Nachdem langen Tag gestern haben wir gut geschlafen. Ich bin kurz nach 7:00 wach, stehe auf und gehe auf den Felshügel hinter der Hütte. Der Himmel ist wolkenlos und der Tag verspricht wieder gut zu werden. Falk ist unter einer Decke versteckt und ich sehe nur seine Schnauze. So langsam laufen alle draußen herum. Wir frühstücken gemütlich und packen unsere Rucksäcke. Um kurz vor 9:00 verabschieden wir uns vom Hüttenwart und wandern los.
Erst mal gehen wir wieder zurück zum Nordkalottleden. Diesmal verzichten wir auf die kleine Abkürzung. Über die abenteuerliche Brücke und an kleinen Seen vorbei, erreichen wir den Wegweiser, der uns am Vortag die Hütte in zwei Kilometern versprach. Das GPS zeigt 500 Meter mehr an. Uns kam die Strecke gestern noch viel länger vor. Die Landschaft ist deutlich karger. Felsen herrschen in der Hügellandschaft vor. Dazwischen leuchtet das Blau der kleinen Tümpel und Seen, an dessen feuchten Ufern Wollgras einen idealen Lebensraum findet. Der Weg ist trotz allem gut zu erkennen. Markiert ist er mit orangen Farbklecksen die in großen Abständen an Felsen und aufgerichteten Steinen angebracht sind.
Wir überwinden einen Rentierzaun und erreichen wenig später die 16-Meter lange Hängebrücke über den Gearbiljåhka. Der Abfluss des Gearbiljávri strömt kräftig und könnte ohne diese Hilfe nicht so einfach überwunden werden. Der Platz lädt zu einer kurzen Pause ein. Es ist Zeit die Rucksäcke abzusetzen und sich zu stärken.
Der Weg führt weiter in nordwestlicher Richtung am Gearbiljávri vorbei. Nächstes Ziel ist die Grenze nach Norwegen. Wir scheuchen wieder einen Lemming auf, der sich erst einmal im Gras versucht zu verstecken und dann doch schnell flüchtet. Wenig später erspähen wir Rentiere, die am Ufer eines kleinen Sees grasen. Am Ufer des Vuolip Čoarvejávri machen wir unsere Mittagspause. Es ist windstill und in der Sonne ist genau die richtige Temperatur.
Grenzstein 259A
Der Weg führt uns direkt zum Grenzstein 259A. Von nun an werden wir in Norwegen wandern. Vor uns ist eine Landzunge, die zwischen den Seen Vuolip Čoarvejávri und Vannaksvatnet verläuft. Die linke Seenkette endet später in den Gautelisvatnet. Auf der anderen Seite der Landzunge erhebt sich Rádjenjunni. Wir lassen ihn links liegen und gelangen so an den Abfluss des Vuolip Čoarvejávri. Dieser strömt durch eine enge Stelle und überwindet dann die letzten Höhenmeter zum 60 Meter tiefer gelegenen Vannaksvatnet.
Der Fluss ist tief und wir sind glücklich über die Brücke. Die stabileren Metallhängebrücken auf der schwedischen Seite gehören jedoch für uns nun der Vergangenheit an. Es erwartet uns die erste norwegische Wackelbrücke. Auf Drahtseilen sind Bretter fest verlegt und ein Geländer aus Drahtseil gibt es auch. Trotztden schwankt die Konstruktion mit jeden Schritt kräftig. Zumal der Schwerpunkt mit dem Rucksack deutlich höher liegt und das Geländerdrahtseil, sogar für eine abgebrochene Person wie ich es bin, arg niedrig ist. Wir warten bis alle sicher das andere Ufer erreicht haben und setzen unseren Weg fort.
Über Grasflächen führt der Weg um die Felsplatten herum weiter nach Nordwesten. Irgendwo auf dem Stück wechselt die Seenkette zu unserer linken den Namen und wird zum Gautelisvatnet. In einem der kleinen Bäche, die wir kreuzen müssen, rutsche ich mit dem Fuß weg. Auch wenn das eine Bein ganz langsam seitlich rutscht, kann ich nichts dagegen machen. Damit der Rucksack zumindest trocken bleibt knie ich mich schliesslich ins Wasser und kann so die unkontrollierte Bewegung stoppen. Erstaunlicherweise bleibt der Schuh trocken, die Hose hält das Wasser sehr gut ab. Sogar die Papiertaschentücher in der Seitentasche sind trocken.
Vereinzelt stehen Hütten am Gautelisvatnet. Diese sind privat und lassen sich vom Nordufer des Stausees gut erreichen. Dort endet eine Straße am Staudamm. Zwischen uns und der Gautelishütte türmt sich noch ein Berg auf. Auch wenn es über das seitliche Felsenband nur rund 40 Meter sind, sieht die Barierre am Ende des Tages richtig hoch aus. Der Weg windet sich steil bergauf und dann erblicken wir die Gautilishütte in der Bucht am Gautelisvatnet. Es scheint noch kein anderer da zu sein. Die Hütte zieht magisch an und schnell ist der letzte Kilometer überwunden. Unser Wunsch wird erhört und wir haben die Hütte für uns alleine. Es kommt niemand mehr.
Gautelishytta
Lage: am Gautelisvatnet-See
Lat/Lon: 68°2'20" N, 17°50'14" E
Kategorie: Unbewirtete Hütte (Ubetjent)
Anzahl Betten: 12
Betreiber: DNT - Den Norske Turistforening