Über die Schwedisch-Norwegische Grenze
Um 5:30 knallt die Sonne aufs Zelt, so dass ich es drinnen nicht mehr aushalte. Es geht mir deutlich besser und so frühstücke ich voller Tatendrang. Da ich mich für die original Route des Nordkalottledens über Pältsa entschlossen hatte, will ich von Süden ins Isladen hineinwandern und dort übernachten. Als ich um 7 Uhr loskomme zieht ein Wolkenband von Norwegen aus ins Tal. Während Moskángáisi und Juoksavátnjunni noch frei sind, kann ich die Seen in der Ebene nicht mehr sehen. Zudem wird nun für den Vormittag Regen vorhergesagt. Auch wenn ich heute nicht in oder an der Måskohytta übernachten will, entschliesse ich mich am nördlichen Seeufer entlang zu wandern und hoffe sie vor dem Regen zu erreichen.
Zurück auf dem Wanderweg ist die Schwedisch-Norwegische Grenze schnell erreicht. "Riksgränsen mot NORGE" verkündet ein gelbes Schild. Längsam steigt der Weg nun wieder ab zum Moskánjávri. Auf ungefähr 630 Meter Höhe will ich nach Westen abbiegen. Hier sollte ich auf einen Trampelpfad treffen, der mich zur Måskohytta führt. Soweit der Plan. Der Nebel wird dichter und den Moskánjávri kann ich weiterhin nicht sehen. Zwischen 50 und 100 Meter geht die Sicht zeitweise runter, dann sind es wieder meherere Hundert Meter die ich in den Nebelschwaden erahnen kann.
Im Nebel auf der Suche nach der Måskohytta
Das nördliche Ufer ist mit Feuchtgebieten und Flüssen durchzogen. Auf meiner 1:100.000er Karte ist jedoch ein Trampelpfad eingezeichnet, der, nach dem Passieren eines kleinen länglichen Sees, an der 620er Höhenlinien entlang führen soll. Nur wo fängt er an? Ich monitore die Höhe schliesslich mittels GPS und halte nach Steinmännchen oder Pfad Ausschau. Das Gelände wird flacher und als ich auf 630 bin gehe ich querfeldein. Die Landschaft um mich herum wird inzwischen vom Nebel verschluckt. Ohne GPS ist die Orientierung nicht möglich. Ich peile den kleinen namenlosen See nördlich vom P616 an und hoffe dort einen Pfad zu finden.
Gegen 8 Uhr erreiche ich den See, aber von einem Pfad sehe ich nichts. Inzwischen nieselt es leicht, mit Wind von vorne. Also weiter der Nase nach und die Richtung mittels GPS schön im Auge behalten. Nun folge ich der 620er Höhenlinie. Die Bäche lassen sich auf dieser Höhe gut queren. Nur der Fluß, welcher aus dem See Riehppejávri entspringt, erfordert etwas Zeit bis ich eine gute Stelle finde. Dann fängt es richtig an zu regnen und ich hole doch noch die Regensachen heraus. Eigentlich hatte ich gehofft es einigermassen trocken zur Hütte zukommen. Denn weit kann es bis zur Måskohytta nicht mehr sein. Und plötzlich taucht sie aus dem Nebel auf. Ich stapfe durch eine feuchte Wiese, inzwischen ist mir alles egal, durchnässt bin ich sowieso schon.
Regenpause und Gespräche in der Måskohytta
Als ich die Tür öffnen will, bekomme ich sie nicht auf. Es dauert etwas, bis ich bemerke, dass jemand sie von innen verriegelt hat. Zum Glück öffnet ein freundlicher Norweger und lässt mich ins Trockene. Er hat die Nacht in der Hütte verbracht und wartet ebenfalls, dass der Regen gegen Mittag aufhören soll. Nach dem Masterstudium verbringt er die Zeit bis zum ersten Job mit Reisen und die letzten Tage war er Wandern und Angeln. Zum Glück finden wir genügend Themen für eine angeregte Unterhaltung. So stellen wir erstaunt fest, dass in meiner Schwedischen Landkarte der neue und alte Weg zwischen Áslatjohka und Rostahytta verzeichnet ist, während in seiner Norwegischen nur der alte Verlauf eingezeichnet ist. Beide wurden 2017 gedruckt. Allerdings ist auf den Onlinekarten ut.no und norgeskart.no auch heute noch nur der alte Verlauf abgebildet. Wegweiser und das rote T verweisen aber auf die nordliche Route am Áslatvárri vorbei.
Gegen Mittag brät er im Vorraum seinen Fang und auch ich koche lieber mein Mittagessen in der Hütte als irgendwo draussen im Nassen. Eigentlich sollte das Wetter doch besser werden. Noch aber stürmt es draussen. Immer wieder raschelt es im Ofenrohr, aber wenn wir in den Ofen schauen, sehen wir nichts. Als erneut komische Geräusche aus dem Ofen kommen ertappen wir einen kleinen Vogel sitzend in der Asche. Nach einer Flugrunde durch die Hütte, schafft er es mit etwas Hilfe durch die Tür nach draussen. Plötzlich können wir durch das Fenster die Berge im Isdalen sehen.
Pläne sind zum Ändern da
Gegen 14 Uhr verlasse ich den fishing Hiker optimistisch. Noch immer ziehen Wolkenschwaden über die Ebene, aber es ist nicht nur der See, sondern auch das andere Ufer zusehen. Sogar den Wasserfall im Isdalen geben die Wolken hin und wieder frei. Es weht immer noch kräftig und Nieselregen liegt in der Luft. Ohne Regenjacke geht es also immer noch nicht. Ich folge einem zweispurigen Fahrweg, über den die Hütte versorgt wird. Er schlängelt sich durch die sumpfigen Flächen und am Fuße des Ádjávádu entlang. Den Weg verliere ich schon gleich im sumpfigen Gelände und die Regentropfen werden auch wieder größer.
Westlich des Ádjávádu treffe ich wieder auf den ausgetretenen Pfad der Nordkalottruta. Der Regen peitscht ins Gesicht und der Wasserfall im Isdalen ist wieder hinter einer Wolkenwand verschwunden. Ist es wirklich sinnvoll, für eine Nacht ins Isdalen zu wandern, wenn das Wetter so garstig ist? Als ich mich dem See 609 nähere bin ich schon wieder durchnässt und die Stimmung ist im Keller. Ich nutze die Gelegenheit und baue am Nordostufer mein Zelt auf. So in der Geborgenheit des Zeltes ist das Wetter gleich weniger schlimm. Zu meiner Überraschung zeigt das Garmin für heute 8 Kilometer an. Es sind also deutlich mehr als gefühlt geworden.
Moskanhytta Statskog
Lage: Nordkalottruta (auch bekannt als Moskahytta / Måskohytta)
Lat/Lon: 68°55'33" N, 20°11'6" E
Kategorie: Unbewirtete Hütte, unverschlossen
Anzahl Betten: 3
Betreiber: Statskog
Link: Moskanhytta
10.2024