Morgens ist es windstill und nebelig. Optimistisch stehe ich um halb acht auf und trockne das Zelt mit einem Tuch ab. Gemütlich frühstücke ich und packe ein. In der Zwischenzeit haben sich die Wolken verzogen und ich kann ein trockenes Zelt abbauen. Um 9:15 Uhr komme ich los. Meine Nachbarn sind noch nicht auf.
Beim Anstieg auf den ersten kleinen Hügel mit dem Namen Kyrkja ist mir warm und ich kann die Softshelljacke ausziehen. An der Steilwand des Luranuten entlang führt der Weg nun durch ein enges Tal. Dieses verengt sich immer weiter. Das Ende liegt im Schatten und so habe ich für einen Moment den Eindruck ich lande in einer Sackgasse. Der Schnee ist am Morgen noch harsch von der kalten Nacht und ich komme gut voran. Am Ende der Rinne geht es dann doch hoch ein kurzer steiler Anstieg und ich stehe an einem Seen, auf dem noch grosse Eisblöcke schwimmen. Er ist am nördlichen Ende mit dem Nutavatnet über einen Fluss verbunden. Die erste Sommerbrücke des Tages erwartet mich dort.
Bei strahlend blauen Himmel wandere ich cirka einen Kilometer am Seeufer entlang. Ich quere die Grenze zum Hardangervidda-Nationalpark, zum den auch der Hardangerjøkulen gehört. Die luftige Sommerbrücke unterhalb des Nutavatnet ist schnell erreicht und eine Herausforderung, denn als erstes muss sie erklommen werden. Dafür muss ich wieder eine steile Leiter hoch, oben mich und meinen Rucksack durch die beiden Pfosten zwängen,mit einem grossen Schritt auf die Trittbretter gelangen und dann in luftiger Höhe mit dem Gletscherfluss unter mir rauschend ans andere Ufer gelangen. Dort wieder absteigen und es ist geschafft. Ohne Brücke wäre die Querung nicht möglich. Von hier habe ich nun einen guten Blick auf den Hardangerjøkulen und den davor gelagerten See Nutavatnet.
Der Weg steigt leicht an und führt mich zum Ramnabergvatnet. Der langgestreckte See liegt heute bei Windstille friedlich dar. Bei schlechten Wetter ist man den Naturgewalten hier ungeschützt ausgesetzt. Auf der anderen Seite thront der Ramnabergnuten. Ich bin überrascht wie gut ich vorankomme. Um 12 Uhr bin ich bereits am Nordende des Ramnabergvatnet. Eine vierköpfige Familie kommt mir entgegen, der Sohn mit einem riesen Solarpanel auf dem Rucksack. Das kommt davon wenn die Playstation unbedingt mit in den Wanderurlaub mit muss, denke ich so bei mir.
Nach dem Ramnabergvatnet steigt es noch einmal kräftig an. Es geht durch eine karge Fels- und Steinwüste hinauf auf den Dyrhaugane. Und bis dahin muss ich einige Schneefelder queren. Der Schnee ist schon deutlich weicher und so entschliesse ich mich die Mittagspause erst am Ende der Hochebene um den Dyrhaugane und damit hoffentlich am Ende der Schneefelder zu machen. Über einen namenlosen See hinweg kann ich direkt auf den Hardangerjøkulen schauen. Vor mir liegt auf einem Berg eine Radarstation. Diese markiert das Ende der Ebene und damit der Schneefelder. Der Schnee wird in der Sonne immer sulzig. Jeder Schritt wird damit schwerer, da ich mehr einsinke. Um kurz vor 13:30 Uhr habe ich die Radarstation erreicht. Nun geht es nur noch bergab zum Finsevatnet.
Es ist Zeit mir einen schönen Platz für ein Pause zu suchen. Nach einer halben Stunde werde ich fündig. Auf einem windgeschützten sonnigen Stück Gras geniesse ich die Aussicht über den See bis nach Finse. Ich hole noch einmal den Kocher heraus und koche mir eine Instantnudelsuppe und einen Topf Tee. Schade dass es nicht immer so schönes Wetter war.
Um 15:00 Uhr nehme ich den letzten Teil meiner Wanderung unter die Füsse. Schnell sind die letzten Höhenmeter abgestiegen. Eine Hängebrücke erleichtert die Querung der Ustekveikja. Ein Stück weiter kommt eine weitere Brücke, diesmal über dem Abfluss des Sandåvatnet. Damit nicht genug, auch die Füsse werden noch einmal nass, den der zweite Arm hat zwar einen Steindamm, aber der leigt unter Wasser. Auf Abenteuer bin ich nicht mehr aus und wechsel lieber in meine Wadschuhe.
Weiter geht es zwischen einigen Häusern hindurch über die verwaisten Schienen der alten Bahnstrecke zur Schotterstrasse. Diese ist Teil des bei Radfahrern beliebten Rallarvegen. Da es Wochenende ist, sind viele Radfahrer unterwegs. Ich muss mich erst einmal daran gewöhnen, das es unüblich zu sein scheint etwas Abstand zu Fussgängern zu halten.
Immer am See Finsevatnet entlang führt mich die Piste zum Bahnhof. Von dort geht es den Fahrweg weiter bis zur Finsehytta. Es ist Wochenende und nur noch ein Bett im Schlafsaal für 180 Nok frei. Ich dusche und gönne mit eine Limo. Jeden Samstag gibt es das Samstags-Buffet für 310 Nok. Die Sitzplätze werden zugewiesen und der Raum ist pickepacke voll. Das Essen ist einfach lecker.
Finsehytta
Lage: Finse
Lat/Lon: 60°35'52" N, 7°30'25" E
Kategorie: Bewirtete Hütte (Betjent)
Anzahl Betten: 174
Betreiber: DNT - Den Norske Turistforening
04.2021