Zum Älgafallet / Elgåfossen
Um drei Uhr Nachts fängt es an zu stürmen. Ich wache auf und lausche wie der Wind durch die Bäume rauscht. Ist es hier im Wald sicher genug? Schliesslich habe ich auf meiner Tour schon einige entwurzelte Bäume gesehen. Die hohen Bäume stehen auf der Lee-Seite, beruhige ich mich, und schlafe trotz ungutem Gefühl noch einmal ein. Gegen sechs Uhr weht es immer noch so kräftig und ich stehe auf, frühstücke und packe ein. Eine Stunde später ist der Rucksack gepackt und ich wandere los. Erstes Ziel ist mit 46 Metern Fallhöhe der höchste Wasserfall im Bohuslän, der Älgafallet an der norwegischen Grenze.
Beim Abstieg von den Axlebergen wird der Weg immer breiter. Es gilt noch einmal eine Kahlschlagfläche zu queren und dann erreiche ich den Fahrweg bei Mellby. Diesen folge ich nach Norden bis zum Ende und dann geht es wieder auf schmalen Pfaden durch Wald und Schonungen. Die Spinnen waren über Nacht wieder fleissig und haben Spinnennetze über den Weg gepannt. Bei Ekeliden treffe ich auf den nächsten Fahrweg, welcher mich zur Strasse bei Ängarna führt.
Ich folge nun auf der Schotterstrasse den Lillälven. Dieser stellt hier die Grenze zwischen Norwegen und Schweden da. Zum Frühstück hatte ich nur eine Art Bauernfrühstück mit Karofffelbrei mit Zwiebel, Tomaten, Schnittlauch und Ei. Kaum verlangt mein Magen nach Nachschub, stehe ich am Wegweiser zum Älgafallet und Borgleden. Als erstes treffe ich auf einen Mülleimer. Viel hat sich seit gestern Morgen nicht wieder angesammelt, aber ich leere trotzdem gleich meine Tüte. Der Weg führt hinab zum Lillälven. Ich stehe nun oben am Wasserfall und blicke hinab. Vom Wasserfall sehe ich weniger, aber unten steht in der Sonne ein Picknicktisch. Etwas flussaufwärts ermöglicht eine Fussgängerbrücke die Querung des Lillälven und damit den Übertritt nach Norwegen.
Am anderen Ufer steige ich am Wasserfall, der in Norwegen Elgåfossen gennant wird, ab und erreiche den Picknicktisch. Zeit für ein zweites Frühstück mit Knäckebrot und Kalles Kavier. In unmittelberer Nähe stehen Überreste von Sägewerk und Mühle des alten Saga-Gehöfts aus dem Jahr 1859. Auch der Älgafallet hat wenig Wasser, dass ihn herabstürtzt.
Unterhalb des Wasserfalls gibt es eine zweite modernere Holzbrücke. Der Wegweiser zum Bohusleden zeigte eigentlich wieder nach oben, aber hier unten sollte ein Weg mich auch Richtung Vassbotten führen. Ich könnte hier auch auf dem Borgleden nach Oslo wandern. Er gehört zum Netzwerk von Pilgerwegen nach Trondheim. Ich versuche mein Glück hier unten und nutze die neue Holzbrücke. Ich erreiche einen weiteren Picknickplatz und folge dem Weg. Ich passieren ein Kieswerk und komme weiter auf einen Fahrweg. Dann passiere ich eine Schranke mit einem Verbotsschild. Von der anderen Seite hatte ich keines gesehen. Ich vermute, dass dies wegen des Kieswerkes ist, denn einen anderen gefährlichen Arbeitsplatz hätte ich nicht gesehen. Damit hat mich nicht nur der Bohusleden wieder, sondern auch die Strasse.
On the Road again - Vassbotten
Ich erreiche die ersten Häuser von Ällelien. Links Grüssen die Tre Kronor (drei Kronen), das Wappen Schwedens, und Elchgeweihe von der Hauswand. Rechts steht eine Holzvilla, mit einm Radsatz eines Zuges im Garten. Ich fühle mich bei dem Sammelsurium ein bisschen wie bei Pipi Langstrumpf. Noch einmal geht es durch einen schönen Wald und dann stehe ich am Norra Bullaresjön.
Weiter geht es über die Brücke über den Enningdalsälven. Während ich am Ufer wieder ein Grenzschild sehe, habe ich auf der anderen Seite einen schönen Blick über den nördlichen Norra Bullaresjön. In der Sonne funkeln die Wohnmobile auf dem Campingplatz, wölcher auf der anderen Seite der Bucht liegt. Ein paar Meter weiter und ich erreiche Vassbotten und die Strasse nach Norwegen. An der Ecke steht das Haus des ehemaligen Grenzhandels mit Tankstelle zum Verkauf. Direkt vor der Tür steht ein Busch mit recht dicken Stamm. Hier wurde schon lange nichts mehr verkauft.
Auf dem Campingplatz befindet sich mit Jack's Place (vormals Nellies Place) ein Restaurant im Stile eines 50er-Jahre Amerikanisches Diner. Ein Burger hätte schon etwas, aber es im Mai nur an einzelnen Tagen offen und heute geschlossen. Statt nach Süden Richtung Campingplatz, geht es für mich nun auf der Strasse Richtung Strömstad. Nur noch 36 Kilometer wären es bis dorthin, wenn der Bohusleden nicht noch einen Schlenker zum Idefjorden machen würde.
Nachdem ich die Bushaltestelle, an der kein Bus mehr hält und das Etappenschild passiert habe, geht es an Bauernhäusern und Feldern auf der Asphaltstrasse lang. Bei Nasslebacke bin ich wieder an der Norwegischen Grenze. Gränsebäcken heisst der Bach neben mir. Auf der nördlichen Seite stejhen die Häuser in Norwegen. In Röane sehne ich mich danach endlich wieder von der Strasse zu kommen. Als es soweit ist, warnt mich ein Schild vor der Jagd. Varning - jakt pågår, also *Warnung - Jagd im Gange" hört sich nicht so gut an, aber diesmal steht auch ein Datum dabei. Zwischen 1.Oktober und 31.Januar lebt man hier nicht ganz ungefährlich. Im Kahlschlaggebiet thront ein Hochsitz und in Blick- bzw. Schussrichtung ist ein Salzleckstein aufgebaut. Ich lege am Rande Schotterstrasse eine Trink- und Esspause ein. Wie gut, dass ich im Mai hier bin.
Snarsmon
Die Schotterstrasse führt mich dichter an den See Hosjö heran. Wirklich etwas vom See sehen tue ich aber nicht. Dafür geht es nun kräftig bergan und es ist schon wieder warm. Ich wähne mich schon oben, als der Bohusleden als schmaler Pfad den Schotterweg verlässt und in den Wald abzweigt. Nun geht es über Felsen noch einmal 30 Höhenmeter hoch. Durch den Wald klingen Kinderstimmen zu mir, aber ich begegne niemanden. Am Fusse eines Hügels stosse ich auf die Überreste eines Hauses, zumindest halte ich die Steinmauern dafür. Gehört das schon zu Tattarstaden? Auch wenn die ehemalige Roma-Siedlung heute Snarsmon genannt wird, ist sie in Karten oft noch mit der negativ empfundenen Bezeichnung Tattarstaden eingezeichnet.
Ich komme an eine angeholzte Fläche mit einer Abzweigung nach Vassbotten. Ich bin irritiert. Eigentlich erwarte ich die Ruinen von Snarsmon. Bin ich falsch gegangen? Hier hätte ein Blick auf die Karte genügt, statt dessen folge ich dem Forstweg nach Vassbotten mit der Erwartung einen Hinweis auf Snarsmon zu finden. Nach 200 Metern Richtung Norden schaue ich dann doch lieber auf die Karte. Auch wenn Snarsmon nicht auf der 50.000er Karte eingezeichnet ist, ich scheine auf den Weg zur Riksröse K zu sein. Über Norwegen gibt es alte Verbindungswege, die östlich des Hosjö nach Vassbotten führen. Also zurück und den Pfad weiter nach Westen.
Keine 100 Meter weiter stosse ich auf zwei weitere Fundamente und ein Hinweisschild. Bereits die erste Ruine gehörte demnach zur Roma-Siedlung Snarsmon. Von Mitte des 19. Jahunderts bis in die 1920er Jahre lebten hier bis zu 30 Romafamilien, die über die Norwegisch-Schwedische Grenze Handel betrieben. Während einige permanent hier lebten und auch Akerbau betrieben, zogen andere von Ort zu Ort. Zwischen 2004 und 2007 wurden drei der Fundamente archiologisch untersucht. Dabei handelte es sich um zwei Wohnhäuser und eine Küche. Ich passiere einen Felsen mit Bronzetafel mit der Inschrift: Till minne av de gamla resande romano-släkterna som vandrade och bodde på denna plats. ("In Erinnerung an die alten reisenden Romano-Familien, die an diesem Ort umherwanderten und lebten"). Gehe wenig später über den historischen Boden aus Steinplatten und passiere eine weitere Ruine. Das war Snarsmon.
Zu den Seen Ejgdesjön und Bullern
Kurz vorm Fahrweg nach Olseröd gehe ich durch eine Wandererzählanlage. Zumindest ist es das wofür ich es halte. Der Wegweise Vilhelms stuga führt mich auf einen schmalen Pfad Richtung Ejgdesjön. Am nördlichen Ende finden sich grosse Felsen am Ufer. Ein idealer Pausenplatz und auch ein oder zwei Zelten könnten hier direkt am Weg stehen. Es ist 12 Uhr und da ich schon ⅔ der Strecke habe, gönne ich mir eine lange Pause.
Erst gegen 14 Uhr wandere ich weiter. In der Karte ist am See Bullern ein Rastplatz eingezeichnet. Zuerst geht as am Seeabfluss entlang, der in den Sör-Vammsjön mündet. Es richt etwas streng und ich vermute Wildschweine als Ursache. Dann kommt ein Steg, wobei der bessere Weg geradeaus, zum Sör-Vammsjön führt. Dieser führt zu den Überresten von Vilhelms stuga, welche direkt auf der Schwedisch-Norwegischen Grenze am Nordost-Ufer des Sör-Vammsjön stand. Für mich geht es über den Steg und dann durch etwas Matsch den Kvarnkullen hoch. Ich nutze noch die Gelegenheit und fülle meine Trinkflasche auf.
Von erhöhter Position kann ich den Grenzstein auf der Insel Valö erspähen. Ich quere einen trockenen Bach. Die Holzbohlen werden auch von Waldameisen benutzt und als ich drauftrete, entsteht etwas Panik unter den kleinen Insekten. Ich bin nun in der Gemeinde Strömstad. Auf dem nächsten Kilometer wird es noch einige Wechseln zwischen den Gemeinden Tanum und Strömstad geben, bis ich entgültig Tanum verlassen habe.
Nach einem kurzen Anstieg und der Querung des trockenen Eld-Vatten über eine Brücke, erreiche ich den See Bullern. Der Rastplatz besteht aus zwei kleinen Bänken. Das hatte ich mir irgendwie anders vorgestellt, aber auch mal nett wieder richtig zu sitzen. Diesmal bleibe ich nicht lange. Der Ekelidvattnet ruft.
Zum Ekelidvattnet
Kahlschlag und schöner Wald wechseln sich ab. Ich passiere das Haus in Eldskog. Durch die Bäume kann ich das Wasser des Krokvattnet schimmern sehen, den ich im grossen Bogen umwandere. Weiter geht es auf einem Forstweg. Zur Abwechselung kommen mir zwei Wanderer entgegen. Wir grüssen uns, aber sie scheinen es eilig zu haben. An einer kleine Waldhütte biegt der Bohusleden nach Norden ab. Der schmale Pfad führt mich zum Fahrweg am Ekelidvattnet. Nach links folgt der Bohusleden nun auf dem Fahrweg, für mich geht es aber Richtung Rastplats am Seeufer. Dazu gehe ich am Ufer des Ekelidbäcken entlang, der aus dem See abfliesst und erreiche eine Bucht. Der Rastplatz liegt unter einem Felsvorhang am Westufer der kleinen Bucht. Auf der Ostseite steht ein Haus auf dem Hügel. Als ich an einen schmalen Holzsteg mit Geländer komme, zeigt ein Wegweiser mit organgen Pfeil zwar auf die andere Seite, aber ich schaue mit erst einmal das Ostufer an. Es ist ein schöner Platz mit Picknicktisch und Kanus liegen herum. Als ich einen Bootswagen entdecke, der aussieht, als wäre eben noch gebraucht worden, gehe ich auf die andere Seite.
An Ufer entlang passiere ich ein gestrandetes Ruderboot. Der Felsvorhang mjit Feuerstelle wirkt nicht sehr einladend. Auf dem Weg könnte ich zwar das Zelt hinstellen, aber so habe ich mir das nicht vorgestellt. Soll ich doch ans Ostufer gehen? Gesehen habe ich bisher niemanden. Ich beschliesse vorher noch um die Ecke zu schauen. Eine Felsstufe hoch und schon sieht es freundlicher aus. Der Trampelpfad führt weiter am Ufer entlang. Je weiter ich gehe, je lauter werden die Geräusche der Windräder. Ich bleibe also an der Spitze und stelle das Zelt auf. Als ich den Bohneneintropf erwärme, verschindet die Sönne hinter den Bäumen. Dafür sollte ich am Morgen früh Sonne haben.