan. Ich frühstücke und packe meine Sachen ein. Das Zelt lasse ich aber an der Tärnättvattnen-Hütte stehen und deponiere den Rucksack dort drin. Gegen halb zehn steige ich wieder zur Slåttdalsskrevan auf.
Gleich zu Anfang geht es über runde Steine und ich merke mein Knie immer noch. Das ist nicht so gut. Von der Felswand dröhnt ein Generator und ein Pressluftbohrer zu mir durch den Wald. In der Slåttdalsskrevan wird die Treppe abgebaut. Das Geländer und jede zweite Stufe fehlt schon. Ich darf aber noch hoch. Am Ausguck treffe ich auf die junge Frau aus der Hütte. Sie erzählt mir die Slåttdalsskrevan werde wegen Steinschlags für immer gesperrt. Das war an mit total vorbeigegangen, zumal es keine Hinweise dazu im Nationalpark gibt. Nun machen auch die Bauarbeiten an einer Umgehung und der Abbau der Treppe Sinn. Da der neue Weg aber offenbar noch nicht fertig ist (es gibt keinerlei Wegweiser), frage ich bei den beiden Parkangestellten lieber mal nach, ob die Treppe ersetzt oder ganz weg kommt. Ganz weg, ist die kurze Antwort. Und wie komme ich zurück zur Hütte? Hier runter, zeigt einer der Männer, und verweist auf die doch recht steile Schrägung hinunter in die Felsspalte. Na das kann ja etwas werden.
Ich will aber erst einmal auf den Slåttdalsberget. Nicht nur um die Aussicht zu geniessen, sondern auch in der Hoffnung Mobilempfang zu haben um Geburtstagsgrüsse zusenden. Der Aufstieg auf der Nordroute ist mit Stahlseilen gesichert. Ich suche mir ein windgeschützes Plätzchen und geniesse die Aussicht über die vorgelagerten Inseln. Handyempfang gibt es auch und so kann ich mit dem Restakku die Glückwünsche absenden. Ich studiere die Karte, denn offensichtlich habe ich am Skuleberget mein Knie überanstrengt und auf dem Hosenboden in die Slåttdalsskrevan rutschen will ich auch nicht unbedingt. Ich entschliesse mich statt Richtung Westausgang hinab nach Kälaviken zu wandern und dann auf dem Kuststigen an der Ostsee entlang bis nach Gammbodarna. Von dort führt der Grottstigen hinauf zur Hütte am Tärnättvattnen. Übernachten könnte ich am Zeltplatz in Salsviken, nahe des Nordausgangs. Damit hätte ich noch einen ganzen Tag im Balesuddens Naturreservat oder könnte die Strecke halbieren und in Köpmanholmen übernachten.
Abstieg vom Slåttdalsberget nach Kälsviken
Mit dem neuen Plan im Kopf verlasse den Slåttdalsberget auf der Südroute. Haben mich eben noch die Ostseeinsel in meinen Bann gezogen, kann ich in der Ferne einen markanten Berg bewundern. Fast könnte man ihn für den Skuleberget halten, da er ebenfalls eine steile Felswand hat, aber es handelt sich um den Vårdkallberget. Der Südabstieg lässt sich einfach begehen. Über grosse Granitflächen geht es stetig abwärts und bald erreiche ich den Höga Kustenleden. Vorbei an den Steinfeldern zweige ich auf einen unmarkierten, aber in der Nationalparkskarte eingezeichneten, Pfad ab, der mich an einem Bach entlang direkt zum Tältplats Nord-Kälsviken führt. Hier gibt es zwei Feuerstellen, Feuerholz und eine Trockentoilette.
Auf dem Kuststigen nach Gammbodarna
Ich folge nun dem Kuststigen nach Norden. Auf dem breiteren Weg dürfen auch Radfahrer fahren. Nördlich von Bonäset komme ich an einen schönen Sandstrand. In der kleinen geschützen Bucht ist nichts mehr vom frischen Wind zuspüren und das Wasser ist spiegelglatt. Hier könnte man es aushalten.
Nach rund 15 Minuten erreiche ich Näskebodarna. Hier stehen alte Sennhütten und auch moderne Ferienhäuschen auf der Landzunge Fjälludden. Die erste Hütte ist jedoch die Övernattningsstuga Näskebodarna. Sie steht wie Schweizer Sennhütten auf runden Steinen, damit die Mäuse nicht hineinkommen. Drinnen gibt es Tisch und Stühle, einen Ofen mit Feuerholz und vier Betten. Die Hütte wirkt modern und ist nicht so verqualmt wie die kleine Hütte am Tärnättvattnen. Ich wende mich dem schönen Strand zu und lasse mich an einem Picknicktisch für eine kurze Mittagspause nieder.
Der Weg quert einen kleinen Bach, der als Trinkwasserquelle dient und führt am Rander der Sennhütten vorbei. Hinter Näskebodarna soll es Grabhügel (Gravrösen) aus der Bronzezeit geben. Sie wurden häufig am Ufer errichtet und es wird vermutet, es diente dazu Fremden zu signalisieren, dass der Küstenabschnitt bereits bewohnt ist. Ich verpenne die Abzweigung und latsche auch an der zweiten vorbei. Als ich es merke, bin ich schon zuweit und muss wieder ein Stück zurück. Der schmale Pfad ist leicht zu übersehen und führt die Anhöhe zwischen Meer und Waldweg hinauf. Zwischen den Bäumen liegen grosse, teilweise mit Moos bewachsene Steinhaufen.
Für mich geht es den Kustsigen weiter durch den Wald nach Gammbodarna. Auch hier liegen noch Baumstämme quer über den Weg und mit dem Fahrrad wäre es recht mühsam. Gegen 14 Uhr erreiche ich die Abzweigung nach Tärnättholmarna. Auf der Halbinsel gibt es zwei weitere Übernachtungshütten. Tärnättholmarna hatte ich ursprünglich für meine zweite Nacht im Nationalpark angedacht. In anbetracht der Zeit, verzichte ich auf einen Abstecher und biege in Grottstigen ein.
Auf den Grottstigen zum Tärnättvattnet
Der Grottstigen soll mich den Steilhang hinauf zum Tärnättvattnen bringen. Es geht steil bergauf und ich lande in einer schmalen Felsspalte, die stark an die Slåttdalsskrevan erinnert. Fast ganz oben gibt es einen Abzweig zu einer Grotte. Mit etwas Kraxellei erreiche ich die Höhle. Sie ist nicht so gross wie am Skuleberget, aber auch hier kann man als Skuleskogenröuber im Trockenen sitzen und die Aussicht über das Meer geniessen. Der Weg quert eine weitere Felsenspalte und führt weiter über Granitplatten mit toller Aussicht über die Bucht Näskefjärden nach Hummelvik und Tärnättholmarna.
Am Zelt angekommen esse ich etwas und als ich das Zelt einpacken will fängt es an zu Regnen. Eine Jugendgruppe lässt sich an einer der Feuerstellen nieder und es ist mit der Ruhe vorbei. Eine Stimme ist nicht zu überhören. Ich bin froh, als sie nach Tärnättholmarna absteigen und hoffe sie nicht in Salsviken wiederzusehen.
Auf dem HKL nach Salsviken
Der Zeltplatz Salsviken am Sandstrand der Salsviken-Bucht liegt ideal dicht am Nord-Eingang und dort will ich mein Nachtlager aufschlagen. Auf Bretterstegen quert der Höga Kustenleden die Feuchtwiesen zwischen den beiden Tärnättvattnen-Seen. Am nördlichen See entlang taucht der Weg wieder in den Wald hinein und trifft auf den Skravelbäcken. Dieser Fluss führt auch im Sommer Wasser und trocknet nicht aus. Wenig später erreiche ich den Kuststigen und nutze den nächsten Bach um mein Trinkwasser bis morgen Mittag aufzufüllen.
Nach rund 400 Meter erreiche ich den Tältplats Salsviken oder das was ich dafür halte. Am Strand steht ein Picknicktisch und im Wald findet sich ein Plumsklo. Es ist recht voll, dafür gibt es Toilettenpapier. Zelten am Strand mit all seinen Vor- und Nachteilen. Ich finde am Rand festen Boden, in dem die Heringe halten. Immer wenn ein Windstoss kommt weht Sand ins Zelt. Spät kommen noch zwei Schweden. Sie waren heute auf dem Skuleberget und haben nun runde Füsse. Sie suchen einen Platz für ihr Tarp und finden schliesslich eine Möglichkeit zwischen den Bäumen. Bevor sie auspacken fragen sie mich aber lieber noch wann ich denn ins Bett wolle. Aber da ich keine Party machen will werden sie meine Nachtbarn.