Kynnefjälls natur
Ab sechs Uhr beginnt der Verkehr auf der nahen Strasse. Ich frühstücke Griesbrei, fülle meine Trinkflasche auf und komme um halb acht los. Noch einmal bewundere ich den alten Grenzstein. Es ist kühl und die Strasse ist nach der Nacht mit einer Temperatur unter 10°C deutlich angenehmer zu laufen als gestern Nachmittag. Ich passieren die Häuser in Kasen und Hällestycket. Dann verlässt der Bohusleden die Asphaltstrasse und es geht einer Schotterweg steil bergan nach Bråmarken.
Ich passiere ein Schild keine Wohnwagen. Macht Sinn bei der Steigung. Während ich mich den Weg hoch quäle bin ich froh dass es noch morgendlich kühl ist. Dann flacht das Gelände ab und wenig später erreiche ich das Hauptgebäude von Kynnefjälls natur. Die weitläufige Anlage bietet Übernachtungsmöglichkeiten, dient als Tageszentrum und für 250 SEK gibt es auch die Möglichkeit im Zelt zu übernachten. Der Bohusleden wird zum Hauptgebäude mit der Rezeption umgeleitet. Zwar ist niemand zu sehen, aber eine Tür steht offen. Ich bin erst 2,5 Kilomter gewandert und so wiederstehe ich allen Verlockung zuschauen ob es für mich ein Frühstück gibt. Ich will heute noch das Naturreservat Kynnefjäll erreichen und da das Wetter weiterhin trocken und sehr warm ist, will ich soweit wie möglich am kühleren Vormittag kommen. An der Rezeption geht es wieder auf einen schmalen Pfad, der mich wieder auf den Fahrweg führt. Ich passieren weitere Pciknicktische und Wegweiser. Das Gelände scheint recht weitläufig zu sein.
Bergplateau Runnåsevale
Für die nächsten zwei Kilometer verlasse ich wieder die Strasse. Ein schmaler Forstweg führt in den Wald hinein und schon bald verläuft der Bohusleden als schmaler Pfad. Das Gelände wird felsiger und damit wahcsen weniger Bäume. Noch einmal geht es hinab zu einem recht trockenen Bach, dann beginnt der Aufstieg auf das Bergplateau Runnåsevale.
Oben erwartet mich ein riesiges Steinmännchen. Dieses als Stenkärringa bezeichnetet Bauwerk ist grösser als ich. Es steht es zwar am höchten Punkt, aber unter den Bäumen etwas versteckt, ohne Aussicht. Im 18/19 Jahrhundert war diese Gegend allerdings waldlos und Heide und Moor herrschte zwischen den Granitfelsen. Es dürfte damals von weitern zu sehen gewesen sein. Der Namesbestandteil -vale von Runnåsevale bedeutet in auf Latein Abschied und es soll weitere Hinweise darauf geben, das es sich eigentlich um ein Grab handelt.
Über Granitfelsplatten beginnt der seichte Abstieg. Kurz bevor ich wieder auf den Fahrweg am Feuchtgebiet Vaglemossen kommen, suche ich mir einen schönen Felsen für eine kurze Pause. Als ich weiter will, hallt Maschinenlärm zu mir hinüber. Es hört sich so an, als ob nicht weiter entfernt Bäume verladen werden und so warte ich noch etwas, bis der LKW davonfährt und wieder Stille einkehrt.
Auf Fortstrassen zum Äntervattnet Vindskydd
Kurz vor dem Fjällevadsbäcken treffe ich auf die Schotterstrasse. die mich weiter nach Norden führen wird. Ein Schild verkündet zudem den Übertritt von der Gemeine Munkedal nach Tanum. Der Fjällevadsbäcken führt ordentlich Wasser, aber da ich noch genug vom Morgen habe und in Äntervattnet ein See ist, muss ich nicht nachfüllen.
Als ich um die Ecke biege stapeln sich die Baumstämme am Wegesrand. Ein Geländewagen mit estnischen Kennzeichen steht da, aber niemand ist zusehen. Wald und Kahlflächen wechseln sich ab. Ich passiere die nicht mehr genutzen Häuser bei Styggemyr. Auf der linken Seite erwarte mich eine grosse Kahlschlagfläche, so dass ich die Querstrasse schon lange im vorraus erahnen kann. Inzwischen knallt die Sonne schon wieder vom Himmel und das Ende will nicht näher kommen. Zum Glück täuscht das Gefühl und der Kilometer ist schneller gaschafft als gefühlt. An der Ecke steht ein Windschutz. Dingle Vindskydd wird er in den Online-Windschutzkarten warum auch immer genannt. Sitzbänke und eine Feuerstelle sind vorhanden, der Boden besteht aus Schotter. Vermutlich wurde er für die Jagd errichtet und eignet sich nicht zum Übernachten.
Auf der anderen Strassenseite führt der Bohusleden wieder in den Wald hinein. Noch rund ein Kilometer bis zur Mittagsppause am Äntervattnet Vindskydd. Wenn das keine Motivation ist. Um Viertel nach Elf sehe ich das Wasser durch die Bäume blitzen und wenig später stehe ich an der Windschutzhütte. Es ist ein schöner Ort direkt am Ufer des Sees Äntervattnet gelegen. Neben der Windschutzhütte gibt es weiter oben am Weg ein kleines Hexenhaus als Trockentoiltte. Ursprünglich wollte ich hier die zweite Nacht verbringen, aber es war mir schon zu Hause klar, dass es zu sportlich für mich gewesen wäre. Ich ziehe die Schuhe aus, krame die Kochsachen hervor und mache es mir im Schatten gemütlich. Eine Tasse Kartoffelpüree und einen Pott Tee. Während ich im Schatten liege, lädt das Solarpanel das Handy in der prallen Mittagssonne.
Zur Felsspalte am Karlevattnet
Um 13 Uhr wandere ich weiter. Auf schmalen Pfaden führt der Bohusleden nun durch Wald und Sumpfgebiete an mehreren schönen Seen vorbei. Nachdem ich die Anhöhe hinter Hütte wieder erkolommen habe befinde ich mich wenig später wieder direkt am Seeufer des Äntervattnet. Der Weg ist mit Stroh bedeckt, während an den Rändern grünes Gras spriesst. Ich passiere einen grösseren Lagerplatz mit Feuerstelle kurz bevor ich ein trockenes Feuchtgebiet quere. Dann hat mich die Zivilisation wieder in Form eines alten Wohnwagens und einer Futterstelle für Wild. Nicht das das Rotwild hungern müsste, aber die Jagd scheint hier weit verbreitet zu sein. Nach einem kurzen Stück auf dem Schotterweg zweigt der Wanderweg wieder ab durch eine Schonung zum Seeufer. Hier warten grosse kräftige Käfige auf mich, in deren Mitte ein zarter baum steht. Mir erscheint es auf dem ersten Blick überdimensioniert zu sein, aber ein kurzes Stück weiter entdecke ich Bieberspuren.
Das nördliche Ende des Äntervattnet ist damit erreicht und der Bohusleden trifft erneut auf die Schotterstrasse. Ich will schon auf der breiten Strasse lang wandern als ich sehe, dass es auf der anderen Seite wieder durch die Büsche geht. Ich verpasse einen scharfen Knick und stehe im Nirgendwo. Als ich zurückgehe, entdecke ich den markierten Baum. Es scheint vielen so zu gehen, denn der falsche Trampelpfad ist deutlicher als der richtige. Es geht also scharf rechts eine Kante hoch und damit beginnt der Anstieg auf den nächsten Hügel. Die Landschaft ist von Feuchtgebieten durchzogen, was die Routenwahl über jeden verfügbaren Hügel zu gehen, erklärt. Im Augenblick ist es jedoch nur mühsam. Insbesondere da die Feuchtgebiete trocken sind. Oben erwartet mich ein Steinmännchen, was eindeutig neueren Datums ist.
Hinab geht es zum Karlevattnet. Den See selber sehe ich nicht. Dafür erwartet mich am nächsten Hügel eine Überraschung. So als habe mich der Wandergott erhört, führt der Weg durch eine Felsspalte. Auf einem Brettersteg geht es zwischen den senkrechten Felsen hindurch. Solche Spalten sind durch die Landerhebung seit der letzten Eiszeit entstanden.
An den Seen Glittervattnet und Trehörnesjön vorbei
Dem See Glittervattnet nähere ich mich über einen weiteren Sumpf. Auch wenn das Gras vertrocknet ist, dürfte es 150 Meter weiter in Ufernähe unbegehbar sein. Der Bohusleden führt mich auf Bretterstegen wieder auf festen Boden ans östliche Ufer. Die Sonne knallt schon wieder vom Himmel und als ich auf einen schönen schattigen Platz treffe, lege ich noch einmal eine Pause eine. Die Füsse dampfen und freuen sich auf etwas frische Luft.
Kurz vor 16 Uhr raffe ich mich auf und wandere weiter. Wenig später treffe ich nach einem weiteren Sumpfstück auf einen Lagerplatz am Seeufer. Nett ist es hier schon, aber da ich morgen in den Bereich Flötemarksön kommen möchte, sollte ich heute möglichst bis zum Kynnefjäll naturreservat bzw bis zum Säveleken Vindskydd wandern. Am nordlichen Ende lockt mich der Glittervattnet ein weiters mal. Diesmal ist es eine richtig grosse Fläche.
Weiter geht es über eine weitere Erhebung und schon erreiche ich den Trehörnesjön. Hier treffe ich auf keinen weiteren schönen Platz, dafür aber wieder auf einen Fahrweg. Ausserdem bin ich nun wieder in der Gemeinde Munkedal unterwegs. In Restadtegen biege ich auf einen Schotterstrasse ab.
Ins Kynnefjäll naturreservat zum Säveleken Vindskydd
Ein kalter Wind weht inzwischen und macht die Hitze erträglicher. Als aber ein Auto vorbei braust stehe ich erst einmal in einer Staubwolke. Ich bin froh, als ich die Schotterstrasse wieder verlasse und einen Forstweg weiter wandere. Kurz nach 17 Uhr erreiche die die Grenze zum Kynnefjäll naturreservat. Hier gilt u.a. die Vorschrift det inte är tillåtet att tälta annat än på av förvaltaren anvisad plats (Es ist nicht gestattet, ein Zelt anders als an einem vom Verwalter angegebenen Ort aufzuschlagen). Nur welche die erlaubten Plätze sind steht nirgends.
Wenig später stehe ich am südlichen Ende des Sees Säveleken. Es ist schön hier, aber mein Ziel ist der Windschutz am nordöstlichen Ufer. Rund zehn Minuten später quere ich den Seeabfluss und kann den See etwas entlang schauen. Der Windschutz kann eigentlich nicht mehr weit sein, aber er versteckt sich gut hinter Bäumen. Hundert Meter weiter erreiche ich den Säveleken Vindskydd. Die Feuerstelle scheint beliebt zu sein, denn es riecht total verqualmt im Windschutz. Ich schaue mich nach einem Zeltplatz um. Weiter unten am Ufer gibt es einen Platz, aber ich bin mir nicht sicher, ob er nicht vielleicht schon zu weit entfernt ist. Und so baue ich das Zelt auf einer Felsenstufe unterhalb der Feuerstelle auf. Es liegt vorne und hinten genug Erde auf dem Granitfelsen um das Zelt zu befestigen, auch wenn ich seitlich auf einige Heringe verzichten muss.
Nachdem das zu Hause steht, filte ich Seewasser und koche mir einen Cappuccino. Richtig Hunger habe ich noch nicht, aber natürlich muss ich etwas essen. Erst aber einmal die Füsse hochlegen und die Aussicht über den See geniessen. Rund 16,4 Kilometer habe ich heute abei der Affenhitze gewandert. Gegen 19 Uhr zeigt das Thermometer immer noch 27°C. Die Spagetti rutschen dann aber doch besser als gedacht. Als ich im Bett liege, höre ich Schüsse durch den Wald hallen. Weit weg von der Grenze des Naturreservats bin ich nicht. Da die Schussabgabe regelmässig erfolgt erkläre ich es mir mit Schiesstraining und nicht das ein Jäger gleich vor dem Zelt steht.