Um 6:00 werde ich wach und schaue aus dem Zelt. Nebel. Lieber noch einmal in den Schlafsack verkriechen. Um 8:00 Uhr wärmt die Sonne und ich stehe auf. Ich habe meine tägliche Routine und irgendwie dauert es auch immer gleich lange bis ich abmarschbereit bin. Der Weg führt weiter über das Plateau.
Westlich des Velurenuten beginnt der steile Abstieg ins Tal des Kvenno. Wenig später finde ich mich auf einem Schneefeld wieder. Ich bin die Erste die nach dem starken Regen über das Schneefeld geht und die Spurenlage ist nicht so eindeutig. Ich weiß zwar das ich auf dieser Seite des Klerjatjørn bleiben muss und aber Steinmännchen sehe ich nicht. Am Ufer des Sees sieht es sehr feucht aus und unter dem Schnee ist ein Fluss versteckt. Ich plane aus halber Höhe meine Route. Den Fluss möchte ich vor der Feuchtwiese queren.
Ich finde schließlich eine Stelle, die mir sicher erscheint. Ich gehe weiter der Nase nach und treffe so wieder auf den Weg. Dieser führt mich zur Brücke über den Vetla Kvenno. Etwas flussabwärts liegt Søre Belebotnen, das aus einigen Jagdhütten besteht. An der Brücke treffe ich auf die erste Wanderin aus Litlos. Als nächstes kommt mir eine norwegische Familie entgegen. Wir unterhalten uns und als sie mich Fragen wo ich herkomme, sehe ich erst welche weiße Wand ich heruntergekommen bin. Und sie müssen dort hoch und nicht wie gedacht am Vetla Kvenno entlang. Schweigen. Aber so schlimm habe ich es gar nicht empfunden.
Meine Route führt nun an der Ostflanke des Kvannanutane entlang. Der Kvenno führt ordentlich Wasser und mündet hier in den Kvennsjøen. Wieder laufe ich auf ein Schneefeld zu, welches auch über den Kvenno führt. Ich bin froh als ich um die Ecke komme und die Brücke über den Kvenno sehe. Diesmal kein Schneebrückenabenteuer. Zum Glück ist es windstill, denn es gibt keine Geländer.
Der Weg führt nun auf der Westseite des Prestkona vorbei. Rund 75 Höhenmeter muss ich hoch wandern bis ich den höchsten Punkt zwischen Vetlekoll und Prestkona erreicht habe. Dann geht es wieder abwärts zum Litlosvatnet. Die Sommerbrücke über den Fotkjølo erreiche ich um kurz vor 13:00 Uhr. Zeit die Sonne etwas zu genießen und den Kocher hervorzukramen. Heute probiere ich eine heiße Tasse Kartoffelpüree mit Frühlingszwiebeln und Speck. Etwa 170 kcal hat so eine Portion und ich bin erstaunlich satt danach. Zumindest bis zur nächsten Rast wird es anhalten und nicht beim nächsten Anstieg schwer im Magen liegen.
So richtig losreißen kann ich mich nicht, aber jede Pause hat ein Ende. Weiter geht es zum Litlosvatnet. Schon früh kann ich die Hütte am anderen Seeufer sehen. Der Weg führt am Seeufer entlang. In der Karte ist eine Abkürzung eingezeichnet, so dass ich mir die Hütte sparen kann. Am Seezufluss am nordwestlichen Ende des Litlosvatnet erwartet mich wieder eine Sommerbrücke über den Sledalselvi. Laut GPS müsste nach einem Feuchtgebiet die Abkürzung vom Weg zur Hütte abbiegen. Zu erkennen ist nichts, aber ich schlage die Richtung ein und gelange schließlich auf den Weg der von der Litlos-Hütte zum Hårteigen führt.
Es geht wieder bergan. Nach 10 Minuten erreiche ich das nächste Hindernis. Den Skadvassbekken muss ich queren. Zwar gibt es mehrere Steine um ans andere Ufer zu kommen, aber diese liegen teilweise unter der Wasseroberfläche und mit dem schweren Rucksack möchte ich nicht von Stein zu Stein hüpfen. Ich bin gerade am Schuhe wechseln, als mir ein Norweger zeigt wie flott man da rüber kommt. Seine weibliche Begleitung hat ungefähr meine Beinlänge und zaudert entsprechend. Sogleich bekommt sie energisch gezeigt wo sie hintreten soll. Das tut sie schließlich auch und schon läuft es oben rein. Als sie Richtung Litlos verschwinden, bin ich bereit. Ich quere etwas oberhalb der Steine so das ich sicher ohne Balanceakt ans andere Ufer komme. Dort kann ich wieder in meine trockenen Wanderschuhe wechseln.
Der Weg schlängelt sich um Hügel herum, aber stetig bergan. In höheren Lagen muss ich wieder Schneefelder queren. Diesmal sind sie jedoch kleiner und nicht so ausladend wie am Morgen. Der Skadvassnuten sieht erst markant aus, als ich ihn passiert habe. Der Tag ist herrlich und ich lasse immer wieder den Blick zurück zum Litlosvatnet und all die Hügel in die Ferne schleifen.
Gegen 16:00 kann ich in der Ferne den markanten Hårteigen erblicken. Das Plateau westlich des Bekkheldrane hatte ich am Vorabend bereits als mögliches Zielgebiet ausgesucht. Am See 1341 muss ich eine Schneekante überwinden, die so hoch ist, dass ich es schliesslich nur durch umgehen schaffe. Oberhalb liegt ein Tümpel. Unweit davon finde ich eine Stelle für das Zelt. Nur das Wasser gefällt mir nicht, so dass ich mit meinem 2l-Trinkbeutel noch einmal zurückgehe, um unterhalb der Schneekante aus einem Bach Wasser zu holen.
Die Abendsonne reicht um mein GPS wieder mit dem Solarpanel aufzuladen. Es zeigt 14 Kilometer für heute an. Zum Abendessen entscheide ich mich für Reis mit Shrimps und Brokoli. Ich koche den Basmatireis mit etwas mehr Wasser als normal und zusammen mit den Zutaten und Gemüsebrühe. So kann ich alles zusammen in einem Topf kochen und verhindere dass er anbrennt.
Litlos
Lage: Hardangervidda, am Litlosvatnet
Lat/Lon: 60°5'37" N, 7°8'13" E
Kategorie: Bewirtete Hütte (Betjent)
Anzahl Betten: 52
Betreiber: DNT - Den Norske Turistforening