Bohusleden
Der Bohusleden führt auf 360 Kilometern einmal durch Bohuslän in Westschweden. Er started an der Grenze zu Hallands län, führt am Grossraum Göteburg vorbei und endet in Strömstad unweit der Norwegischen Grenze. Der Wanderweg lässt sich in beide Richtungen wandern und auch Teilstrecken sind kein Problem.
Zwischen Munkedal und Krokstrand sieht es schlecht aus mit öffentlichen Bussen. Auch Einkaufsmöglichkeiten gibt es entlang des Wanderweges nördlich von Munkedal nicht. Das Gebiet bis an die Norwegischen Grenze ist trotz Forstwirschaft und kleinen Siedlungen, deutlich wilder und einsamer. Zudem wurden zwischen Flötemarksön und Porsås vor einigen Jahren die Wegmarkierungen und Windschutzhütten auf Verlangen des Landbesitzers entfernt.
Rund 150 Kilometer Natur und Abenteuer zwischen Munkedal und Strömstad, die Entscheidung für den nördlichen Teil als Frühsommer-Tour fiel mir leicht.
Etappenplanung und Anzahl der Wandertage
Am Bohusleden gibt es in regelmäßigen Abständen kleine Windschutzhütten, die zum Übernachten geeignet sind. Allerdings ist die Zahl der Schlafplätze begrenzt und es ist damit nicht sicher, ob ich am Abend einen Platz bekommen würde. Ein Zelt oder Tarp sollte also im Rucksack sein.
Als Startpunkt hatte ich Munkedal auserkoren. Dort ist die Mitte der Etappe 16 vom Bahnhof aus, mit dem Linienbus oder zu Fuß, einfach zu erreichen. Blieb nur die Frage, wie lange ich für die 145 Kilometer lange Strecke nach Strömstad brauchen würde. Die meisten schafften am Tag 15-20 Kilometer (manche auch 30 km) und legten die Strecke in 7-9 Tagen zurück. Da ich alleine und mit Zelt unterwegs sein würde, wählte ich 11 Tage. Das gab mir etwas Reserve, um schlechtes Wetter auszusitzen, einen Pausentag einzulegen oder einen Abstecher zu machen.
An- und Abreise
Als beste Anreisemöglichkeit stellte sich der Flixbus von Hamburg nach Oslo heraus. Dieser fährt ohne Umstieg über Nacht nach Uddevalla. Der Fernbus hält morgens um 6:20 an der E6 am Torp Terminalen, einem Einkaufszentrum etwas ausserhalb von Uddevalla gelegen. Von dort verkehren Västtrafik Linienbusse zum Bahnhof von Uddevalla oder Munkedal.
Ich würde somit am Morgen am Etappenstart ankommen und noch einen vollen Wandertag haben. Linienbusse verkehren Wochentags deutlich häufiger als am Wochenende. Ich hatte mich für einen Start nach dem Himmelfahrt-Wochenende entschieden, da dies auch in Schweden ein Feiertag ist.
Der nächste Bus von Torp Terminalen würde um 6:35 (Bus 860) weiter nach Munkedal, Bruksvägen (Ankunft 6:55) fahren. Rund 2 Kilometer sind es von dort die Strasse entlang zur Haltestelle Korpås. Alternativ konnte ich um 7:17 bis Munkedal Station und dort um 7:55 mit dem Bus 831 direkt nach Korpås (Ankunft 8:03) fahren.
Für die Rückreise buchte ich die Fähre von Göteburg nach Kiel. Somit kann ich am Abreisetag mit Bus oder Zug von Strömstad nach Göteburg fahren, dort etwas Sightseeing machen und am Abend die Fähre besteigen. Die Verbindungen mit Flixbus oder Nachtzug, hätten bedeutet, dass ich erst um Mitternacht in Uddevalla bzw. Malmö/Lund weiter kommen würde. Die obligatorische Kabinenbuchung macht die Rückfahrt zwar teuerer, aber ich würde erholt am Sonntagmorgen in Kiel ankommen.
Übernachten und Trinkwasser
Für den Höga Kustenleden hatte ich bereits im Vorfelde recherchiert, wo es Trinkwasser und Zeltmöglichkeiten gibt. In bewaldeten oder sumpfigen Gebieten ist es nicht immer einfach, etwas passendes zu finden. Zumal das Zelten in einigen Naturreservaten nicht gestattet ist bzw die Regeln sehr unklar sind. Wie zum Beispiel im Kynnefjäll, wo das Übernachten nur an den erlaubten Plätzen möglich ist, es aber keine Hinweise auf eben diese erlaubten Plätze gibt. Allerdings scheint es neben den Windschutzhütten geduldet zu sein.
Trinkwasser ist im Sommer öfters zwischen Krokstrand und Strömstrad ein Problem. Zwar gibt es am Windschutz Rogstad-Hillern eine Regenwassertonne, aber das Wasser wird regelmässig als ungenießbar bezeichnet. Das selbe gilt für die Windschutze in Håvedalen und auf dem Björnerödspiggen bei Krokstrand. Ein Wasserfilter ist bei der Wasserentnahme aus Seen oder Bächen in landwirtschaftlich genutzten Gebieten wirklich empfohlen.
2021 wurden mehrere Etappen zwischen Munkedal und Kynnefjäll umverlegt. Zu dieser Wegstrecke fanden sich nur wenig brauchbare Berichte im Internet. Während die Windschutze und Rasthütten allgemein gut dokumentiert sind, ist es deutlich schwieriger Informationen zu schönen Zeltmöglichkeiten abseits der Unterstände zu finden.
Für Strömstad reservierte ich ein Zimmer im Crusellska Vandrarhemmet. Das Wanderheim liegt in der Nähe des Bahnhofs und bietet Zimmer mit vertretbaren Preisen.
Anreise nach Munkedal
Pünktlich fährt an einem Montag um 18 Uhr der Flixbus vom Hamburger ZOB ab. Über Lübeck fahren wir nach Puttgarden auf Femarn. Dort geht es um halb neun auf die Fähre nach Rødby. Für etwas mehr als eine halb Stunde können wir uns die Beine vertreten, etwas essen oder die Aussicht geniessen und vor allem noch mal auf Toilette gehen. In Dänemark werden erst einmal die Pässe kontrolliert, dann sind wir wieder auf der Strasse Richtung Kopenhagen.
Gegen Mitternacht erreichen wir Schweden und der Zoll kommt zur Kontrolle mit Schnüffelhund. Inzwischen kenne ich meine Mitreisenden etwas besser. Hinter mir sitzt ein Roma aus Serbien mit ungarischen Visum, der in Deutschland arbeitet und auf den Weg nach Oslo zu seiner Exfrau mit den gemeinsamen Kindern ist. Europäischer geht wohl nicht. Er summt gerne zur Musik, die er über den Kopfhörer hört. Auf der anderen Gangseite sitzt eine Schwedin, die ihren syrischen Mann in der Asylunterkunft in Hamburg besucht hat. Nachdem er aus Schweden abgeschoben werden sollte, war dies die einfachste Möglichkeit Zeit zugewinnen um juristisch gegen den Bescheid vorzugehen.
Nach dem die Zollkontrolle fertig ist, bleiben rund fünf Stunden bis Göteburg. Wir fahren auf der E6 nach Norden. Zwischen Helsingborg und Halmstad ist der Platz neben mir besetzt, den Rest der Reise habe ich den Doppelsitz für mich. Um 6:30 erreiche ich leicht verspätet Uddevalla. Direkt vor uns steht der Bus 860, so dass ich den direkten Anschluss noch bekomme. Per App lässt sich das Busticket für 36 SEK lösen. In Munkedal Station fragt mich der Busfahrer, ob ich nicht aussteigen möchte. Ich will aber noch zwei Haltestellen weiter zum Bruksvägen. Bei der kurzen Fahrt passiere ich den Supermarkt.