Bohusleden Nord
Auf dem Bohusleden von Munkedal nach Strömstad

5. Tag: Säveleken Vindskydd · Vaktarekullen · Abzw Stora Holmevatten Vindskydd · NR-Grenze Kynnefjäll · Sälesjön · Sjökärrssjön Vindskydd · Götbergshagen · Trantjärnen

Trantjärnen

Durch das Kynnefjäll naturreservat

Auch wenn ich früh los wollte wache ich erst um 7 Uhr auf. Ich will heute möglichst dicht an den Anfang der weitestgehend unmarkierten Etappe 22 gelangen, damit ich es am Folgetag bis zum Nornäs Vindskydd schaffen kann. Zuerst kommt aber die Querung des Kynnefjäll naturreservats und die schöne Natur will natürlich auch angeschaut werden. Ich frühstücke und packe ein während zwei Kanadagänse lautstark auf dem See ihre Runden drehen. Gegen halb neun komme ich los. Erstes Ziel ist die Übernachtungshütte auf dem 206 Meter hohen Vaktarekullen.

Durch einen schönen Wald mit Blaubeersträuchern führt der Bohusleden mich zum Sätersjön. Wenig später treffe ich auf einen aufgewühlten Boden. Wildschweine gibt es hier also auch. Nach dem Backetjärnen beginnt der langsame Anstieg auf die höchste Erhebung im Kynnefjäll, dem Vaktarekullen. Es ist nur ein Höhenunterschied von 35 Metern, und so hält sich die Anstrengung in Grenzen. Durch lichten Kiefernwald erklimme ich die Anhöhe. Auf einer kleinen Lichtung steht die Vaktarekullen-Hütte, sowie ein Picknicktisch und ein Servicegebäude mit Trockentoilette und Holzschuppen. Auch hier bin ich alleine. Die Übernachtungshütte wirkt sehr einladend. In zwei Räumen sind insgesamt 12 Betten mit Matraze, dazu Sitzgelegenheit und ein Ofen. Meinen Müll werde ich leider nicht los und muss ihn weiterhin mit rumtragen. Anders als der Name suggeriert, gibt es durch den Baumbewuchs keinen Ausblick mehr. Früher konnten die Hirten von hier kilometerweit in der baumlosen Landschaft nach ihrem Vieh Ausschau halten. Der Wegweiser nach Holmen zeigt 17,5 Kilometer an, ich habe also noch etwas vor mir. Nach einer Stärkung mit Knäckebrot und Kalles Kavier wandere ich weiter.

Vom Vaktarekullen steigt der Weg langsam wieder ab zum Westufer des See St. Holmevatten. Am Südufer thront auf einem Felsen ein weiterer Windschutz. Ich verzichte auf den Abstecher und wandere direkt weiter. Als ich nach einer Stunde eine Trinkpause einlege, stelle ich fest, dass sich meine Sohlen im Vorderfussbereich langsam lösen. So ein Mist. Da hilft nur Tesaband. Jeweils ein Streifen einmal ganz rum und hoffen, dass sie sich nicht ganz ablösen. Der Schuh scheint anschliessend jedenfalls steifer zu sein.

Schliesslich erreiche ich das Ufer des St. Holmevatten, nachdem ich schon eine ganze Weile erhöht an ihm entlang gewandert bin. Fieberklee wächst am Ufer und die weisse Blüte ragt aus dem Wasser. Ich passiere ein Rudeboot, welches am Ufer vertäut ist. Wenig später kommt ein Verbotsschild. Nicht nur Zelten auch ein Paddlingsförbud gibt es. Deshalb also das Ruderboot, denke ich, denn rudern ist nicht paddeln. Es geht weiter durch den schönen Wald. Ich passiere wieder die Grenze zur Gemeinde Tanum. Ich weiss nicht ob es ein Ohmen ist, aber ich passiere tatsächlich mal ein Matschloch.

Am Sälesjön und Sjökärrssjön

Gegen 12 Uhr erreiche ich den Sälesjön. Hinter der Grenze des Kynnefjäll naturreservats hatte ich mir eine Stelle zum Zelten markiert. Ich will zwar heute weiter, wandern, aber als Platz für eine Mittagspause scheint er mir ideal. Bis dahin sind es noch 1½ Kilometer. Als erstes quere ich mittels einer schwimmenden Brücke mit dem Namen Sven Bro einen Zufluss. Auf der anderen Seite gilt es einen recht kahlen Hügel zu passieren. Ich vermute schon ausserhalb des Naturreservats zu sein, aber ein Schild habe ich nicht gesehen. Die Sonne knallt schon wieder vom Himmel und die Granitfelsen sorgen auch für Wärme von unten. Zumindest habe ich einen schönen Ausblick über den Sälesjön und schnell wird mir klar, dass ich noch nicht soweit bin wie erhofft. Ich bin froh wieder in den Schatten zu kommen. Ein erneuter Zufluss ist zu queren, diesmal auf Bretterstegen und hier steht auch der Grenzpfahl vom Naturreservat.

In der nächsten Bucht erspähe ich am Wasser einen Wohnwagen. Die Dinger stehen hier auch an den unmöglichsten Stellen. Etwas unerwartet passiert der Bohusleden genau den Mittagsplatz am nordwestlichen Ufer des Sälesjön. Zum Zelten vielleicht etwas zu abschüssig, aber als Pausenplatz ideal. Etwas Halbschatten und ein kühles Lüftchen kommt über den See. Wie tut es gut die Stiefel auszuziehen und die Socken an der Luft trocknen zu lassen. Hunger habe ich noch nicht und so knabbere ich ein paar Nüsse und entschliesse mich am Sjökärrssjön Vindskydd eine zweite Pause einzulegen. So warm hatte ich mir Westschweden nicht vorgestellt.

Bis zum Windschutz am Sjökärrssjön sind es rund 2½ Kilometer. Um viertel vor zwei raffe ich mich auf weiter zu wandern. Nicht dass ich doch noch vorher Hunger bekomme. Kurz nach meinem Pausenplatz muss ich einen entwurzelten Baum übersteigen. Der rieseige Baum hatte nicht viel Erdreich auf dem unterliegenden Granitfelsen und mit Unbehagen denn ich an die teilweise heftigen Böhen, wenn der Wind am Nachmittag auffrischt. Neben der Kahlschlagfläche konnte der Wind gut angreifen und es hat im weiteren Verlauf noch einige Bäume erwischt, die nun zu Umlaufen oder zu Übersteigen sind. Eine einfache Holzbrücke bringt mich ans andere Ufer der Verbindung zwischen den beiden Seen.

Vorm Sälebecken passiere ich eine Einfriedung, die arg nach einem altem Grab ausschaut. Daneben ist ein Baum mit einem orangen Jakt-Bänd markiert. Wenn die Jagdmarkierungen nach der Saison alle vergessen werden, dann nimmt die irgendwie keiner ernst. Ich komme wieder ans Seeufer und kann die Reste einer alten Brücke sehen, der Windschutz lässt auf sich warten. Dabei versteckt er sich nur etwas hinter dem Bäumen und liegt quasi vor mir. Ich muss nur noch um die Bucht laufen, nicht ohne noch einen Hügel zu erklimmen und dann bin ich am Vindskydd Sjökärrssjön.

Der Windschutz liegt oberhalb eines grossen Granitfelsen mit toller Aussicht über den See. Im Windschutz gibt es eine Doppelstockpritsche. Ein paar Meter entfernt befindet sich so ein Hexenhäuschen mit der Trockentoilette. Ich packe meinen Kocher aus, denn inzwischen habe ich Hunger. Asianudeln mit reichlich Wasser als Suppe gekocht, sollen die Lebensgeister wecken. Ich breite die Zeltplane im Schatten aus und mache mich lang. Nur eine Frage ist noch offen, wie weit will ich heute noch wandern. Ich liebäuge etwas mit dem Tretjärnen. Bis dahin sind es noch rund drei Kilometer. 2½ weitere bis zum Roslund Windschutz, der aber nicht mehr in den offiziellen Karten eingezeichnet ist. Erst einmal warte ich aber bis der kühle Nachmittagswind die Hitze erträglicher macht.

Zum Trantjärnen

Um halb fünf verlasse ich den Sjökärrssjön Vindskydd und wandere ich weiter. Es geht wunderschön am Seeufer entlang bis ich in Sjökärr auf einen Fahrweg treffe. Ein Wohnmobil steht in der prallen Sonne, die Fenster alle mit Folien abgedeckt statt einfach ein Stück weiter im Schatten zu stehen. Der Forstweg ist recht schattig, aber für mich geht es schon bald wieder in den Wald. Nördlich des Vasslemyr verläuft der Bohusleden durch lichten Tannenwald. Das Ende kündigt sich durch eine alte Steinmauer an, die mich zur Schotterstrasse Richtungs Götbergshagen führt. Mir kommen zwei Wanderer entgegen, denen offensichtlich aus recht warm ist. Unsere Kraft reicht nur für ein gegenseitiges Hej .

Nach wenigen Meter zweigt der Weg wieder ab. An der Ecke steht ein Unterstand auf der abgeholzten Fläche, der nicht sehr einladend wirkt. Vermutlich für die Jagd gebaut, gibt es sogar eine Hundehütte. Der Trantjärnen ist nicht mehr weit. Die ersten 500 Meter folge ich dem Forstweg, dann geht es weitere 500 Meter auf schmalen Pfaden über eine Kuppe hinab zum See. Als ich den Abfluss queren will entdecke ich einen Trampelpfad auf eine kleine Anhöhe. Oben gibt es eine Feuerstelle, aber der einzige eben Platz wird von Waldameisen als Hauptverkehrsstrasse genutzt. Das gefällt mir nicht so wirklich und so schaue ich mich ohne Rucksack am anderen Ufer um. Schnell wird klar, das es wohl weitere Möglichkeiten gibt und so erklimme ich mit Sack und Pack die Anhöhe auf der nördlichen Bachseite.

Auf einer kleinen Landzuge etwas weiter sieht es so aus als habe jemand Rasen gepflanzt. Wenig später stehe ich auf meinem Traumplatz. Ein ebener Rasenplatz mit Felsen zum Wasser hin. Keine Frage hier bleibe ich. Es ist 18 Uhr und ich habe 14½ Kilometer zurückgelegt. Nicht ganz so weit wie ich wollte, aber die geplante Strecke sollte morgen machbar sein. Nach zwei Spaghetti-Tagen gibt es ein schönes Chili con Carne zum Abendessen. Nachdem ich am Vorabend Schüsse gehört habe, kläffen heute plötzlich zwei Hunde und jemand fängt an Rasen zu mähen. Auch wenn es sich auf den ersten Blick abgeschieden anfühlt, weit weg von der Zivilisation bin ich also nicht.

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