Nordkalottruta
Auf der Nordkalottruta von Kilpisjärvi nach Abisko

13. Tag: Jierdni · Gaskkasvággi · Čoalbmoaivi · Strømskardet · Gaskashytta · Luotnajohka · Livatnet (Teil des Altevatnet)

Gaskkasvággi

Nach einer ruhigen Nacht östlich des Sattelplateaus Jierdni. Der Himmel ist bedeckt und sieht irgendwie nach Regen aus. Ich frühstücke, packe ein und beginne mit dem letzten Aufstieg auf den Pass. Rund 90 Höhenmeter sind es bis zum höchsten Punkt. Von dort geht es über ausgedehnte Schotterfelder nördlich des Čoalbmoaivi entlang. Ich quere den kleinen Bach vom Gaibagáisi und steigen zum Wanderweg herab. Mit jedem Höhenmeter nimmt das grün ab, bis ich schließlich nur noch Steine vor mir sehe.

Mit dem Erreichen des Blockfelds fängt es an zu nieseln. Der Wind kommt von hinten und so merke ich nicht viel davon. Als die Tropfen dicker werden und die dunkle Wolke mehr Regen verspricht wechsel ich an einem Felsen in die Regenkleidung. Die Steine sind mehrheitlich flach und liegen fest in der Erde. Es lässt sich also gut gehen. Das rote T weist den Weg über die Steinwüste und führt mich auf die südliche Talseite zum weiterhin steinigen Nordhang des Čoalbmoaivi. Die Regenwolke ist inzwischen verschwunden und so entledige ich mich wieder der Regenjacke.

Auf Höhe des Abflusses aus dem Jierdnejávri beginnt der Abstieg ins Gaskkasvággi. Nun vielleicht beginnt auch das Gaskkasvággi auch schon hier im Quellgebiet des Gaskkasjohka. Dieser wird aus den Seen Jierdnejávri und Gaskkasjávri gespeist und trägt auch den Namen Fiskløyselva. Genau lässt es sich der Beginn des Gaskkasvággi, durch welches ich bis zur Gasgashytta wandern werde, anhand der Karte nicht bestimmen.

Vom Fluss neben mir sehe ich in diesem Steinmeer nichts. Zu weit bin ich vom Ufer entfernt. In der Ferne sehe ich einen Wanderer, der mir entgegenkommt. Und auf der anderen Talseite steigt eine Gruppe mit Hund am Gaskkasjohka entlang ab. Dieser fließt in einer engen, felsigen Schlucht. Rund 3½ Kilometer bin ich über die Steine gewandert, nun nehmen sie langsam ab. Auf Höhe der Mündung beider Flüsse begegne ich dem einzelnen Wanderer. Der in Frankreich lebend Brasilianer ist ebenfalls schwer bepackt und auf dem Weg zum Nordkap. Auf Englisch tauschen wir uns aus über Zeltplätze, Bärenspuren und unwegsame Täler. Das Rätsel der Pferdeäpfel konnte ich lösen.

Die drei von der anderen Seite sind nun am Fiskløyselva angekommen. Dieser fließt in einer tiefen Schlucht, sodass ich den Grund mit dem Wasser nicht einsehen kann. Während sie nach einer Stelle zum Queren schauen wandere ich weiter den Hang entlang. Als ich mich nach einiger Zeit umdrehe, sind sie schon hinter mir. Ich nutze einen Sitzstein für eine längst fällige Esspause. Es sind drei Norweger, die zum Fischen waren. Sie haben am Gaskkasjávri übernachtet und waren auch auf dem Gaibagáisi, wo sie eine Steilwand herabgeschaut haben. Nun seien die großen Rucksäcke leer und deshalb seien sie so schnell entschuldigen sie sich. Nun, ich bin immer so langsam... Sie verabschieden sich und ich freue mich, nach der komischen Männergruppe gestern, diesmal einen freundlichen Austausch gehabt zu haben.

Die Drei und der Vierbeiner entfernen sich in Siebenmeilenstiefeln. Inzwischen geht es über Grasterrassen abwärts. Der düstere Himmel wird von ersten Sonnenlöchern durchbrochen. Westlich des Gaskkasnjunni entdecke ich eine idyllische gelegene Hütte. Kurz vor 12 Uhr kann ich die Mündung vom Nebenfluss aus dem Strømskardvatnan sehen. Das Gaskkasvággi ändern nun seine Richtung nach Süden und ich erblicke das erste Mal das Wasser des Gaskkasjohka. Dieser fließt über Kiesbänke und an seinem Ufer liegen Heideflächen unterbrochen von Flecken mit Weidebüschen.

Westlich das Čoalbmoaivi kann ich das erste Mal das Wasser des Altevatnet sehen. Die Sonne scheint und es wird Zeit auch die Regenhose wieder auszuziehen. An einem kleinen Wasserlauf lasse ich mich für eine recht frühe Mittagspause nieder. Es ist erst halb eins und die letzten Tage war ich immer spät dran. Nach Asia-Nudeln am Vortag gibt es heute wieder eine Tasse Kartoffelpüree. Die Sonne scheint inzwischen kräftig und von den dunklen Wolken ist nichts mehr zu sehen.

Am rechten Ufer des Gaskkasjohka erhebt sich die Steilwand des Gaskkasvárri. Die Nordkalottruta nähert sich langsam dem Fluss. Fjällbirkenwald beginnt und Sumpfflächen muss ich queren. Eine Frau mit großen Rucksack kommt mir entgegen. Moränen bieten wieder trockenen Grund. Der Gaskkasjohka hat sich nun in den Felsen eingegraben und fließt durch eine enge Schlucht. Auf der nächsten Anhöhe sehe das erste Mal die Gaskashytta. Über eine permanente Brücke wird der Gaskkasjohka kurz vor der Hütte gequert.

Die Türen an der Gaskashytta sind alle mit Vorhängeschloss verschlossen. Ein deutliches Zeichen, das niemand da ist. Ich setzte mich auf eine Holzbank und esse eine Scheibe Knäckebrot. Es ist 15 Uhr und es stellt sich die Frage bleiben oder weiter. Einen DNT-Schlüssel habe ich, so das die Schlösser kein Hindernis sind, aber irgendwie ist es mir noch zu früh. Es geht nach der Querung des Luotnajohka geht es durch Birkenwald am Hang unterhalb der Steilwand des Lifjellet (Luotnavárri) entlang. Der Weg nähert sich dem Ufer des Altevatnet, aber ob da einen Platz zum Zelten finde. Spätestens am Koievasselva sollte ich übernachten, um nicht zwischen den Häusern am Westufer des Altevatnet zu landen.

Ich entschließe mich für weiterwandern. Der Luotnajohka mit permanenter Brücke ist schnell erreicht. Da Wasser schwierig sein könnte, fülle ich meinen 2-Liter-Platypus auf und wandere nun 2 kg schwerer weiter. Es geht von der Brücke den Hang unterhalb des Lifjelltangen hinauf. Der Boden ist schräg und uneben. Den nächsten Kilometer geht es leicht aufwärts und der Birkenwald wird dichter. Von hinten ziehen wieder dunkle Wolken auf. Es ist schwül geworden. Der schmale Weg nähert sich nun dem Ufer des Livatnet. Dieser war früher ein eigenständiger See, wurde aber dem Bau der Staumauer zum Teil des der Altevatnet. Es geht am Hang auf und ab. Steine und sumpfige Stücke wechseln sich ab.

Mir kommen zwei Norweger entgegen, die zur Gaskashytta wollen und sich freuen, dass ich dort niemanden gesehen habe. Sie schauen ungläubig, dass ich nicht zur Altevasshytta will, sondern schon vorher das Zelt aufstellen möchte. Langsam wird es zu einem Wettrennen mit der dunklen Wolke. Das Garmin hat schon wieder kein Strom mehr und so weiß ich zwischen den Bäumen nicht, wo ich genau bin. Zwar komme ich dem See näher, aber das Gelände ist schräg und die Ebenen in der Regel sumpfig. Trinkwasser ist auch nicht vorhanden, da die wenigen Bäche trocken sind.

Als die ersten Regentropfen fallen, meine ich weiter unten in Ufernähe zum Livatnet eine ebene Fläche zu sehen. Ich überlege kurz und lasse mich vom Regen überzeugen. Leider ist es oberhalb der Uferkante alles andere als eben. Statt wieder nach oben zu kraxeln, will ich am Kiesstrand entlang gehen und von dort nach einem Platz Ausschau halten. Bevor ich die Kante herabsteige, verliere ich im weichen, moosbewachsenen Untergrund das Gleichgewicht und falle aufs Knie. Natürlich treffe ich den einzigen Stein...

Nachdem der Schmerz verzogen ist, klettere ich die Bewuchskante runter auf den Strand. Er besteht aus Sand mit großen Kieselsteinen. Er ist weich und mühsamer zu gehen als gedacht. Während ich den Kiesstrand entlang wandere scannen die Augen dabei das Ufer ab, ob es irgendwo einen geeigneten Platz gibt. Trocken ist es auch schon wieder. Nach 300 Metern finde ich auf Höhe der Steilwand des Luotnavárri am Rande einer Feuchtwiese einen Platz. Von der Uferkante durch ein paar Birken getrennt, reicht der Fleck für ein Zelt. Noch immer ist der Himmel über mir dunkel und als ich das Zelt aufbaue, kommt ein stürmischer Windstoß.

Immer wieder treffen Böen auf das Zelt in Ufernähe. Bis auf ein paar Regentropfen bleibe ich vom Regen verschont. Dafür zieht eine ganze Horde Mücken in das Vorzelt. Zum Abendessen gönne ich mir Spaghetti in Tomaten. Und da ich reichlich Wasser gebunkert hatte, gibt es auch noch einen Tee. Ich schreibe meine Notizen und schaue durch das geöffnete Vorzelt auf das Lichterspiel der Sonne auf den umgebenen Bergen. Um 21 verschwindet die Sonne hinter dem Kopparskardtinden und ich gehe ins Bett.

Karte
Profil

Gaskashytta DNT

GaskashyttaGaskashytta

Lage: Nordkalottruta

Lat/Lon: 68°39'31" N, 19°7'14" E Öffne in Norgeskart.no Öffne in Opentopomap.org

Kategorie: Unbewirtete Hütte (Ubetjent), DNT-Schlüssel

Anzahl Betten: 18

Betreiber: DNT Troms Turlag, DNT - Den Norske Turistforening

Link: DNT Gaskashytta

10.2024

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