Am Morgen ziehen die dunklen Wolken weiterhin das Láddju-Tal entlang. Nur in Nikkaluokta scheint das Wetter besser zu sein. Es nieselt nur leicht und so wische ich das Zelt mit einem Lappen ab und packe schnell ein. Kaum bin ich fertig, fängt es an zu Regnen. Der Wind bläst zudem kräftig, kommt aber zum Glück von hinten.
Da wo ich vor zwei Tagen noch trocken lang gehen konnte, steht nun alles unter Wasser. Ich passiere ein Zelt, am Ufer des Láddjujohka, bei dem es nicht mehr lange dauern wird bis das Wasser seinen Weg durch das Zelt sucht. Mir kommen einige Wanderer entgegen, die damit das Pech haben, gegen den Wind wandern zu müssen. Als ich die Furt erreiche, durch die ich den Láddjujohka zwei Tage zuvor querte, bin ich froh, dass ich da heute nicht durch muss. Es gibt so schon genügend Stellen die schwierig zu passieren sind.
Mir kommen einige Wanderer entgegen, die damit das Pech haben, gegen den Wind wandern zu müssen. Beim Anblick der teilweise durchnässten und vrierenden Leidensgenossen wird mir bewusst, dass ich es immer noch trocken und somit warm habe. Wenig später erreiche ich einen Bach, der vom Siŋŋičohkka herab fliesst. Hier ist auch die Abzweigung der Abkürzung nach Norden. Ich will aber zur Singi-Hütte und muss auf die andere Seite des Wasserlaufs. Heute ist aus dem Rinnsal reissender Bach geworden. Bei dem stürmischen Regen mag ich nicht so gerne meine Schuhe ausziehen. Nach einiger Suche finde ich eine Stelle. So ganz trocken bleibt der Fuss nicht, aber ich bin drüben.
Der Regen hört nicht mehr auf und inzwischen stürmt es. Der Rucksack bietet eine große Angriffsfläche und so werde ich immer wieder hin und her gerissen. Noch rund 4 Kilometer sind es bis zur Singi-Hütte. Nachdem ich am Anfang gut vorwärts gekommen bin, zieht es sich nun dahin rein gefühlsmässig. Trotzdem behalte ich meinen Tagesschnitt von 3km/h bei. Bei dem Sauwetter mag ich nirgends eine Pause machen.
Um 12:30 erreiche ich die Singi-Hütte. Beim Hüttenwart ist es schön warm. Ich erhalte ein Bett in einem Vierbett-Zimmer zusammen mit zwei Schweizern aus Bern. Heizen kann man in der Hütte angeblich nicht. Dabei kommen immer mehr Wanderer total durchnässt an. Der Trockenraum ist in der zweiten Hütte. Ein bisschen unpraktisch, denn wer mit seinen tockenen Sachen rübergeht, kann diese gleich dazu hängen. Ich bin über raschender Weise recht trocken. Die Schuhe sind etwas feucht, aber mein Rucksack hat dicht gehalten.
Auch wenn es kein Holz gibt, meine leere Gaskartusche kann ich ohne Probleme abgeben. Sie kommt in den Container und wird im nächsten Winter abgeholt. Die Hütte füllt sich und schliesslich finde ein Schwede Holz und heizt in seinem Zimmer ordentlich ein. Wohlige Wärme breitet sich in der Hütte aus. Mir gegenüber sitzt ein Mann, der mir irgendwie bekannt vorkommt. Als er nach Zigaretten fragt kommt mir die Erinnerung wieder. Wir sind uns letzes Jahr an der Brücke über dem Tjäktjajåkka begegnet. Wir wollten ins Čuhčavággi, aus dem die beiden Deutschen gerade kamen.
Singi Hütte
Lage: Kungsleden
Lat/Lon: 67°51'3" N, 18°18'57" E
Anzahl Betten: 26-50
Proviantverkauf: nein
STF Singi Fjällstuga (Betreiber: STF Svenska Turist Foreningen)
11.2023