Das schöne Wetter geht genauso dem Ende entgegen wir meine Wanderung. Wolken sind über dem Gohpasvággi aufgezogen. Ich freue mich, dass mein Zelt in der Sonne steht und ich es so trocken einpacken kann. Zum Frühstück gibt es Himmel und Erde (Kartoffelpüree und Apfelmus). Kurz vor neun Uhr ist alles ein letztes Mal eingepackt. Ich blicke noch einmal zurück zum Gohpasjohka, dann orientiere ich mich nach Nordosten.
Mein erstes Ziel ist der Pfad, der von der Lücke Lulip Čáhcenjoaski am Westhang des Slåttajåkka (Šloahtta) entlang führt. Zuerst folge ich der 960-Höhenlinie Richtung Lulip Čáhcenjoaski. Dann gilt es einige Blockfelder zu umschiffen. Immer wieder treffe ich auf kleine Pfade, die sich aber wieder auflösen. Als ich zur Lulip Čáhcenjoaski hinauf schauen kann, sehe ich ein Blockfeld. Vor lauter Steinen aber kein einziges Steinmännchen. Ich suche die Grünfläche unter mir ab. Als ich schon aufgeben, und einfach der Nase nach weiter gehen will, sehe ich einen Steinstapel auf einen großen Felsen. Ich quere ein trockenes Flussbett und stehe wenig später auf einen schmalen Trampelpfad. Das erste Ziel ist erreicht.
Ich habe einen tollen Blick das Gohpasvággi hinunter und kann die zweite Schutzhütte auf einem Hügel erkenne. Diese ist als Torfkote erbaut. Die gerade bewältigte Geländestufe hat der Gohpasjohka in einer engen Klamm überwunden, in die ich nun von meiner Position aus schauen kann. Weiter unten bei Björkliden gibt es am Gohpasjohka eines der längsten Höhlensysteme Schwedens. Die Kåppasjokkgrottorna kann mit einem Guide in einer Höhlentour besichtigt werden.
Der Pfad bringt mich bis auf die 900er-Höhenlinie hinab. Unterwegs verliere ich den Pfad zwischen Weiden und kleinen Blockfeldern kurzzeitig, aber schnell bringt mich ein Steinmännchen wieder auf den richtigen Pfad. Nach einer Stunde beginnt der Anstieg zum Pass zwischen Njullá und Slåttajåkka (Šloahtta). Als ich zurückblicke, entdecke ich ein Zelt, welches ich unbemerkt oberhalb des Hanges passiert hatte.
Auf der anderen Seite des Torneträsk kann ich noch einmal in Norwegen das Sørdalen und Ruovdoaivvit ausmachen, wo ich vor fünf Tagen entlang gewandert bin. Aus Björkliden kommt ein Weg hoch, der auch als Winterroute markiert ist. Die Stangen mit dem roten X sind von weiten zu sehen und mit jedem Höhenmeter bewege ich mich langsam aber stetig darauf zu. Die ersten Tageswanderer steigen aus dem Tal auf. Und als ich eine Trinkpause einlege, sehe ich die Gruppe, deren Lagerpass ich vorhin passiert hatte, inzwischen zur Lulip Čáhcenjoaski-Lücke aufsteigt.
Um 10:30 Uhr ist es geschafft und ich habe den ausgetretenen Weg aus Björkliden erreicht und damit auch den Sattel. Nach ein paar Metern sehe ich das Čuonjávággi (Lapporten) in seiner vollen Pracht. Als ich zum See P994 absteige, fängt es kurz an zu nieseln. Und auch im Nissonvággi geht gerade ein Regenschauer nieder. Ich beginne in Abstieg ins Abiskodalen. Wobei so richtig geht es noch nicht abwärts, sondern am Hang entlang zum Weg, der auf den Njullá führt. Dieser führt mich zur Bergstation des Sessellifts (Linbana), wo reges Treiben herrscht. Schon gestern habe ich beschlossen dort ins Cafe einzukehren und zu meinem Glück hat es auch offen. Einen Kakao und ein Stück Kuchen gibt es zur Feier des Tages.
Auf der windigen Terrasse halte ich es nicht lange aus und da es nach weiteren Nieselregen aussieht beginne ich mit dem Abstieg nach Abisko. Ich folge erst der offiziellen Route. Der schmale Weg ist steil und tief ausgewaschen und wirklich gut zugehen. Auf Höhe der Mittelstation verlasse ich den Rihtunjira naturstig. Schon bei meinem ersten Besuch in Abisko 2014 waren wir dort nördlich des Sessellifts entlang abgestiegen. Der Weg ist tatsächlich erst einmal besser. Mit der Zeit tun mir die Knie weh und ich verfluche mich, dass ich nicht den Lift nach unten genommen habe. Im Winter ist dieser Weg die Skipiste. Die Schneise ist damit breit, aber der Trampelpfad trotzdem schmal. Nachdem das steilste Stück hinter mir liegt, scheint auch wieder die Sonne.
An der Bergstation folge ich der Straße und lande so an der Brücke über den Abiskojåkka. Hier am Abisko Canyon ist reger Betrieb. Seit meinen letzten Besuch 2017 hat sich hier einiges geändert. Der Kungsleden beginnt nicht mehr am Parkplatz, sondern führt nun am Abiskojåkka (Ábeskoeatnu) unter Straße und Bahnlinie durch und mit Geländer gesichert an der Schlucht entlang. Das alte Holztor zum Kungsleden wurde durch ein modernes Portal ersetzt. Ein bisschen Wehmut zieht auf, als ich an bekannten Ortsnamen vorheriger Touren vorbeigehe.
Vor der STF Abisko Turiststation tobt der Bär. Ein Reisebus war zum Mittagessen hier und die Reisenden warten auf die Abfahrt. Draußen laufen die letzten Vorbereitungen für den Fjällräven Classic. Bei dem Trekking-Wettbewerb geht es ab morgen für 2000 Teilnehmer von Nikkaluokta nach Abisko. Eine Woche, in der man den Kungsleden hier oben meiden sollte.
In der STF Turiststation hat sich nicht viel verändert. Mein Zimmer bekommen ich erst ab 15 Uhr, also noch eine Stunde muss ich warten. Im kleinen Laden gibt es nun zwar Knäckebrot und Nudeln mit Gluten, aber die lecker belegten Brötchen sind aus. Mit einem Polarbröd und Orangensaft ausgestattet setze ich mich in einen Sessel und lade das Handy während ich esse.
Für die Nacht habe ich mir ein Zimmer im Hotel der Turiststation gegönnt. Frische Handtücher und eine eigene Toilette und Dusche auf dem Zimmer. Zudem feiere ich den Tourabschluß bei einem 3-Gängemenü im Restaurant. Etwas wo ich mich sehr drauf gefreut habe, aber was diesmal etwas enttäuschend war. Das Rentiermousse zur Vorspeise war nicht ganz mein Fall, die Tomatensuppe dagegen lecker. Als Hauptspeise gab es keinen arktischen Saibling, sondern Kabeljau, den ich auch zu Hause essen kann. Und zum Abschluss ein etwas überteuertes Dessert. Dieses Jahr gab es ein neues Bistro im Keller mit Pizza und Bürger und das wäre wohl die bessere Wahl gewesen.
Abisko Fjällstation STF
Lage: Kungsleden, Nordkalottleden
Lat/Lon: 68°21'31" N, 18°47'0" E
Anzahl Betten: 100
Proviantverkauf: ja
Betreiber: STF Svenska Turist Foreningen
Link: STF Abisko Turiststation
10.2024