Zelte für eine Wandertour gibt es in großer Auswahl und Preisklassen und es ist nicht so einfach sich für eines zu entscheiden. Das Zelt soll auf der einen Seite leicht sein und aber auch zuverlässig vor Wind und Regen schützen. Ultraleichtzelte zeichnen sich durch wenig Schnickschnack aus und haben möglichst wenig Gestänge und Heringe. In der Regel sind aus Ripstop-Nylon mit Silikon-/PU Beschichtung. Der Stoff dehnt sich bei Kälte aus und zieht sich bei Wärme zusammen.
Gerade auf meinen Trekkingtouren in Skandinavien muss ich mit richtig schlechten Wetter rechnen. Wenn draussen ein arktischer Sturm tobt und ich nur durch eine dünne Zeltplane von den Naturgewalten getrennt bin, bin ich mehr als froh, wenn die Nähte halten und der Stoff wirklich dicht ist. Es macht jedoch auch keinen Spass jeden Morgen in einer feuchten Höhle aufzuwachen, wenn eine schlechte Belüftung zu Kondenswasser führt.
Unterwegs mit dem Exped Spica II UL
Nach guten Erfahrungen bei einer Tasmanien-Wanderung mit dem Tunnelzelt Andromeda der Schweizer Firma Exped, entschied ich mich für meine Solotour für ein Trekking-Zelt des gleichen Herstellers.
Das Spica II UL ist ein 3-Saison-Tunnelzelt für bis zu zwei Personen, wobei es zu zweit schon sehr eng ist. Alleine ermöglicht die Größe jedoch den großen Rucksack mit ins Innenzelt zu nehmen. Mit 1,8 Kilogramm (inklusive 200g Footprint) ist es nicht eines der leichtesten Ultraleichtzelte, aber die Qualität und Durchdachtheit meines ersten Zeltes hatten mich überzeugt und ich wurde nicht enttäuscht.
Inzwischen habe ich das Spica II UL bei sieben Wanderungen in Südnorwegen, Nordschweden und der Schweiz für insgesamt siebzehn Wochen verwendet. Wie jedes Zelt hat es seine Vor- und Nachteile.
Es ist etwas anfällig für Seitenwind und sollte in Windrichtung aufgestellt werden. Bei Seitenwind oder stark wechselnden Winden ist durch den dann lauten Stoff kaum Schlaf zu finden. Am besten steht es mit dem Wind von hinten, dann kannt auch prasselnder Regen und Windböen meine Nachtruhe nicht stören. Zudem ist es ratsam bei Sturm die Heringe der vier seitlichen Abspannleinen mit einem Stein zu beschweren, so dass die Heringe durch die Vibration nicht heraus fliegen. Vorne habe ich eine weitere Leine angebracht, damit die Last nicht auf dem Reisverschluss liegt. Ausserdem ist es damit auch leichter das Zelt nachzuspannen.
Auch bei 24h Dauerregen, Hagel und sogar bei Schneefall hielt das Zelt dicht. Bei starken Schneefall sollte das Dach regelmäßig geräumt werden, damit die Dachlast nicht zu groß wird. Mit der Maßnahme bot es mir auch während eines überraschenden Wintereinbruchs mit mehreren Zentimetern nassen Neuschnee ein sicheres zu Hause. Die Stürme haben ihre Spuren hinterlassen und die Gestänge sind inzwischen verbogen. Dieses schränkt ihre Funktion jedoch nicht ein.
Der Abstand zwischen Innen- und Außenzelt ist großzügig bemessen, so dass sich auch bei Seitenwind beide Stoffbahnen nicht berühren. Im vorderen Bereich reichen die 1 Meter Innenhöhe damit ich aufrecht sitzen kann, nach hinten flacht es ab. Kondenswasser bildet sich selten, da das Außenzelt eher knapp gehalten ist und es so sehr gut durchlüftet wird. Bei Wind kann es aber auch zugig sein.
Das Vorzelt ist dreiecksförmig und sehr klein. Es reicht um die Schuhe zu deponieren. Kochen mit einem Gaskocher und auf dem Boden stehenden Brenner geht gerade so, allerdings kann ich das Zelt dann nicht verlassen. Benutzen zwei Personen das Zelt, können so noch nicht einmal die Rucksäcke trocken untergestellt werden. Etwas mehr Platz wäre hier schon schön.
Durch die temperaturabhängige Ausdehnung des Silikonstoffes sollten die Abspannleinen des Zeltes nach Sonnenuntergang nachjustiert werden. Morgens dagegen empfiehlt es sich diese wieder etwas zu entspannen, da durch das Schrumpfen bei Wärme die Nähte unnötig belastet werden.
Hat es in der Nacht geregnet, trockne ich das Zelt nach dem Aufstehen mit einem Tuch ab. Es trocknet so schneller im Wind und ich kann es trocken einpacken. Ein nasses Zelt wiegt deutlich mehr und sollte ich es im Regen aufbauen müssen, ziehe ich in eine feuchte Höhle ein.
Nach rund 120 Nächten wird es langsam Zeit für eine neue Behausung. Am letzten Tag meiner Sarek-Wanderung riss ein Gummiring, der das Aussenzelt mit dem Innenzelt verbindet. Das Gestänge ist durch starke Winde verbogen, der Reissverschluss im Innenzelt unterliegt seitlichen Zug und wird auch nicht mehr lange halten. Zudem hat das Fliegengitter ein Loch.
Unterwegs mit dem Exped Cetus II UL
Nachdem ich mit dem Spica II UL von Exped glücklich war, musste nach 6 Jahren ein Ersatz her. Das Model wird leider nicht mehr hergestellt und so fiel meine Wahl auf das Schwestermodell Cetus II UL. Im Grunde ist es wie das Spica nur mit einem grösseren Vorzelt und damit mit einem Bogen mehr. Es benötigt somit 80 Zentimeter mehr Platz und wiegt etwas mehr, aber dafür ist es möglich bei schlechten Wetter im Vorzelt zu sitzen und auch der nasse Kram hat genügend Platz.
Das Cetus wird genauso wie das Spica am besten in Windrichtung aufgestellt, wo bei es keine Rolle spielt ob der Wind von Vorne oder Hinten bläst, nur seitlich ist wie bei jeden Tunnelzelt schlecht. Sollte es schnell gehen verheddern sich gerne die Abspannleinen. Zudem hatte ich mehr als einmal, das die Stange beim Bogenspannen wieder etwas aus heraus rutschte und durch den Stangentunnel stach. Etwas, was ich beim Spica nie hatte, aber wovor mich der damalige Verkäufer bereits gewarnt hatte. Bis auf den Zeitverlust beim Aufbauen hat das kleine Loch aber keine negativen Auswirkungen. Denn passieren tut es immer bei Regen und Wind.
Der extra Vorraum kommt mir in regenreichen Gebieten sehr entgegen. Die Grösse ist ideal zum Kochen im Vorzelt und um nasse Sachen auszubreiten, der Rucksack hätte auch Platz. Und wickel ich nicht mehr die nasse Eingangstür in den Schlafsack, wie beim Spica. Die extra Zeltstange, Zeltheringe und Stoff führt zu einem Mehrgewicht von 305 Gramm gegenüber dem Spica. Insgesamt sind es 1,9 Kilogramm mit Zeltsack, Gestängebeutel und ohne Footprint.