Nach der langen Etappe gestern von Abiskojaure nach Alesjaure, stehen heute nur 13 km an. Gegen 09:30 sind wir abmarschbereit. Der Himmel ist strahlend blau und es verspricht wieder ein guter Tag zu werden. Wir haben einfach Glück mit dem Wetter.
Unterhalb der Hütte führt eine Hängebrücke über den Aliseatnu auf die östliche Flussseite. Auf dem Weg dorthin stauben wir noch zwei Portionen Müsli ab. Die einen sind froh es los zu sein und ich freue mich auf etwas anderes als Haferbrei. Irgendwie komme ich mit dem Frühstück nicht klar - ich habe schon wieder Hunger.
Wir wandern durch das breite Tal Alisvággi. Während der Aliseatnu durch das Tal mäandert, führt der Kungsleden gerade auf den Bossosváráš zu. Ganz am Anfang stehen noch ein paar Weidebüsche, ansonsten ist das Tal baumlos. Heideflächen und trockenes Gras herrschen vor. Dort wo es besonders feucht ist wächst Wollgras.
Unweit des Weges treffen wir auf die ersten Rentiere des Tages. Auch wenn Falk sich als gut erzogener Schlittenhund nicht besonders für solche großen Tiere interessiert, flüchten sie, als sie uns wittern. Wir queren ohne Probleme durch eine Furt den Bach der aus dem Unna Visttasvággi kommt. Auf der anderen Talseite erhebt sich imposant die Steilwand des Ázik. Wieder schrecken wir ein paar Rentiere auf, diesmal ist sogar ein weißes dabei.
Wir passieren den Meditationsplats und queren den Bossosjohka mit Hilfe der Hängebrücke. Am Fuße des Bossosváráš treffen wir auf weitere Rentiere. Diesmal bleiben sie ruhig stehen. Der Blick zurück reicht bis nach Alesjaure während vor uns der Lulip Muorahisčohkka ins Blickfeld kommt.
An einen kleinen See machen wir Mittagspause. Es pfeift kräftig durch das Tal. Und wenn die Sonne hinter einer Wolke verschwindet, dann ist es sofort recht kalt. So eine heiße Suppe in der Tasse ist schon etwas Feines. Mit etwas Windschatten lässt es sich aushalten und so genießen wir jeden Sonnenstrahl den wir erhaschen können. Wer weiß wie lange das Wetter noch so gut bleibt.
In größer Entfernung passiert der Weg eine Hütte der Renntierzüchter. Ein Steg führt uns trockenen Fußes über einen kleinen Bach. Der Kungsleden ist wirklich gut ausgebaut. Wir nähern uns immer weiter dem Lulip Muorahisčohkka. Vom Sattel auf der östlichen Seite können wir bereits die Tjäktja-Hütte ausmachen.
Die Furt durch den Šielmmánjira ist kein Problem. Es gibt deutlich mehr Steine als Wasser im Flussbett. Ein Ljungpipare (Goldregenpfeifer) läuft neben uns her und versucht unsere Aufmerksamkeit zu erhaschen. Ob er wohl noch so spät im Jahr ein Nest hat? Wir lassen ihn in Ruhe und nehmen den Anstieg des Tages in Angriff. Es geht nur noch aufwärts.
Zwischen uns und der Tjäktja-Hütte steht schließlich nur noch die Schlucht des Čeavččanjira. Entweder man läuft noch weiter bergauf um über die Hängebrücke zu gehen oder man wählt die abenteuerliche Variante und quert unterhalb der Hütte durch den Fluss. Bei dem niedrigen Wasserstand verlockt die Abkürzung durch Čeavččanjira direkt vor der Hütte. Und schon müssen wir den ersten Wassereinbruch im Schuh beklagen. Gummistiefel taugen erst, wenn das Wasser oben rein läuft und bei Wanderschuhen ist es wohl auch so.
Tjäktjastugan
An der Hütte werden wir von Hüttenwartin Anita mit einem Välkomstdrink empfangen. Jeder holt seine Tasse hervor und aus einem großen gelben Kanister wird eingeschränkt - skål! Wer nun an Alkohol denkt, liegt falsch. Lingon steht auf der Seite in schwarzer Handschrift - also süßer Preiselbeersaft - hmm das mundet - mums.
In der kleinen Hütte ist nicht so viel Platz und wir müssen uns diesmal auf zwei Räume aufteilen. Vier in einem Raum und zwei mit einem älteren schwedischen Paar in einen anderen. Das große Zimmer ist bereits belegt. Aber wir haben alle ein Bett und das ist die Hauptsache.
Aufstieg zum Lulip Muorahisčohkka
Vor dem Abendessen ist noch genügend Zeit um hinter der Hütte auf den Lulip Muorahisčohkka zu steigen. Von oben soll es eine schöne Aussicht geben. Zu viert machen wir uns auf. Anita beschreibt uns noch den Weg und los geht es. Über die Wiese hinter der Hütte geht es direkt in den Hang. Das Gestein ist lose, aber im Abbruch ist ein Pfad ausgetreten und so ist der Aufstieg keine wirkliche Herausforderung.
Wir erreichen ein kleines Plateau. Das Gestein ist kalkhaltig und bietet ideal Bedingungen für eine reichhaltige Flora. Dadurch ist das Plateau für seine Botanik bekannt. Nun im Spätsommer ist davon nicht mehr soviel zu sehen. Dafür ist die Aussicht die 200 Extrahöhenmeter wirklich wert. Nach Norden können wir das ganze Alisvággi überblicken. Über die Tjäktjahütte hinweg blicken wir ins Šielmmávággi Richtung Nallo. Nach Westen haben wir einen wunderbaren Blick auf den Rivgojiehkki-Gletscher. Dies ist Schwedens einziger Plateaugletscher, welcher jedoch rapide abnimmt. Die Grenze zu Norwegen verläuft über seine Kuppe.
Nach Süden schweift unser Blick zum Tjäktjapass, den wir morgen erklimmen werden. Wir genießen die Aussicht im Windschatten und steigen dann wieder ab ohne ganz auf den Gipfel zu gehen.
Tjäktja Hütte
Lage: Kungsleden
Lat/Lon: 68°3'6" N, 18°14'29" E
Anzahl Betten: 11-25
Proviantverkauf: nein
STF Tjäktja Fjällstuga (Betreiber: STF Svenska Turist Foreningen)
11.2023