Zum Fjärdbotten
Morgens lacht die Sonne an der Bucht Grönsviksfjärden ins Zelt und so komme ich zu einem frühen Start. Gegen halb 9 treffe ich am Picknickplatz ein. Die Mädeles sind am Einpacken und da ich sowieso langsamer bin wandere ich schon einmal los. Der schmale Pfad führt weiter am Ufer entlang, überwiegernd über Felsen und Steine aber hin und wieder kann ich mich über Waldboden freuen. Nach 20 Minuten erreiche ich Rödhällmalen mit dem ARKNAT-Windschutz Stranded. Hier haben die Belgier die Nacht verbracht und sind ebenfalls am Zusammenpacken. Der Weg führt nun weg vom Ufer Richtung Strasse. Nach einen kleinen Stück über Steine geht eine Viertel Stunde auf einem Fahrweg entlang, welcher auch die Zufahrt zu einem Ferienhaus ist.
Dann hat mich der Asphalt wieder. Ich bin wieder auf der Strasse, die mich schon durch Lövvik führte. Umgeben von Wald vergeht der nächste Kilometer schneller als befürchtet. Ich erreiche Ferienhäusern und kann auf das Wasser des Fjärdbotten sehen. Am anderen Ufer befinden sich die Fjärdbotten-Sennhütten, in denen Übernachtet werden kann. Niemand ist zu sehen. Nachdem die Häuser passiert sind, verlässt der Leden die Strasse wieder und führt am Ufer des Fjärdbotten entlang. Am schattigen Ufer liegt sogar noch Eis im Wasser. Ich entdecke einen Baum, dessen Rinde von Elchen abgeschabt wurde. Der Winter ist noch nicht lange vorbei. Nach 500 Meter komme ich zur Abzweigung zu den Sennhütten.
Auf den Jon-Nilsberget und zur Nipstugan
Der Weg verlasst das Wasser und steigt nun an zum Fjärdbottentjärnen. Buschwindröschen säumen den Weg. Ich lande auf einer Wiese. Der See liegt gerade aus, etwas hinter Bäumen versteckt. Nach rechts geht es nach Hörsångs Havsbad mit einen grossen Sandstrand. Aber nach baden ist mir nicht und so wähle ich links, weiter auf dem offiziellen Höga Kustenleden. Dieser führt nun durch einen feuchten Birkenwald. Die Baumstämme spiegeln sich in den Tümpeln. Dann beginnt der leichte Anstieg hinauf zum Nördomstjärnen.
Der Weg führt direkt ans Seeufer. Der blaue Himmel spiegelt sich in der spiegelglatten Oberfläche und sorgt für ein tiefes blau. Es ist viertel nach 10 und ich könnte so langsam eine erste kleine Pause machen. Allerdings vergeht mir die Lust schnell, denn ich entdecke wenig später ein blutiges Gerippe am Ufer liegen. Es ist schwer zu erkenne, was es mal war. Ein Elchjunges? Zumindest hat es Fell gehabt. Der Weg führt auf einem schmalen Trampelpfad am Ufer entlang und es ist recht Feucht. Zwei schwedische Spaziergänger kommen mir entgegen und merken an wie schön es hier doch sei. Das Gerippe ist bereits wieder verdrängt und ich kann den See wieder geniessen. Am nördlichen Seeende schließt sich ein Feuchtgebiet an. Kurz bevor ich auf den nächsten Fahrweg treffe, quere ich einen kleinen Fluss (Hålsångbäcken). Endlich Pause. Ich esse eine Kleinigkeit und trinke etwas. Die Mittagspause will ich auf dem höchsten Punkt des Tages, auf dem Jon-Nilsberget machen. Auf der Karte checke ich, ob es später noch einmal Wasser gibt. Bevor ich den Fahrweg verlasse, ist noch ein Bach zum Tybettjärnen eingezeichnet. Der sollte als Wasserquelle reichen.
Langsam wundere ich mich, wo all die anderen bleiben, denn eigentlich wandere ich ja deutlich langsamer. Ich steige die Böschung zu einem Forstweg hoch, welche von Hårsång kommt. Ich folge ihr nach Westen, weiter in den Wald hinein. Der Weg ist etwas langweilig, da der breite Forstweg durch dichten Wald führt. Dafür kommt man gut voran. Ein kleines Häuschen taucht am Wegesrand auf. Eine Toilette? Oder ein Zollhaus? Wartehäuschen? Für ein Hexenhäuschen bin ich nicht tief genug im Wald. Was immer sein Zweck war, nun dient es als Unterstand bei Regen. Der Ofen ist ohne Ofenrohr, aber Feuerholz gibt es. Tack för login i regnet... Henke och Alex steht an der Wand. Ich schliesse die Tür wieder und erfreue mich der Sonne. Wie gut, dass ich hier nicht im Regen lang muss.
Nach rund einem Kilometer zweigt ein Weg ab. Die Bäume sind rundherum abgesägt und dabei sind auch die Wegmarkierungen verloren gegangen. Die einzige Stelle, an der der Höga Kustenleden nicht klar ausgeschildert ist. Nach einem kurzen Anstieg leuchtet mir wieder eine organge Markierung an einem Baumstamm entgegen. Nach der nächsten Kurve passiere ich die Reste eines Wohnwagens. Den habe ich in der Vorbereitung auch schon gesehen. Und wer sich alte Tourenberichte ansieht, wird den Verfall dieses Wohnwagens über die Jahre verfolgen können. Inzwischen ist auch das Dach eingefallen. Wie erhofft, finde ich am Zufluss des Tybettjärnen Wasser und ich komme auch dran um meine Flasche zu füllen. Wenig später endet der Weg auf einer grossen Fläche, auf der ein orangener Wohnwagen steht. Altschneehaufen liegen noch am Waldrand.
Für mich geht es rechts weiter in den Wald, vorbei an einen verwitterten Steinhaufen, der eine alte, aber immer noch gültige Grenzmarkierung ist. Rund 100 Höhenmeter liegen zwischen mir und dem Ausblick am Jon-Nilsberget. Langsam gehe ich bergang. Mit gefüllter Wasserflasche fühlt sich der Rucksack gleich viel schwerer an. Vom Forstweg höre ich Stimmen, aber es dauert noch eine ganze Weile bis die Belgier an mir vorbei ziehen. Als ich beim nächsten Steilstück eine Trinkpause mache, kommt auch der Schwede vorbei.
Um 12:30 bin ich am Ausblick Jon-Nilsberget. Der eigentliche Gipfel liegt etwas abseits, aber hier gibt es eine Feuerstelle und ein Sitzmöglichkeit unter einen kleinen schattenspendenen Baum. Zeit fürs Mittagessen. Ich nutze die pralle Mittagssonne um mein Handy etwas zu Laden. Und während ich die Instantnudeln verspeise, geniesse ich die Aussicht und Sonne. Was habe ich mit dem Wetter für ein Glück. Von nun geht es überwiegend bergab und dann an der Küste entlang. Ich bin schon wieder am Einpacken als die Mädels ankommen und so wird es eine richtig lange Pause.
Ein Stückchen weiter erreichen wir den Lidnipan mit der Nipstugan. Hier sind weitere Wanderer am Kochen und Pause machen. Die kleine Hütte vom Ortsverein kann für 100 Kronen die Nacht zur Übernachtung genutzt werden. Wir bekommen allerdings nur die Tür zum Vorraum auf. Nachdem wir die Aussicht genossen haben steigen wir ab.
Nach Lidebro und weiter nach Gavik
Der Weg führt am Nordhang hinab nach Lidebro und es gibt sogar einige Altschneefelder zu queren. Alles kein Problem. Kurz vorm Ort verlassen wir den Wald und gehen auf einem Fahrweg weiter. Wir passieren einen Bauernhof an dessen Scheune es eine Aussenwaschbecken gibt, aber der Wasserhahn ist abmontiert. Zuviele Wanderer hatten wohl dfen selben Gedanken wie ich.
Als wir in Lidebro auf die Landstrasse kommen stehen auf der rechten Seite Mülltonnen. Eine davon ist mit Högakisten Leden markiert und "Soptunna for vandringsled". Freudig erleichtern wir uns vom Müll der ersten Tage. Ich bin auf der Strasse langsamer unterwegs als meine beiden Mitwanderinnen und weiss auch nicht, ob ich es heute bis Svatviken schaffe. Ich verabschiede mich lieber mal und fülle am Svartdalsbäcken mein Wasser auf, denn bis Garvik sieht es schlecht mit Wasser aus.
Die nächsten 500 Meter führt der Leden auf der Landstrasse entlang. Zum Glück ist kaum Verkehr. Als ich in die Seitenstrasse nach Allsta abbiege habe ich meine Mitstreiterinnen wieder. Sie unterhalten sich mit einem Belgier, der entgegengesetzt wandert und nur in den Hütten übernachtet. Es folgt eine weitere Frau, die auch sehr grosse Etappen geht und hofft ebenfalls in der Nipstugan übernachten zu können. Die einspurige Strasse ist nicht asphaltiert und am Strassenrand liegt Rollsplitt. Es geht sich somit am besten auf der freigefahrenden Fahrspur. Es geht einen bewalteten Hügel hoch und oben kommen mir vier junge Männer entgegen. Die Nipstugan wird wohl heute abend voll.
Die Mädels ziehen langsam aber stetig vondannen. Bald erreiche ich Allsta am Östersundet. Ein idylischer Fleck. Bevor ich aber Eden erreiche, zeigt der Wegweiser nach Rechts. Am Sörberget entlang erreiche ich die Meeresbucht Gavikfjärden. Das Ziel ist also vor Augen, auch wemm Svartviken noch ganz schön weiter entfernt ist. Am Ende des Fahrwegs wechselt der Weg auf einen schmalen Pfad. Es geht über eine Anhöhe und auf der anderen Seite lande ich in einer Bucht. Eine Holzpalette lädt zum Verweilen ein. Ein Bach plätschert in die Bucht, aber ob das gutes Trinkwasser ist ? Ich habe meine Zweifel. Die Socke reibt und nach dem ich die Stelle mit einem Pflaster versehen und etwas gegessen habe, wandere ich weiter. Nach einem kurzen Stück am Ufer entlang, lande ich wieder auf einem Fahrweg. Dieser führt mich südlich um den Gavikskatan. Über Wiesen erreiche ich kurz vor 18 Uhr die ersten Häuser von Gavik.
Durch Gavik nach Svartviken
Die kleine Ortschaft besteht aus alten Bauernhäusen und schmucken Ferienhäusern, die sich um die Gavik-Bucht ausbreiten. Ich lande wieder auf einem lehmigen Fahrweg und quere den Ort hinauf nach Norr-Gavik. Am östlichen Ende liegt das Garviks Torpets Bed & Breakfast, welches Übernachtungsmöglichkeiten bietet. Auch für Zelte ist Platz. Vor allem gibt direkt am Leden einen frei zugänglichen Wasserhahn. Der dazugehörige Kiosk hat leider schon zu und so fülle ich meine Wasserbehälter auf. Dazu ist ein Knopf zu drücken und anschliessend sprudelt das kühle Nass aus dem Schlauch.
Von Gavik sind es noch rund 1½ Kilometer nach Svartviken. Ich hoffe, ich finde in der "Schwarzen Bucht" noch ein Platz für mein Zelt. Ein Fahrweg führt mich hinab nach Sandvikssunden. An den Ferienhäusern hört der Weg auf und der Leden führt auf einem Pfad am bewaldeten Ufer der Svarviken-Bucht entlang. Notfalls kann ich hier mein Zelt aufbauen denke ich. Wenig später treffe ich am Nordufer auf die Mädels, die mir einen Platz reserviert haben. Nun, es ist niemand außer uns hier. Es ist kurz nach 19 Uhr und ich bin froh es bis hierher geschafft zu haben.
Die Füsse schmerzen und als ich auf dem Garmin 19 Kilometer sehe, wundert es mich nicht mehr. Ich baue das Zelt auf und erleichtere meinen Rucksack um Reis mit Gemüse und Shrimps. Noch einen Tee an unserer Lagerfeuerrunde ohne Feuer. Morgen, so stellen wir fest, werden wir getrennt zelten. Während ich noch reichlich Zeit habe und eine kürzere Strecke wandern will, müssen die Mädels sich langsam sputen. Für die nächste Nacht hatte ich mir den Högforstjärnen ausgeguckt.