Nordkalottruta
Auf der Nordkalottruta von Kilpisjärvi nach Abisko

11. Tag: Am Unna Jierttáš · Dividalen · Dividalshytta · Divielva · Anjavassdalen · Canyon Ánjajohka · Brücke Vuomajohka · Blåfjellet

Durch Dividalen und Anjavassdalen

Am Morgen stürmt es immer noch südlich des Unna Jierttáš, aber ich kann die umgebenden Berge und ins bewaldete Dividalen blicken. Das Zelt abbauen und einpacken ist im Sturm alleine nicht ganz einfach, aber nachdem ich einen Hering mit Abspannleine stecken lasse, gelingt mir das Abbauen. Beim Zusammenlegen muss der Rucksack zum Beschweren helfen. Schließlich bin ich um viertel nach neun fertig und kann mit dem Abstieg zur Dividalshytta beginnen. Diese liegt rund 300 Höhenmeter tiefer. Die ersten ⅔ geht es über das Kalfjäll. Ich passiere den Punkt 915 und kann von dort ins Anjavassdalen blicken und den Blåfjellet (Vuomavárri) ausmachen. Diesen hätte ich schon gestern erreichen wollen, aber nach der kurzen Etappe liege ich wieder deutlich hinter meinem Plan zurück.

Es geht ziemlich steil bergab und nach einer flacheren Zwischenstufe nähere ich mich über einen weiteren Steilhang der Baumgrenze. Über Erdwälle erreiche ich den Fjällbirkenwald. Der Pfad schlängelt sich um die Birken, rosa Weidenröschen leuchten dazwischen. Gegen 10:30 erreiche ich die Dividalshytta. Die Hütte steht auf einer Lichtung und ist rund 5 Kilometer vom Parkplatz entfernt. Damit ist zu einfach zu erreichen und hat deutlich mehr Besucher als die Dærtahytta. Heute sind die Hütten alle verschlossen und niemand ist (mehr) hier. Ich stelle den Rucksack auf einer Bank ab, Zeit fürs zweite Frühstück.

Für mich geht es jetzt weiter bergab zum Divielva. Auf einem Erdwall neben einen Flusslauf führt der Weg erst nach Norden. Ich befürchte schon, dass ich Richtung Frihetsli unterwegs bin, aber dann geht es doch nach Westen und bergab. Etwas grelles, oranges kommt mit entgegen. Es sind die Packsäcke eines Packpferds, welches von einem Mann mit Cowboyhut geführt wird. Das hatte ich nicht auf meine Bingokarte. Womit ich noch nicht rechne, die Pferdeäpfel werden mich bis Abisko begleiten.

Während an der Hütte noch Fjällbirkenwald vorherrscht und der Boden feucht ist, weichen die Birken unterhalb einer Felskante langsam einem alten Kiefernbestand. Die knorrigen Baumstämme wollen bewundert werden. Blaubeersträucher und Rentierflechten bedecken den Boden. Kurz vor dem Divielva wird es noch einmal richtig nass. Der Wanderweg führt über Granitfelsen und zwischen den Felsen ist es morastig. Die Felsen enden am Ufer des Divielva. Der Fluss fließt hier gemächlich über ein Kiesbett und das Wasser ist nicht sehr tief. Es ist kurz vor 12 Uhr und ich esse eine Kleinigkeit, dann folge ich den Trampelpfad, der am Ufer entlang führt. Hier herrschen wieder Birken vor. Zu meiner Überraschung gibt es sogar einige Bretterstege. Wegmarkierungen sind rar, aber der Wanderweg ist im hohen Gras deutlich sichtbar.

Ich passiere den Wegweiser zur ehemaligen Furt durch den Divielva. Noch immer ist auf der anderen Seite ein Weg eingezeichnet, allerdings reicht er nicht bis ganz hinunter zum Wasser. Ich wandere lieber den offiziellen Weg weiter zur Hängebrücke bei der Anjavasshytta. Auch diese scheint neueren Datums zu sein und etwas versetzt worden. An der Brücke sind vier Wanderer. Zwei sitzen und essen etwas und benutzen das Drahtseil der Brücke um Wäsche zu trocknen. Die anderen beiden scheinen Schweden zu sein. Man unterhält sich angeregt. Als ich meinen Rucksack absetze, um die Wanderstöcke zu befestigen, fragt mich einer der Schweden, ob es mir gut ginge und alles in Ordnung sei. Die Frage irritiert mich etwas. Sehe ich so schlecht aus?

Ich quere den Divielva über die Hängebrücke und steige über eine Treppe aus der Schlucht auf. Durch lichten Wald aus Birken und Kiefern geht es weiter den Hang hinauf bis ich an der Schlucht es Ánjajohka (Anjavasselva) ankomme. Dieser fließt tief im Canyon tosend über Stromschnellen und mehreren Wasserfällen Richtung Divielva. Mehrere Trampelpfade führen den Steilhang hinab. Da es dann gleich senkrecht runtergeht, verzichte ich auf einen besseren Blick und wandere weiter. Auch so erhalte ich tolle Einblicke in den tiefen Canyon. Insbesondere dort wo der Ánjajohka in einer scharfen 90°-Kurve die Richtung nach Norden ändert.

Es folgt eine Hochebene mit lichten Birkenwald. Vor mir liegt das breite Anjavassdalen mit Kies- und Sandterrassen. In der Ferne kann ich schon den Blåfjellet mit seiner Steilwand sehen, unterhalb der der Wanderweg entlang führt. Ich passiere eine Abzweigung und folge dem Wegweiser "Ny stig". Bis 2009 verlief die Nordkalottruta weiter oben im Gelände durch den Birkenwald, nun geht der neuere Weg hinab zum Anjavasselva und führt direkt an dessen Ufer entlang. Die Heidelandschaft ist hier recht nass. Und auch am Ufer des Anjavasselva gibt es recht nasse Bereiche, aber auch einige Holzstege über Feuchtwiesen. Der Fluss fließt hier oberhalb des Canyon über Felsen und große Steine. Und auch wenn es weiterhin bergan geht, ist die Steigung seicht und kaum spürbar. Der schmale Uferpfad ist an einigen Stellen sehr nass, aber lässt sich insgesamt gut gehen.

Langsam ziehen dunkle Regenwolken auf. An einem kleinen Bach mit Felsplatte direkt am Weg mache ich Mittagspause. Auch wenn ich eigentlich erst an der Brücke über den Vuomajohka Rast machen wollte, ziehe ich es vor im Trockenen den Kocher auszupacken und von der Uhrzeit passt es auch. Ein Norweger mit leichtem Gepäck kommt vorbei und, als ich schon fast fertig mit meinem Kartoffelpüree bin, vier jüngere Norweger. Ich werde gefragt wie weit ich will. Ob ich schon einmal da lang gegangen bin. Sie wollen noch an der Vuomahytta vorbei zum Fischen. Und als ich antworte, ich würde irgendwann das Zelt aufbauen erklärt mir der Anführer es gebe da nur Wald. Einem der Vier ist das Gespräch sichtbar peinlich. Zum Glück ist das Verhör beendet und der Rädelsführer stapft weiter, schweigend gefolgt von Nr. 2 und 3, während der Vierte mir god tur wünscht. Heute scheint mein Tag mit komischen Männergruppen zu sein.

Ich packe ein und wandere weiter. Hinter mir die dunkle Regenwolke, die langsam näher kommt. Ich passiere den Norweger, der nun etwas abseits des Weges ebenfalls Pause macht. Schließlich holt mich die Regenwolke ein und es fängt an zu nieseln. Ich ziehe Regenhose und -jacke an und wandere weiter. Der Wanderweg führt erhöht auf einer Terrasse oberhalb des Anjavasselva entlang. Ich erreiche die Mündung des Vuomajohka in den Anjavasselva. Von Ich passiere eine Feuerstelle und wenig später die Hängebrücke über den Vuomajohka. Kaum auf der anderen Seite angekommen, holt mich der Norweger wieder ein. Inzwischen regnet es richtig und ich stelle den Rucksack an der Feuerstelle mit Sitzbänken ab um nun auch Rucksack in den Packsack, welcher als Regenhülle dient, zu verstauen. Diesmal unterhalten wird uns etwas. Er ist zum Angeln hier und auf dem Rückweg zu seinem Camp. Auch sein Wetterbericht hatte trockenes Wetter versprochen. Ich nutze die Gelegenheit, um ihn nach Zeltmöglichkeiten zu fragen. Denn ab nun geht es wieder in den Birkenwald und ich schwanke zwischen hier bleiben und weiter wandern. Er zeigt mir auf der Karte einige Plätze, die allesamt nördlich des Blåfjellet liegen. Allerdings erzählt er auch, das es einige Möglichkeiten gibt. Er verabschiedet sich mit den Worten, dass ich das Camp und ihm und seinen Freunden noch passieren werde.

Die Uhr zeigt 16:30 und ich entschließe mich dem Regen zu trotzen und wandere weiter auf der Nordkalottrutadurch das Anjavassdalen. Alternativ hätte ich mich auch am Nordufer des Vuomajohka rund ein Kilometer durch den Birkenwald schlagen können um dann südlich des Blåfjellet über das Kalfjäll zur Vuomahytta zu gelangen. Anfänglich ist der Birkenwald noch recht licht. Ich schrecke ein Rentier auf. Zum Glück ist der Weg nach dem vielen Sonnentagen trocken. Allerdings sind auch die beiden Bäche trocken und führen kein Wasser. Und vom Anjavasselva ist nichts z u sehen. Der Regen nimmt zu und inzwischen würde ich gerne in mein trockenes Zelt flüchten. Hatten die vier Norweger doch recht? Nach rund 3 Kilometern erreiche ich Heideflächen, nur Trinkwasser fehlt. Ein Stückchen weiter, auf der nächsten Fläche, ist der Anjavasselva deutlich dichter. Moltebeeren versprechen einen nassen Untergrund, aber ich finde eine trockene, ebene Fläche und baue das Zelt auf.

Zum Fluss muss ich mich etwas durch Gestrüpp kämpfen, aber da ich drei Liter transportieren kann, muss ich dies nur einmal machen. Ich bin richtig nass geworden, aber nachdem ich in trockene Kleidung gewechselt bin, wird mir wieder wärmer. Im Schlafsack eingewickelt, trinke ich Tee und lausche den prasselnden Regentropfen.

Karte
Profil

Dividalshytta DNT

Dividalshytta Dividalshytta

Lage: Nordkalottruta, Øvre Dividal nasjonalpark

Lat/Lon: 68°40'32" N, 19°49'15" E Öffne in Norgeskart.no Öffne in Opentopomap.org

Kategorie: Unbewirtete Hütte (Ubetjent), DNT-Schlüssel

Anzahl Betten: 16

Betreiber: DNT Troms Turlag, DNT - Den Norske Turistforening

Link: DNT Dividalshytta

10.2024

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