In der Nacht schlafe ich das erstemal während der Wanderung nicht gut. Meine geliebte Thermarest Neolite hat offensichtlich ein Loch. Die Schlafphasen dauern dadurch nicht sehr lange und ich muss mehrmals in der Nacht Luft nachpusten.
Um 6:30 habe ich die Nase voll. Das Wetter verspricht weiterhin gut zu sein und so gehe ich zum Bach und tauche die Matraze zur Lochsuche ins kalte Wasser. Ich sehe einfach keine Luft austreten. Mit inzwischen eiskalten Händen will ich schon aufgeben, als ich doch noch ein Zischen höre. Ich tauche die Matraze noch einmal ein und sehe endlich die ersehnten Luftbläschen aufsteigen. Zurück am Zelt trockne ich die Matraze in der Sonne und frühstücke. Das Loch ist mit dem Reparaturset schnell geflickt.
Auch heute komme ich schon um 9:00 Uhr los. Ich möchte bis zum Áhkka-Massiv kommen. Möglichst dicht an den Anleger in Änonjálmme, damit ich morgen sicher das Boot nach Ritsem bekomme. Nach einer halben Stunde erreiche ich die Brücke über den Tsiekkimjågåsj. Beim Blick in den Himmel entdecke ich einen Steinadler, der Richtung Áhkka fliegt.
Ich erreiche das Ufer des Tsågahávrre und treffe auf zwei Schweden, die heute zur Kutjaurestugan auf der anderen Seite des Vuojatädno wollen. Sie erzählen mir, dass es in Kutjaure auch Fisch zu kaufen gibt. Geräucherter Fisch wäre noch mal was und so mache ich einen kleinen Umweg und gehe in die Kutjaure Sameviste. Ich frage einen Mann, der an seiner Hütte baut, und werde von ihm zu einer Hütte geschickt. Leider ist der Fisch ausverkauft.
Also unverrichteter Dinge zurück auf den Padjelantaleden. Bis zur Kisuris-Hütte sind es nun noch vier Kilometer. Weiter geht es durch Weidengestrüpp unweit eines kleines Flusses. Der Weg taucht schliesslich in einen Birkenwald ein und es geht einen Erdwall hinauf. Birkenpilze säumen den Weg, aber sie sind voll Würmer. Schliesslich lande ich auf einer Ebene, auf der vereinzelt Birken stehen. Vor mir liegen Gisuris, Niják und Áhkka-Massiv. Ich lege eine Pause ein, esse etwas und geniesse die Aussicht auf die nördlichen Sarekgipfel.
Im Birkenwald vor mir kann ich das Dach der Kisurisstugan ausmachen. Dort muss ich als nächstes hin. Ich raffe mich auf und bin nach einer Viertelstunde an der Hütte. Das Bier sei aus, verkündet ein Schild. Gleiches gilt für Glödkaka. Da ich nichts von dem angebotenen benötige gehe ich gleich weiter. Es folgt ein lichter Birkenwald. Ein müder Wanderer kommt mir entgegen und fragt wie lange es noch bis zur Stuga sei. Ich schätze zwei Minuten und werde ungläubig angeschaut. Als ich mich auf drei korrigiere, begreift er, dass ich es ernst meine und er fast vor der Hütte steht. Freudig verabschiedet er sich.
Ich gehe weiter zur Brücke über den Sjpietjavjåhkå. Er bildet hier die Grenze zwischen Padjelanta und Sarek Nationalpark. Ein paar Meter nach Norden und ich stehe am Treparksmötet. Wir der Name sagt, treffen hier drei Nationalparks aufeinander. Denn auf der anderen Seite des Sjnjuvtjudisjåhkå beginnt der Stora Sjöfallet. Für jeden Park gibt es eine Schautafel. Die alten Infotafeln wurden abgebaut und durch neue ersetzt. Leider wurde diese so aufgestellt, dass das obligatorische Foto mit allen drei Parks nicht mehr möglich ist. Genau genommen ist der Punkt am Zusammenfluss von Sjpietjavjåhkå und Sjnjuvtjudisjåhkå. Der Platz auf der Halbinsel ist sehr schön und bietet einige Zeltplätze.
Nach 10 Minuten verlasse ich den Sarek Nationalpark wieder und gehe über die Brücke des Sjnjuvtjudisjåhkå. Der Weg führt nun wieder nach Norden in die Nähe des Vuojatädno. Am Fluss der vom See Sjnjuvtjudisjavrasj gespeist wird, ist in der Karte ein Rastplatz eingezeichnet. Dort hoffe ich auf einen Platz für mein Zelt. Bis dahin sind es noch fast sechs Kilometer. Der Padjelantaleden führt nun an der Westseite des Sjnjuvtjudis entlang. Es geht leicht bergab bis zu einem Feuchtgebiet. Dort ermöglichen Holzstege die trockene Querung der nassen Flächen. Ich werde langsam müde. Ebenfalls müde Wanderer kommen mir entgegen. Sie haben ihr Abenteuer noch vor sich und die Rucksäcke sind entsprechend gut gefüllt und offensichtlich auch viel zu schwer.
Ich verlasse das Feuchtgebiet und komme in einen dichten Birkenwald. Der Fluss und Rastplatz kann nicht mehr weit sein und so beginne ich mich nach einem Zeltplatz umzuschauen. Wirklich gut sieht es nicht zu sein, zuviele Steine liegen unter den Pflanzenbewuchs. Dafür ist es am Rastplatz deutlich besser. Allerdings ist es mir zu schattig. Ich versuche mein Glück auf der anderen Flussseite. Dort gibt es einen kräftigen Anstieg. Oben angekommen finde ich einige Möglichkeiten und suche mir den schönsten Platz aus.
Ich habe schon gegessen als ich das typische Geräusch von zu Boden fallenen Zelt-Herringen höre. Auch wenn ich niemanden sehe, habe ich wohl Nachbarn bekommen. Als ich abends noch einmal zum Fluss hinabgehe um schon einmal Wasser für das Frühstück zu holen, treffe ich auf zwei Wanderer. Sie haben sich inzwischen entschieden lieber am Rastplatz zu zelten und sind gerade beim Umziehen. Ohne Sonne ist es schnell kalt und nach der unruhigen letzten Nacht falle ich früh in den wohlverdienten Schlaf.
Gisurisstugan BLT
Lage: Padjelantaleden
Lat/Lon: 67°33'34" N, 17°11'58" E
Anzahl Betten: 34
Proviantverkauf: ja
Betreiber: Badjelánnda Laponia Turism
Link: BLT Gisuris Stugor
11.2023