Mannevatn zum Simletindvatnet
Am Morgen ist es trocken aber bewölkt. Von meinen entfernten Nachbarn ist nichts mehr zusehen. Ein leichter Wind weht und trocknet das Zelt. Ich esse wie fast immer Müsli zum Frühstück und packe anschließend ein. Um halb 10 Uhr bin ich fertig und verlasse mein Nachtlager.
Ich wandere entlang des Mannevatn nach Norden. Ein paar Schafe begrüßen mich an der Mündung des kleinen Flusses. Diesen muss ich queren und der Weg führt mich direkt auf eine schneefreie Furt. Kurz vorher biegt ein Trampelpfad auf das Schneefeld ab. In sicherer Entfernung zur offenen Stelle komme ich so ans andere Ufer. An diese Art von Flussquerungen muss ich mich noch gewöhnen.Der Track führt nun flussaufwärts und es dauert nicht lange bis ich die Nationalparkgrenze überschreite. Auf der westlichen Seite erhebt sich die Steilwand des Nuppsegga. Nach 45 Minuten erreiche ich den Sattel. Nun führt der Weg den Konturlinien entlang bis es abwärts zum ebenfalls eisbedeckten See Holmasjøen geht. Am Seeabfluss wartet eine Sommerbrücke auf mich. Die offenen Stellen im Eis zeigen von weiten die Stelle an. Auf einer Anhöhe lege ich eine kurze Stärkungspause ein. Kaum ist der Rucksack abgesetzt, kommt ein kleiner Regenschauer, der schnell wieder vorbei ist. Nicht vorbei ist ein kalter Wind. Im Nordosten kann ich den Sandflofossen erkennen.
Nach zweieinhalb Stunden erreiche ich die Sommerbrücke am Holmasjøen. Zwei Stahlröhren sind mit Brettern belegt und unten drunter rauscht das Wasser. Nicht lange drüber nachdenken, sondern einfach schnell rüber gehen ist mein Motto.Sicher an der anderen Seite angekommen wartet der nächste knackige Anstieg auf mich. Er ist kurz, aber 100 Höhenmeter sind zu bewältigen. Der kalte Wind pustet ungemütlich. Auf halber Höhe lege ich noch einmal im Windschatten des Hanges eine Pause ein. Trotz des bedeckten Himmels ist die Landschaft zu schön als einfach so, den Blick auf dem Boden gerichtet, durchzulaufen. Oben angekommen geht es wieder abwärts zum Fluss der sich als Sandflofossen in die Tiefe stürzt. Oberhalb ist in der Karte eine Sommerbrücke eingezeichnet. Zur Abwechslung führt der Weg auf der Nordseite wieder über ein großes Schneefeld. Zwei Frauen kommen mit entgegen. Ich folge den vielen Fußspuren, die alle zielstrebig auf eine Stelle zuführen.
Am Ufer sehe ich als Erstes die Sommerbrücke, oder besser gesagt, deren Einzelteile. Sie liegen auf der anderen Seite des doch recht flott strömenden Flusses. Vor mir eine dicke Schneebrücke, die aber schon deutliche Risse zeigt. Muss das sein? Ich teste vorsichtig an und merke schnell, dass sie bei diesen Temperaturen auch am Mittag sehr stabil ist. Schließlich sind die beiden Wanderinnen auch drüber gekommen ohne tief einzusinken. Neue Abbruchstellen gibt es auch nicht. Also rüber, immer schon in der Mitte halten wo der Schnee am höchsten ist. Und schon bin ich am anderen Ufer. Ich suche mit ein schönes trockenes schneefreies Plätzchen und mache Mittagspause.Gut gestärkt geht es in den nächsten Anstieg, hinauf in den Sattel westlich des Årmoteggi. Oben erwartet mich wieder ein Schneefeld. Diesmal gibt es keine einzelne klare Spur, sondern viele. Auf der Passhöhe treffe ich einen Deutschen, der die Tour umgekehrt geht. Wir tauschen uns eine ganze Weile aus. Ich erfahre, dass es am Rembesdalsvatnet eine Umleitung gibt und der eigentliche Weg nicht begangen werden kann. Der Hardangerjøkulen ist noch soweit weg, dass ich bis dahin die Information wieder verdrängt haben sollte.
Für mich beginnt der Abstieg hinab ins Tal der Borda. Die vielen einzelnen Spuren bündeln sich wieder zur einer Spur und führen mich zielsicher auf den Track der mich nach Dyredokk führt. Die ist, wie auf der Karte eingezeichnet, recht feucht. Das Schmelzwasser steht teilweise auf dem Weg. Dieser ist aufgeweicht und so geht es im Zickzack um die großen Pfützen. Ich werde dabei neugierig von Schafen beäugt. Nach 500 Metern ist der Spaß vorbei und ich habe immer noch trockene Füße.
Nachdem ich eine Anhöhe erklimme kann ich bis zum Simletindvatnet sehen. Dort erwartet mich oberhalb des Zuflusses eine Sommerbrücke über der Borda. Und diese ist von weiten zu erkennen. Der See gefällt mir sehr gut und schon beim Abstieg halte ich nach einem Zeltplatz Ausschau. Wenn ich hier nicht fündig werde, will ich noch bis nach Hellevassbu gehen.
Auf dieser Brückenseite haust jedoch eine Schafherde und da wo es trocken und grün ist, scheint deren Toilette zu sein. Die Sommerbrücke ist diesmal eine Hochseil-Konstruktion. Um sie zu queren muss ich mit dem schweren Rucksack eine wackelige Stiege hoch. An zwei Drahtseile sind die Trittbretter eingehängt, über die ich auf die andere Seite komme. Dort geht es über eine nicht weniger steile Leiter wieder zurück auf sicheren Boden. Der Weg führt nach links, aber ich will noch am Seeufer nach einem Zeltplatz schauen. Und auch wenn es zuerst nicht so wirkt, finde ich auf der anderen Seite eines kleinen Schneefeldes einen schönen Platz. Das Zelt steht schnell. In der Sonne ist es angenehm warm. Das GPS zeigt für heute 11 Kilometer an. Nicht viel, aber ich habe für die Tour reichlich Zeit und lasse es langsam angehen.Für das Abendessen wähle ich Pasta mit Lachs. Während ich schon esse, kommen noch einige Wanderer am See entlang. Sie verschwinden aus meinen Blickfeld und ich vermutet dass sie heute noch bis nach Hellevassbu wollen.