Die Sonne scheint am Morgen und verspricht einen weiteren schönen Tag. Um 8:00 Uhr stehe ich auf und bin schon um 9:15 mit allem fertig. Nach wenigen Metern erreiche ich eine Wegzweigung. Ich halte mich rechts um nach Berastøl zu kommen. Es geht noch etwas bergan und anschliessend am westlichen Berghang des Fljotdalsfjellet entlang. Für einen kurzen Moment kann ich bis hinab zum Eidfjord blicken.
Wenig später beginnt der knackige 300 Höhenmeter-Abstieg. Erst sanft über Wiesen mit Blick zum Hardangerjøkulen, komme ich schnell in ein steileres Stück. Schliesslich folgt der Pfad einem Bach und führt über Feuchtwiesen zum Ufer des Berdølo. Dort erwartet mich ein Steg über den Fluss. Auf der anderen Seite stehen einige moderne Holzhäuser. Ich habe mein erstes Tagesziel Berastøl ist erreicht.
Ich folge nun dem Berdølo flussaufwärts. Der Pfad führt durch die Holzhäuser hindurch und auch hier stehen noch die Reste alter Steinhäuser. Holzstecken markieren nun den Weg. Und der steigt wieder an. Erst über Felsen führend wird das Gelände immer feuchter. Schliesslich lande ich auf einem Plateau. Vor mir erhebt sich der Hallingehaugane. Es weht ein kühler Wind hier und auch die Schafe suchen sich Windschutz. Immer noch treffe ich auf diese Holzstäbe. Schliesslich verrät ein angeheftetes Schild die Herkunft: Xtrem Eidfjord.
Um halb eins erreiche ich die Ostflanke des Hallingehaugane. Der Blick ins Sysendalen öffnet sich. Hinter einer Kuppe suche ich Windschutz und mache eine kleine Pause. Von nun an geht es die nächsten vier Kilometer bergab bis zum Bjoreio. Wieder habe ich den Hardangerjøkulen im Blickfeld.
Bis Skitsete geht es leicht bergab über Wiesen. Dort wird eine Hochebene gequert und dann geht es abwärts. Ich lege aber vorher noch eine Pause ein. Ich hoffe dicht genug am Ort zu sein und damit Handyempfang zu haben. Diese Hoffnung erfüllt sich. Ich rufe dank moderner Technologie den Wetterbericht ab. Strahlend blauer Himmel wird für die nächsten Tage angesagt. Ab Liseth würde auch ein Bus fahren. Aber mir geht es gut und in dreieinhalb Tagen sollte ich es trotz Sturzblessuren bis nach Finse schaffen. Im Idealfall kann ich heute schon ein paar Kilometer der nächsten Etappe schaffen.
Der letzte Teil des Abstieg nach Liseth ist beschwerlich. Ich treffe die beiden Schweizer von der Torehytten wieder. Zusammen steigen wir auf dem Pfad ab. Inzwischen führt er durch Birkenwald und leider auch immer wieder über feuchte Felsplatten. Das Rauschen des Engjafoss wird langsam aber stetig lauter. Flussabwärts ist in der Karte eine Brücke eingezeichnet. Wenig später stehe ich vor einer Pforte und der Brücke. Über drei Doppel-T-Träger liegen quer Bretter und überbrücken so die Schlucht des Bjoreio. Ein Geländer gibt es nicht. Also schön in der Mitte bleiben.
Der Weg nach Liseth führt nun die Fernstrasse entlang. Ich muss mich entscheiden ob ich über das Liseth Pensjonat und Fossli gehe. Da ich nur eine Wegbeschreibung über das Liseth Pensjonat habe folge ich dessen Wegweiser an der ersten Abzweigung. Dies ist zwar ein kleiner Umweg, aber den Weg sollte ich sicher finden. Der Himmel ist inzwischen bewölkt und Regen kündigt sich an.
Am Liseth Pensjonat bin ich mir erst unsicher. Die Wegbeschreibung spricht von hinter dem Hotelt, aber die Wegweiser zeigen eindeutig in die falsche Richtung. Also gehe ich zurück. Diesmal gehe ich vor dem Hotel über den Parkplatz und stehe an der Wiese vor dem richtigen Wegweiser. Über Wiesen und an Ferienhäusern vorbei schlängelt sich der Pfad durch die Siedlung. Ich lande auf einem Fahrtweg. An einem Parkplatz mit Abfallentsorgung der nächste Wegweiser. Hier verlässt der Weg nun den Fahrweg und führt zwischen Häuschen hindurch bergan.
Damit bin ich wieder im Anstieg. Ich möchte nach Möglichkeit bis auf den Sattel zwischen Store Ishaug und Vetle Ishaug kommen. Nach den letzten Häusern führt der Weg durch Birken und Feuchtwiesen. Viele Tageswanderer kommen mir entgegen. Kurz nach dem ich auf den Bach Tysviko treffe habe ich die ersten 200 Höhenmetern geschafft und stehe am Rand eines Plateaus. Viele kleine Bäche fliessen hier zusammen und bilden den Tysviko. Es ist entsprechend feucht. An Zelten ist nicht wirklich zu denken und so gehe ich weiter. Immer dunklere Regenwolken ziehen auf, aber es bleibt noch trocken.
Am anderen Ende der Ebene liegt Smyttet. Das ehemalige Farmhaus ist gut in Schuss und es ist auch jemand da. Schon von weiten riche ich das Feuer mit dem Abfall. Ich sehe also zu dass ich aus dem Qualm komme. Leider ist die Windrichtung ungünstig und so begleitet mich der Geruch von verbrannten Plastik eine ganze Weile.
Der nächste Anstieg führt mich bis auf den Pass zwischen Store Ishaug und Vetle Ishaug. Unterwegs begegne ich einigen Wanderern die von Rembesdalseter kommen. Sie fragen mich wie lang es noch bis nach Fossli ist und ich wundere mich, warum sie so spät sind. An der Passhöhe treffe ich gegen 18:00 auf weitere müde Wanderer. Auch sie wollen noch bis Liseth.
Für mich wird es Zeit einen Platz für das Zelt zu suchen. Ein paar Topfen fallen, aber zum Glück fängt es nicht starkt an zu regnen. Nach einer halben Stunde werde ich etwas abseits des Weges fündig. Mein Lieblingsuntergrund, der einen trockenen Platz garantiert, dazu Ausblick zum Gletscher und frisches fliessendes Wasser. Was möchte ich mehr. Abendessen. Nach einem langen Tag mit vielen Höhenmetern gibt es heute Spagetthi mit Tomatensosse und Rinderhack.