Bei mir gibt es keine mehrtägige Wandertour ohne selber hergestellte Trekking-Mahlzeiten. Langweiliges Outdooressen, das muss nicht sein. Im Frühjahr wird das Dörrgerät angeschmissen und die Vorfreude steigt mit jedem fertigen Dörrgut. Auch wenn ich Zwischenmahlzeiten fertig kaufe, schmecken mir die eigenen Gerichte am besten. Aber wie kommt man darauf das Essen selber zu machen, wenn es doch alles fertig zu kaufen gibt?
Wie alles begann - Übung macht den Meister
Rund sechs Wochen wollte ich durch Schwedisch-Lappland wandern, genauer gesagt durch den Sarek und das Padjelanta. Soweit der Plan. Ich wusste nicht, ob ich so lange wandern kann und auch nicht, wo genau ich lang gehen würde. Nachschub einkaufen, Sachen deponieren oder gar vorschicken war zudem auf der möglichen Route nur auf wenige Hütten beschränkt. Schnell stellte sich die Frage: Was soll ich essen? Und wie kriege ich das alles mit?
Während die Ausrüstung immer gleich wiegt, ist das Essen die varibale Grösse. Je mehr ich davon trage, je länger kann ich autark durch die Wildnis wandern. Es sollte also nahrhaft, abwechselungsreich und leicht sein. Ganz schön schwierige Anforderungen.
Gekaufte Trekking- bzw. Outdoornahrung
Gekaufte gefriergetrocknete Trekking- bzw. Outdoornahrung ist nahrhaft, schnell zubereitet und auf körperliche Ausdauerleistung ausgelegt. Die Alutüten, bei denen nur heißes Wasser zugegeben wird, sparen Brennstoff und sind vom Gewicht kaum zu unterbieten. Es gibt viele Hersteller und damit auch eine große Auswahl.
Nachteil ist der nicht zu unterschätzende Verpackungsmüll, unflexible Mengen, Zutaten die ich nicht mag und natürlich der Preis. Gemüse musste ich suchen und Fleisch ist gerne in pulverform enthalten. Ausserdem war mir im Vorjahr bei einer Hüttentour Pasta mit roter oder grüner Soße schon nach einigen Tagen zu langweilig.
Vom Experiment zum eigenen Trekkingessen
Eher zufällig stieß ich im Wanderbuch Trekking-Abenteuer in Nordskandinavien der Autorin Andrea Möhr-Michel auf ein Kapitel, wie sie ihr eigenes Trekkingessen herstellt. Durch Dörren wird das Wasser entzogen und die Nahrung wird gleichzeitig haltbarer. Ideal für eine so lange Wanderreise, bei der Trinkwasser kein Problem ist. Meine Neugierde war geweckt. Sollte dies des Rätsels Lösung sein, um mehr mitzunehmen und dabei weniger zu tragen?
Ich probierte die Trockenei-Herstellung im Backofen aus und war vom Ergebnis begeistert. Eigentlich musste ich gar nicht viel mehr machen, als den Backofen anzustellen. Aus drei Eiern erhielt ich 36g Eipulver und das daraus zubereitete Rührei konnte ich geschmacklich nicht vom Frischei unterscheiden.
Im November legte ich mir ein Dörrgerät zu und sammelte über die Wintermonate weitere Erfahrung. Versuche mit Gemüse gelangten mal mehr, mal weniger. Am Anfang schwebte mir vor, die gekauften Fertiggerichte einfach aufzupeppen und dadurch mehr Abwechslung zu bekommen. Vor allem fehlte mir in den Trekkinggerichten das Gemüse. Ich probierte herum und langsam wurden aus einzelnen Zutaten ganze Gerichte, welche mir auch zubereitet gut schmeckten. Im Frühjahr beschloss ich die Outdoor-Nahrung für meine lange Wanderung selber herzustellen.
Bis dahin war es jedoch ein mühsamer Weg. Im deutschsprachigen Raum gibt es einige Bücher über das Dörren, aber diese beschäftigen sich mit dem Obst und Gemüse aus dem eigenen Garten. Ich wollte jedoch das Essen trocknen um vor allem das Wasser und damit das Gewicht zu reduzieren. Die Haltbarkeit konnte für meinen Zweck auf wenige Wochen beschränkt sein.
Der Durchbruch gelang mit einigen spezialisierten Webseiten und dem schwedischen Buch Torka mat von Eric Tornblad, welches speziell das Dörren für Trekkingtouren behandelt.
Erfahrungen
Statt gekauften Trekkingmahlzeiten habe ich nun seit 10 Jahren überwiegend Eigenkreationen im Rucksack. Für die Zwischenmahlzeiten greife ich aber auch gerne auf Fertigsnacks zurück. Während meiner sechswöchigen Lappland-Tour konnte ich die schweren Zutaten wie Pasta, Reis, rote Linsen oder Kartoffelpüree unterwegs nachkaufen und die leichten wie Pastasaucen hatte ich bereits von Anfang an für die gesamte Trekkingtour dabei. Der Vorteil war die größtmögliche Unabhängigkeit, aber auch Abwechselung beim Essen. Vor allem kann ich alles so essen wie es mir schmeckt. Und auch die Mengen sind auf meine Bedürfnisse abgestimmen. Schlemmen ohne Schleppen wurde das Motto.
Meine Erfahrung ist rundum positiv. Die selbst hergestellten Outdoorgerichte sind auch nach Wochen geniessbar, schmecken gut und Heißhungerattacken blieben aus. Auf meinen mehrtägigen Trekkingtouren möchte ich seitdem nicht mehr auf meine gedörrten Mahlzeiten verzichten. Aus wenigen Rezepten ist inzwischen eine Sammlung geworden. Vielleicht kann ich andere Wanderer inspirieren sich ihre eigene Verpflegung nach ihren Bedürfnissen zusammen zustellen. Denn die beste Trekkingnahrung ist die, welche einem schmeckt.