Die Sonne scheint endlich wieder. Die Berge um mich herum sind schneebedeckt. Bis ca. 1000 Meter Höhe liegt der Schnee. Ich frühstücke gemütlich und warte bis das Zelt trocken ist. Gegen 11 Uhr habe ich alle Sachen eingepackt und kann den Lulip Hoŋggánjira endlich nach vier Tagen verlassen. Ich habe meine Planung über den Haufen geworfen und will nun auf der südlichen und östlichen Seite der Seen zu den Alesjaurestugorna.
Nach 200 Metern beginnt ein leichter Anstieg. Der Pfad schlängelt sich durch Weidengestrüpp, entsprechend feucht ist der Untergrund. Dieser kleine Anstieg schafft mich ganz schön, so richtig fit bin ich offensichtlich noch nicht wieder. Zum Glück geht es nun über ein kleines Plateau. Auf der anderen Seite kann ich 150 Meter unter mir den Aliseatnu sehen. Die Brücke über den Fluss kann ich nicht ausmachen.
Nach einem kurzen Abstieg geht es jedoch erstmal weiter am Hang entlang. Ich tauche in einen Birkenwald ein. Der Pfad geht auf und ab und schlängelt sich um Birkenbäume. Ich nutze die Gelegenheit und sammle Birkenrinde für den Fall das ich während der Tour ein Feuer anzünden möchte. Als ich mir die Nase putze, kommt ein Echo von rechts. Na sowas, da steht doch tatsächlich ein paar Meter neben mir im dichten Birkenwald eine Elchkuh. Sie schaut mich mit nervös wedelnden Ohren an und sucht dann zum Glück das Weite.
Ich folge weiter dem Pfad durch den Birkenwald. Wenig später wird der Wald lichter und auf einer offenen Fläche wachsen Blaubeeren. Ich bin nun 90 Minuten unterwegs, Zeit für eine kleine Pause. Ich esse Knäckebrot mit Kalles Kaviar und gehen dann auf die leckeren Beeren über. Und da es so viele große, reife an diesem Flecken gibt, pflücke ich auch gleich welche für den Abend. Bis zur Abzweigung zur Brücke kann es eigentlich nicht mehr weit sein. Kurz dahinter ist eine verfallene Kåta in der Karte eingezeichnet und ich beschließe bei dem schönen Wetter einen kleinen Umweg dorthin zu machen.
Kurz nach meinen Rastplatz quere ich einen Bach. Er entspringt unterhalb des Gielasčohkka und führt gutes Trinkwasser. Vuopmegeahči ist erreicht. Nun noch die Kåta suchen. Sie muss etwas hangaufwärts liegen, also folge ich einen ansteigenden Pfad und nach keinen 150 Metern stehe ich vor ihr. Für eine verfallene Kote ist sie noch recht gut in Schuss. Die Kuppel ist intakt und das Holzgerüst zum großen Teil mit Birkenrinde und Erde belegt. Ein Blech diente mal als Tür. Leider gibt es drinnen einen Müllberg.
Nach der kurzen Reise in die samische Vergangenheit steige ich zum Aliseatnu ab. Ich gehe zum Bach zurück und folge den Pfad ins Tal. Die Bäume werden wieder dichter und es dauert nicht lange und ich gehe wieder durch Birkenwald. Der Weg führt mich direkt zur Renvaktarstuga. Die einfache rechteckige Hütte wirkt recht neu auf mich. Es ist niemand da. Von der Hütte geht ein Trampelpfad weiter ins Tal und der Birkenwald wird dichter. In der Talsenke treffe ich auf zwei Schweden. Sie haben zwei Nächte in der Mårmastugan verbracht, um den Schneesturm abzuwarten. Nun sei alles zugeschneit.
Über den tosenden Aliseatnu führt eine stählerne Hängebrücke. Rund 20 Meter sind es ans andere Ufer. Ich nehme die Wanderstöcke in eine Hand und begebe mich auf die schwankende Brücke. Lieber nicht soviel runter schauen. Wie immer bin ich froh als ich wieder festen Boden unter den Füßen spüre. Ich folge dem ausgetretenen Pfad flussabwärts.
Das Gelände wird offener und der Pfad damit undeutlicher. Schließlich ist er nicht mehr zu erkennen. Vermutlich habe ich die Abzweigung verpasst. An der Brücke über den Vierrojohka sollte ich auf den Weg, welcher an der Südseite des Alisvággi entlang führt, treffen. Ich steuere also auf die verfallene Kåta am Ufer des Vierrojohka zu. Sie steht am anderen Ufer und von verfallen keine Spur. Am Ufer treffe ich wieder auf einen Pfad. Das Gelände wird terrassenförmig und der Vierrojohka fließt tief unten in einer Schlucht. Ich stehe nun an einer steilen Terrassenstufe und muss da samt Rucksack irgendwie hoch. Ich suche mir die beste Spur durch die Steilwand und schaffe es mit Mühe nach oben. Hier treffe ich auf einen deutlichen Pfad.
Bevor es wieder abwärts durch eine Senke geht mache ich eine Pause. Ich suche den Vierrojohka nach der Brücke ab und entdecke schließlich aufgerichtete Steine als Wegmarkierung der West-Ost-Route. Die Brücke über den Vierrojohka kann ich nicht erkennen. Die Sonne hat schon ganze Arbeit geleistet und die Schneegrenze deutlich nach oben verschoben. Der Mårmapass ist von meiner Position nicht einsehbar, aber auf der Höhe dürfte noch reichlich Schnee liegen. Ich orientiere mich also nach Westen. Ich beschließe nicht durch die Senke zu gehen, sondern den Weg abzukürzen und statt dessen auf der Anhöhe zu bleiben. Am Fluss vom Suorijávri müsste ich auf den Weg treffen.
Ich bin nicht die erste, die diese Richtung einschlägt. Immer wieder treffe ich auf kurze Trampelpfade. So lange ich in der höheren Lage bleibe und dem Weidengestrüpp so ausweiche, komme ich gut voran. Schließlich komme ich an eine Flussschleife des Suorijohka. Den Fluss sehe ich vor lauter Weidengestrüpp nicht. Schnell stellt sich heraus, das er viel Wasser führt und ein Queren hier nicht möglich ist. Ich gehe flussaufwärts und stoße auf ein Steinmännchen. Dieses führt mich zu einer Furt. Der Markierung am anderen Ufer nach scheint es der Winterweg zu sein. Mir gefällt es hier nicht so. Durch die Schneeschmelze scheint der Wasserstand höher und dieses rauscht am Ufer durch Weidegestrüpp. Also weiter flussaufwärts.
Der Fluss teilt sich weiter oben in zwei Arme auf. Ich stelle meinen Rucksack ab und mache mich ohne auf, um eine Stelle zum Queren oder einen Zeltplatz zu finden. Vielleicht ist es morgen früh mit hoffentlich niedrigeren Wasserstand leichter durch den Bach zu gehen. Ich will schon umdrehen, als ich einen Felsen entdecke, von dem ich mit einem Schritt auf die Insel komme. Ich hole meinen Rucksack und quere zur Insel. Für den zweiten Arm muss ich in die Crocs wechseln, aber dieser ist auf der Mitte leicht zu queren. Am anderen Ufer stoße ich direkt auf einem Trampelpfad. Es geht auf 17:00 Uhr zu und so baue ich auf einer ebenen Fläche mein Zelt auf.
Um 18:30 steht das Zelt schon im Schatten. Es ist windstill. Die Sonne ist hinter dem Suorivárri dem verschwunden und schon wird es kalt. Auf der anderen Talseite liegt mein Zeltplatz der letzten Tage noch in der Sonne. Ich bin nur 9 Kilometer gegangen und fühle mich als hätte ich das doppelte zurückgelegt. Ich wähle Spaghetti mit Pasta zur Stärkung und als Dessert gibt es die frisch gepflückten Blaubeeren mit Vanillesoße. Einfach lecker.