Krokstrand
Nach einer ruhigen Nacht am Sandvattnet lasse ich es ruhig angehen. Ich habe noch drei Tage und will die letzte Nacht am Rogstad Hillerns vindskydd verbringen. Bis dorthin sind es rund 25 Kilometer. Das ist mir für einen Tag zu viel, die Strecke zu teilen bedeutet aber auch zwei ehr kurze Tage zu habe. Zudem komme ich in ein Gebiet, das eher dichter besiedelt ist. Zudem werde ich mit einem grossen Wasservorrat wandern, nachdem mir drei Wanderer erzählt haben es sei schwierig Wasser zu finden. Geregnet hat es die ganze Wanderung noch nicht.
Um halb neun verlasse ich den Sandvattnet Vindskydd. Ich folge dem Pfad am Seeufer ein Stück, als ich einen deutlichen Pfad abbiegen sehe. Ich vermute eine Abkürzung und wirklich führt mich der Trampfelpfad über einen kleinen Sattel zum Bohusleden. Auf einem breiten Fahrweg geht es nach Norden. Der Wanderweg wechselt auf einem schmaler Fahrweg und wenig später sehe zum erstem mal den Idefjorden. Der 24 Kilometer lange Fjord stellt die Grenze zwischen Schweden und Norwegen da. Obwohl er als Fjord überwiegend Meerwasser enthält, besteht die Oberschicht aus Süsswasser.
Am Gilletungan wird der Untergrund nass und der Wanderweg verlässt den führt durch ein Matschloch in einer enge Schlucht. Umgestürzte Bäume versperren den Weg und als es steil abwärts geht finde ich die Wegeführung schon heikel. Insbesondere, da ich wenig später wieder auf dem schmalem Fahrweg lande. Hier verkündet ein recht neues Schild, dass ich mich nun auch auf dem Kuststigen befinde. Dieser kommt hier am Ufer des Idefjorden aus Norwegen. Zwei Wanderer kommen mir entgegen und ein Stück weiter füllen zwei ihre Trinkflaschen au. Das klare Wasser fliesst in die Sandviken-Bucht. Wir tauschen uns aus und auch sie berichten von Trockeneheit, aber auch dass sie immer Wasser gefunden haben. Vermutlich liegt es am Wassermanagement. Wichtig ist es die Flaschen aufzufüllen wenn es etwas gibt und nicht erst wenn sie leer sind. Leer war allerdings auch der Kühlbehälter vor dem letzten Windschutz.
In meinem Kopf bin ich schon in Krokstrand, aber das sind noch rund 2½ Kilometer auf dem breiten Fahrweg und der Asphaltstrasse bis ich in Krokstrand bin. Im alten Dorfkino ist das Krokstrands Folketshus mit einem Lokal, welches heute geschlossen ist. Auf dem Parkplatz trifft sich eine Damengruppe für einen Ausflug. Zwischen 1870 und 1970 dominierte die Steinindustrie Krokstrand. Der Bohusgranit wurde abgebaut und über den Idefjorden abtransportiert. Ich hatte auf einen schönen Platz am Wasser gehofft, aber schön sieht es nicht aus. Bevor der nächste Anstieg kommt, setze ich mich windgeschützt in die Bushaltestelle und esse mein Knäckebrot.
Björnerödspiggen
Nach der Pause mache ich noch einen kurzen Abstecher in den Magnusgårdens Stenbrott. Der Steinbruch liegt direkt am Weg und ist nicht zu verfehlen. Die Schilder mit Erklärungen sind teilweise nicht mehr lesbar und so wandere ich schnell weiter. 220 Höhenmeter liegen vor mit bis zum Björnerödspiggen, dem höchsten Punkt des Löveråasfjället. Der Weg führt eine schmale Strasse entlang durch das Tal des Kroksbäcken. Nach rund 500 Metern geht es in den Wald hoch. An allerlei Schrott und Abraumhalten vorbei lande ich auf einen Verbindungsweg zwischen den Häusern. Die Hälfte der Höhenmeter sind geschafft, als ich die Hauptstrasse erreiche. Nach ein paar Metern auf dem Asphalt folge ich einem weiteren Weg hinauf auf dem Löveråsfjället. Ich entdecke einige Wasserleitungen, die die unter mir liegenden Häuser wohl mit Wasser versorgen. Der in der Karte eingezeichnete Bach ist jedoch ebenfalls trocken. Über Granitfelsen steige ich zum Södra Småtjärnen auf. Sein Ufer ist verschilft, aber Wanderer vor mir haben Äste ans Ufer gelegt, so dass ich meine Wasserflasche wieder voll machen kann.
Oben auf dem Björnerödspiggen erwartet mich ein Windschutz. In seiner direkten Nachbarschaft liegt ein Steinhügelgrab aus der Bronzezeit. Hier ist der höchste Punkt des Björnerödspiggen. Ich gehe zum Aussichtsturm, in dessen Nähe es auch Schatten gibt. Zeit für die Mittagspause. Zuvor erklimme ich aber der Turm. Trotz guten Wetters ist die Sicht etwas diesig. Der höchste Punkt der Wanderung ist erreicht und da schmecken die Asia-Nudeln doppelt gut. Ich mache ein klienes Nickerchen, bis sie Sonne so weit gewandert ist, dass ich keinen Schatten mehr habe. Weiterwandern, im Windschutz übernachten oder das Zelt aufbauen? Ich entschliesse mich noch etwas weiter zuwandern und packe ein. Als ich fast fertig bin, kommen ein Deutscher und ein Österreicher. Sie wollen morgen Strömstad erreichen. Wir unterhalten uns ein Weile. Der Österreicher hat den gesamten Bohusleden gewandert, der Deutsche ab Dingle. Wir verabschieden uns bi szum nächsten Tag und ich beginne mit dem Abstieg.
Abstieg nach Gärdet
Ich hatte lange über die Etappen der letzten Tage nachgedacht. Das Gebiet ist dichter besiedelt und Seens zum Übernachten gibt es keine mehr. Der Windschutz von Utängen ist von der Landkarte verschwunden weil Übernachtungen vom Landbesitzer unerwünscht sind. Da die letzte Nacht in Rogstad feststand, wollte ich die Etappen unterteilen. Für heute war das Ziel das Strassenstück auf der 1065 hinter mir zu lassen und dann beim Abstieg nach Gärdet einen Zeltplatz suchen. Zudem hoffte ich dort noch einmal Wasser für den morgigen Tag zu finden.
Vom Björnerödspiggen Vindskydd geht es über Felsplatten und Kiefern hindurch sanft abwärts. Ich komme gut voran und erreiche nach 2½ Kilometern die Strasse 1065 bei Stora Högmossen. Angekündigt wird sie von einer Trockentoilette am Wegesrand und dem Feuerholzstapel für den Windschutz. Die Strasse führt sehr trockenen Mooren entlang. Ich vermute hier hat der Däne versucht das schlammige Wasser trinkbar zumachen und seinen Filter verstopft. Gegen 17 Uhr erreiche ich die Abzweigung. Ab nun gilt es einen schönen Platz zu finden.
Die ersten Meter geht es auf Bretterstegen am Moor entlang. Sogar etwas Wollgras hat hier noch überlebt. Dann führt mich der schmale Pfad durch den Wald mit Blaubeersträuchern. Links von mir ist in einem engen Tal ein Bach in der Karte eingezeichnet. Der Weg führt mich oberhalb entlang. Bis nach Budalsdalen find ich keinen schönen Platz. Hier sollte ich zumindest den Bach finden, aber dieser verbirgt sich hinter dichten Getrüpp. Ich bin nun auf einem Forstweg unterwegs. Grosse Bäume wachsen hier. Der Wind ruascht durch die Gipfel. Als ein Weg nach Norden führt, überlege ich kurz ihm ein Stück zu folgen. Mein Bauchgefühl sagt weiter. Wieder komme ich an den Bach. Diesmal kann ich die leere Filterflasche füllen. nach der nächsten Kurve stosse ich auf einen Hochsitz. Sie erinnern mich eher an Wachtürme. Alles gut bewacht. Ich erreiche eine Kahlfläche und zwischen den Baumresten gibt es keinen Platz fürs Zelt. Kurz vor Gärdet werde ich dann fündig. Während ich links ein Feld mit dem obligaorischen alten Wohnwagen passiere, erreiche ich rechts eine kleine Grasfläche mit Fliederhecke. Sie ist die Einfahrt zu einer Kahlfläche. Ein Hochsitz ist nicht weit, aber eine Grasfläche lädt zum Zelten ein. Es sieht so aus, als ob hier zuvor schon ein Zelt stand. Hinter dem Wohnwagen befindet sich zudem der Bach, der inzwischen ordentlich plätschert. Auf der anderen Wegseite lassen Mauerreste die Ruine eines Hauses vermuten. Gärdet ist noch rund 300 Meter Luftlinie entfernt, aber da genügend Wald dazwischen liegt, kann man mich hier nicht sehen. Was besseres werde ich nicht finden.
Als ich um 21 Uhr ins Bett gehe, höre ich es wenig später zwischen den nahen Tannen im Unterholz knacken. Ein Tier schnauft. Zelte ich auf dem Schlafplatz eines Elches? Oder will ein Hirsch hier äsen. Warum haben Zelt eigentlich kein Fenster? Ich verhalte mich still und dann ist es wieder ruhig. Plötzlich höre ich ein Bellen. Macht da jemand noch eine abendliche Gassirunde und verjagt mich gleich? Es ist aber gleich wieder still und so vermute ich ein Reh, dass so ähnlich bellt. Die Vögel des Waldes zwitschern mich schliesslich den in den Schlaf.