Rund um Bivio im Parc Ela
Trekkingtour im Parc Ela in den Oberhalbsteiner- und Albula-Alpen

2. Tag: Lai Neir · Fallerfurgga · Stallerberg · Uf da Flüe · Fuorcla da la Valletta · Forcellina · Leg Curegia

Über vier Pässe zum Leg Curegia

Die Nacht war ruhig und ich habe tief und fest geschlafen. Gut ausgeruht beginne ich den Tag. Das Zelt ist trocken, obwohl der Platz noch nicht in der Sonne liegt. Erst gegen 9 Uhr, als ich losgehe, erreichen die ersten Sonnenstrahlen das kleine Plateau. Ich gehe an der Felswand entlang zum Fluss Ragn das Val Bercla. Vorbei an einem kleinen Versuchsfeld, welches mit einem Elektrozaun gesichert ist. Abgesteckte Quadrate erlauben die Auswertung, welche Pflanzen dort wachsen. Einige dieser Felder haben einen Windschutz. Es gibt keinen Hinweis, wer hier was erforscht. Von der Uferböschung des Flusses kann ich bis zur Walsersiedlung Arnoz sehen.

Diesmal quere ich den Fluss auf 2500m Höhe und stehe auch gleich wieder auf dem Wanderweg. Nach ein paar Metern bin ich wieder im Schatten und kann auch schon bis zum Pass Fallerfurgga (Fuorcla da Faller) auf 2837m Höhe sehen. Da muss ich also hoch. Furgga ist das Wort für Pass aus dem Walserdeutschen, während Fuorcla das rätoromanische Wort ist.

Ich erreiche die nächste Geländestufe und werde von einer älteren Dame überholt. Sie schaut mich etwas überrascht an, denn eben war ich ja noch nicht da. Dann erzählt sie mir, dass sie zurückläuft, weil sie ihr Handy weiter oben verloren hat. Während sie mit flinken Schritten den Anstieg erklimmt, halte ich langsameren Schrittes Ausschau. Mehrere Rinnsale bilden hier den Ragn da Val Bercla. Der Boden ist flach und feucht und es blüht und summt überall. Kaum ist die Ebene gequert, beginnt der Anstieg durch das Geröll. Die Wanderin kommt mir entgegen. Sie ist nicht fündig geworden und war bis zu der Stelle hoch, an der sie ein Foto gemacht hatte. Es ist kein Empfang hier oben, sonst könnte ich ja einfach mal anrufen. Sie gibt mir noch ihre Festnetznummer, falls ich mehr Glück habe. Langsam steige ich auf. An einer Stelle liegt noch zwischen größeren Felsen etwas Altschnee. Ansonsten lässt es sich gut gehen.

Die erste Geländekante ist erreicht und wie so oft geht es dahinter weiter nach oben. Fast oben auf der Passhöhe kommen mir zwei deutsche Wanderinnen entgegen. Wir sind unverkennbar, wenn wir den Mund aufmachen. Auch sie sind auf dem Walserweg unterwegs und gehen davon aus, dass ich es auch bin. Ob ich nach Juf wolle? Und als ich verneine, sind sie auch schon verschwunden. Ich sehe schon den obligatorischen Wegweiser auf dem Pass und bin endlich oben. "Fuorcla da Faller 2838 m" steht auf dem weißen Schild.

Das Gelände vor mir ist steinig und flach. Der Piz Forcellina, Piz Turba, Pi Piot und das Juferhorn erben sich vor mir. Die Berge dahinter sind in Wolken gehüllt. Richtung Piz Forcellina führt meine Route und davor ist bereits der Gipfel "Uf da Flüe" zu erkennen. Es ist halb zwölf und so beginne ich mit dem Abstieg um mir einen Platz mit Windschutz und Aussicht zu suchen. So in der Sonne lässt es sich aushalten. Eigentlich will ich nur eine kurze Pause machen. Ich beobachte das Wolkenband und kurz kann ich den Gipfel des Monte Disgrazia sehen. Als ich los will, kommt eine Wanderin den Berg hoch und so warte ich, um sie eine Engstelle passieren zu lassen. Dabei fällt mein Blick hinauf auf die Felswände des Piz Surparé neben mir. Da bewegt sich doch etwas. Endlich sehe ich Steinböcke. Die Wanderin zieht sofort ihr Fernglas aus der Tasche und setzt sich zu mir. Es ist eine Gruppe Weibchen. Gut zu erkennen an ihren kleinen Hörnern und am grauen Fell. Gämse haben dagegen eine weiß-schwarze Fellzeichnung am Kopf. Wir unterhalten uns noch eine Weile. Eigentlich viel zu lange, denn wir beide haben noch etwas vor. Sie will über das Val Bercla und Val Gronda nach Avers absteigen und mit dem Bus nach Juf. Ich dagegen noch über den Forcellinapass.

Ich steige weiter ab. Der steinige Weg geht in einen Wiesenweg über. An den Flüeseen sind einige Wanderer unterwegs. Um halb zwei erreiche ich den Pass Stallerberg. Hier kommt der Walserweg aus Juf im Averstal hoch. Das Tal ist eng und die Wände steil. Der Saumweg führt über den Pass nach Bivio. Für mich geht es gerade aus weiter. Der Pass Fuorcla da la Valletta ist angeschrieben und wird über den Gipfel "Uf da Flüe" erreicht. Nach dem Abstieg ist vor dem Aufstieg. Bis zum Gipfel sind es wieder 200 Höhenmeter, die ich hoch muss. Gemächlich steigt der Weg an. So langsam benötige ich Trinkwasser, aber es ist sehr trocken hier. Die Bäche sind versickert und das Gras vertrocknet. Noch immer ist es fast wolkenfrei und die Sonne wärmt kräftig. Es bleibt mir nichts anderes übrig als sparsam zu sein.

Um 15 Uhr erreiche ich den Gipfel "Uf da Flüe". Es gibt einen herrlichen Rundumblick. Ich erkenne den markanten roten Theaterturm am Julierpass und kann das Averstal entlang schauen. Eine kurze Pause und dann geht es steil rund 200 Höhenmeter hinab zum Fuorcla da la Valletta. Auch dieser Saumweg verbindet Bivio mit dem Averstal. Für mich geht es weiter hoch oben am Averstal entlang. Der Bergwanderweg entlang der Bergflanke ist etwas ausgesetzt, aber stellt kein Problem dar. Noch immer habe ich kein trinkbares Wasser gefunden. Dafür habe ich tolle Ausblicke auf den Piz Turba und den Piz Forcellina mit seinen Felswänden aus Grünschiefer. Wie ein grauer Wall türmen sie sich vor mir auf. Direkt unterhalb vom Pass Forcellina entspringt der Planjentbach aus einem kleinen See. Ich bin durstig und da ich das Wasser filter fülle ich meine Trinkflasche ab. Ich sitze im Schatten und mache eine Pause. Ich mag nicht mehr. Vor mir türmt sich eine Steilwand auf. Rund 50 Meter sind es noch bis zum Pass hoch.

Ich raffe mich auf und überwinde das Steilstück mit etwas kraxeln. Wie so häufig sieht es schlimmer aus, als es dann ist. Um 17:30 habe ich den Forcellina-Pass erreicht. Ich steige ab und verlasse auf 2640m Höhe den Bergwanderweg. Querfeldein erreiche ich so den etwas versteckten See Leg Curegia. Ein kräftig fließender Bach speist den See, auch wenn er die letzten Meter versickert. Kühe oder ihre Hinterlassenschaften sind keine zu sehen. Unweit des Baches finde ich eine erhöhte eben Stelle und baue das Zelt auf. Erst einmal Tee kochen und den Flüssigkeitshaushalt ausgleichen. Bevor die Sonne weg ist, lauf ich noch etwas herum. Ich kann bin zum Septimerpass und den Pass Lunghin schauen. Vom Zelt geht der Blick über den See zum Piz Grevasalvas. Während ich Cous-Cous mit Tomaten und Gemüse esse springen im See die Fische. Zum Nachtisch esse ich noch eine schwedische Blaubeersuppe.

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