Abstieg nach San Bernardino
Die Nacht war ruhig und trocken. Die Sonne liegt hinter Wolken und so ist es noch recht frisch als ich aufstehe. Wolken ziehen von Süden her auf. Ich frühstücke, packe ein und gehe zurück zum Wanderweg. Wenig später passiere ich den Lago di Bocchetta de Curciusa. Hier warnt am Wegweise des Passes Bocchetta de Curciusa ein altes Schild vorm Herdenhund im Val Curciusa. Die Wolken hängen tief über San Bernardino, aber noch habe ich freie Sicht und es ist trocken. Ich finde erst den Abstieg nicht, dabei wir dieser von einem großen Steinmännchen markiert.
Nach einem kurzen steilen Abstieg durch felsiges Gelände führt der Bergwanderweg an der Steilwand des Piz Motton entlang. Er ist schmal und lässt sich gut gehen. Langsam verliere ich Höhe. Am Canai di Motto geht es durch Gestrüpp steiler bergab, dann folgt der Weg der 2000er-Höhenlinie. Vor dem nächsten Steilstück schaue ich zurück. Kaum zu glauben, dass man an dieser Steilwand so einfach entlang gehen kann. Oben am Pass sind Wolken aufgezogen. Auf einem Felsen entdecke ich eine Gams. Sie beobachtet mich von ihrem felsigen Ausguck. Der Weg führt nun durch ein Waldstück. Ich quere einen schnell fließenden Bergbach und fülle meine Trinkflasche auf. Inzwischen scheint die Sonne. Ich quere einen Fluss mit breitem Geröllbett. Auf der anderen Seite schrecke ich eine Kreuzotter auf. Sie verschwindet schnell im Gestrüpp. Schließlich erreiche ich am Punkt 1779 den Rundwanderweg von San Bernardino.
Ich bleibe auf der Höhe und folge der Mountainbikeroute zum Flachmoor Pian Cales. Hier suche ich mir einen Felsen und mache in der Sonne Pause. Schnell ist der Kocher ausgepackt und das Wasser kocht. Kartoffelpüree mit Speck gibt es heute Mittag. Oben am Pass Bocchetta de Curciusa hängen die Wolken tief. Nach Norden kann ich den Einstieg ins Val Vignun sehen. Dort scheint die Sonne.
Aufstieg zur Alphütte Cassina da Vignun
Nach einer halben Stunde in der Sonne wandere ich weiter. An einer kleinen Hütte vorbei, erreiche ich wenig später den Wanderweg zur Cassina da Vignun. Er führt am südlichen Ufer des Ri de Fontanalba entlang. Dieser stürzt sich über mehrere Wasserfälle in einer engen Schlucht in die Tiefe. Es geht also wieder aufwärts. Ein älteres Paar kommt mir entgegen und wir kommen ins Gespräch. Sie wollen ebenfalls die letzten schönen Wandertage des Jahres nutzen und sind für ein paar Tage nach San Bernardino gekommen. Gestern sind sie ebenfalls vom Regen überrascht worden, als wie am Pass di Passit unterwegs waren.
Ich steige weiter auf und erreiche schließlich die Brücke über den Ri de Fontanalba. Von hier ist es nicht mehr weit bis zur Alphütte Cassina da Vignun (2115m). Ich erreiche sie um 15:30 Uhr. Sie ist bereits winterfest verschlossen. Von hier kann man auf der anderen Flussseite nach San Bernadino absteigen. Mich zieht es aber weiter bergan zum Pass Strec de Vignun.
Im Val Vignun
Beobachtet von einem Murmeltier quere ich die Ebene mit der Hütte und steige am Riale di Val Vignun auf. Der Bergwanderweg führt am Nordhang des Val Vignun entlang.
Vor mir taucht der Hügel Motta del Caslasc auf. Davor liegt das Flachmoor Pian Grand. Das Wetter wird langsam schlechter. Wolken ziehen das Tal hoch und es wird gleich ungemütlich. Große Steinmännchen weisen auch bei Nebel den Weg. Noch aber sind es Nebelschaden die sich mit Sonnenschein abwechseln. Ich passiere das Flachmoor auf dem Wanderweg gut 40 Meter über der ebenen Fläche. Das Gras sieht vertrocknet aus, auf der südlichen Seite ist ein kleiner See. Kurz vor dem Motta del Caslasc quere ich einen rauschenden Bach. Ich nutze die Gelegenheit und fülle meine Trinkbeutel auf. Es ist 16:30 Uhr und bis zum Pass ist es nicht mehr weit. Da auf dem Gelände der Alp Aurea Zelten verboten war, will ich mir im Val Vignun einen Platz für die Nacht suchen. Und so kommt es, dass ich wenig später, direkt nördlich des Motta del Caslasc, mein Zelt aufbaue. Vor mir eine weitere Ebene über die der Ri de Fontanalba mäandert. Das Tal wird weiter oben enger und so erscheint es mir als idealer Platz. Kaum habe ich die Luftmatratze aufgeblasen und den Schlafsack ausgepackt, höre ich Schritte. Ich stehe nur wenige Meter neben dem Weg, aber als ich aus dem Zelt schaue sehe ich niemanden. Ich beobachte die Wolkenschwaden durch das Tal ziehen. Die ziehen vor allem auf der anderen Seite des Hügels Motta del Caslasc entlang. Um 19 Uhr esse ich zu Abend. Spaghetti mit Tomatensauce. Nichts Besonderes, aber nach einem langen Wandertag esse ich recht gerne.