Schon um 6:00 Uhr morgens leuchtet die Sonne hell ins Zelt. Warm ist es noch nicht. Raureif liegt auf dem Zelt. Ich krame das Solarpanel hervor und nutze die Zeit bis ich los wandere zum Laden des Garmins. Ich hole Wasser am Fluss, koche Tee und esse Müsli mit Milchpulver zum Frühstück. Der Wasserstand wirkt niedriger als am Vortag. Im Wanderbuch von Neregård wird für diese Strecke nur der Godujohka als einfach zu durchwaten aufgeführt. Und gleich am ersten Fluss habe ich gestern herum geeiert. Ich hoffe ich komme auch über den Godujohka ohne Probleme.
Es ist schon 11:00 als ich loskomme. Der Weg ist gut zu finden und so komme ich trotz Wiedengestrüpp zügig voran. An besonders nassen Stellen helfen Duckboards das Passieren. Der nächste größere Fluss ist der Biegganjira, an dessen Nähe eine Renvaktarstuga steht. Um dorthin zu gelangen muss ich eine Anhöhe passieren. Auf dem Sattel liegen große Felsen herum. Sie sehen aus als würden sie von einem Riesen mit einem Karateschlag geteilt worden. Der Weg teilt sich hier irgendwo in Sommer- und Winterroute. Ich halte die Augen offen um die Abzweigung der Sommerroute nicht zu verpassen. Diese führt direkt an einem kleinen See entlang, während der Winterweg weiter oben im Hang lang führt.
Ich nähere mich der nächsten Bachquerung. Es rauscht und auch wenn er nicht breit ist, scheint er genug Wasser für nasse Füße zu führen. Zu meiner Überraschung führt der Pfad mich zu einer Holzbrücke. Und so komme ich bequem und ohne lange Suche ans andere Ufer. Es hat sich also gelohnt dem Sommerweg zu folgen. Die Renvaktarstuga weiter oben im Hang zeigt mir die nächste grössere Furt an. Der Biegganjira fließt durch ein breites Geröllbett. Er ist breit, aber dafür nicht tief. Ich finde schnell eine Stelle um in Wanderschuhen ans andere Ufer zu kommen.
Der Pfad führt mich zum Ufer des Bieggaluoppal. Der Wind kommt nun von Süden. Im Westen ziehen dunkle bedrohliche Wolken auf. Das war es wohl mit dem guten Wetter. Das Weidengestrüpp wird am westlichen Ende wieder mehr. Immer wieder sehe ich frische Fußspuren, denen ich folge. Der Weg führt über eine Halbinsel zum Áhpparjávri. Die Bäche vom Kåtotjåkka speisen zwei Seen, deren Abflüsse ich queren muss. Der östliche See fließt in den Bieggaluoppal ab. Hier gibt es keinen Steg, aber ich finde eine gute Stelle und kann unweit der Wegmarkierung den Fluss queren ohne dass mir das Wasser in den Stiefel läuft.
Zwei Rentiere beobachten mich mit sicheren Abstand von einer Anhöhe aus. Ich passiere den zweiten See. Er hat nicht viel Wasser, aber ein weiterer Bach speist den Abfluss mit ordentlich Wasser. Zum Glück gibt es an der Mündung des Áhpparjávri wieder einen Steg ans andere Ufer. In Blickweite einer Hütte gibt es hier gute Zeltplätze. Mir ist es jedoch noch zu früh. Ich gehe weiter und hoffe am westlichen Ende des Áhpparjávri einen Platz mit Morgensonne zu finden. Ein frischer Wind weht und am Ufer gibt es reichlich Weidegestrüpp. Das Gelände wird steiler und der Pfad führt dicht am Berg entlang. Eine Landzunge springt mir ins Auge, aber dazwischen liegt morastiges Gelände und ein tiefer Graben. War wohl nichts.
Ich passiere einen kleinen Wasserfall, der laut Karte weiter oben von zwei Seen auf einem kleinen Plateau gespeist wird. Rund 60 Höhenmeter sind es. Es müsste eigentlich eine tolle Aussicht von dort oben geben. Ich schaue nach oben und entschließe ich mein Glück zu versuchen. Der Aufstieg ist einfach. Über Grasflächen komme ich von Stufe zu Stufe ohne auf rutschigen Felsen treten zu müssen. Das Plateau ist etwas feucht und windig, aber ich finde schließlich einen schönen Platz mit Blick über den Áhpparjávri. Viele Schneescooterspuren zeugen davon, dass der Ort auch im Winter beliebt ist.
Trotz des frostigen Wetters die letzten Tage stören mich Mücken. Diesen Biestern war es wohl noch nicht kalt genug. Ich erleichtere den Rucksack um rote Linsen mit Karotten und Kangaroo. Der Weg ließ sich den ganzen Tag über gut gehen. Nach rund 11 Kilometern heute geht es mir besser als gestern. So langsam werde ich wieder richtig gesund. Nur die Nase läuft weiterhin.