Ein langer anstrengender Tag steht uns bevor. Bevor die Sonne den Schnee wieder zum schmelzen bringt wollen wir den Gletschersumpf hinter uns lassen. Abmarschzeit ist 5 Uhr und so stehen wir kurz nach vier auf. Wir gehen den Weg von gestern bis zum Col de Chermotane auf dem Glacier d'Otemma zurück. Von dort geht es weiter nach Osten. Wir steigen über den Glacier du Mont Collon auf. Der Mont Collon beherrscht die Landschaft für den Vormittag, denn eigentlich gehen wir einmal um ihn herum.
Zwischen Petit Mont Colon zur Rechten und L'Eveque zur Linken hindurch erreichen wir den Col de l'Eveque. Und damit Italien. Vorm anschliessenden Abstieg ist Zeit für eine verdiente Pause. Etwas trinken, Sonnebrille herausgesucht, einen Riegel einschieben und ein paar Fotos gemacht und schon geht es wieder weiter. Nach wenigen Metern sind wir zurück in der Schweiz.
Der Abstieg ist am Anfang steil und es gibt viele Spalten. Wir passieren die Stelle ohne Probleme und erreichen einen Felsen mit Wegmarkierungen. Zeit um Steigeisen und Seil wieder zu verstauen. Die Route führt über den Haute Glacier d'Arolla. Genauso wie der untere Teil des Glacier d'Otemma am Vortag ist das Eis blank und kann ungesichert von uns begangen werden.
Wir passieren Geräte eine mobilen Wetterstation und auch der Gletscher an sich scheint unter Beobachtung von Messgeräten zu stehen. Die Route führt auf der anderen Seite über das Geröll der Moräne. Auf dem Weg lässt es sich gut gehen, aber etwas daneben ist das Geröll lose.
Schliesslich haben wir wieder festen Boden unter den Füssen. An einigen grossen Felsen machen wir eine Pause. Es ist Zeit für die Sommerhose. Und nun steht der Anstieg hinauf zur Bertolhütte an. Erster Abschnitt ist der Aufstieg zur Plans de Bertol. Hier treffen wir auf die anderen Seilschaften, die den schönen Platz für eine Pause nutzen. Auch wir geniessen noch etwas Rasen bevor es wieder zu Schnee und Eis geht.
Der 600 Höhenmeter-Anstieg beginnt in Serpentinen als Bergwanderweg. Am Fluss entlang geht es stetig bergan. Die Sonne scheint und entsprechend schnell ist uns warm. Als wir das Schneefeld erreichen wird es Zeit für die Steigeisen. Nächstes Ziel ist ein grosser Felsen, der in der Mitte des Galcier de Bertol herausragt. Über ihn führt die Route als Mini-Klettersteig. Mein erster Klettersteig und das gleich mit Steigeisen nach einem langen Tag. Mein Puls schnellt hier auf 3100 Meter mit grossen Rucksack auf dem Rücken schon bei der ersten Leiter nach oben. Die nächste Leiter geht schon besser und ich kriege langsam Übung mit dem Einhaken zur Sicherung. Das war auch Sinn des Weges, denn aussen herum gehen ist schneller.
Oben angekommen blicken wir schon auf den sehr speziellen Zugang zur Bertolhütte. Da sie oben auf einem Felssporn wie ein Adlerhorst gebaut ist, wurden für den Zugang Leitern an den Felsen montiert. Über diese müssen wir nun aufsteigen. Der nächste Klettersteig und diesmal geht es steil die Felswand rauf. Da einige den Gruppen den Mini-Klettersteig umgangen sind und uns überholt haben, müssen wir nun warten. Die kleine Pause ist willkommen und Anschaungsunterricht gibt es auch gleich mit. Dann sind wir an der Reihe. Das letzte Schneefeld gilt es noch zu queren. Im steilen Gelände die Steigeisen abnehmen und sicher im Rucksack verstauen. Dann bin ich dran. Der Karabiner klickt am Sicherungsdraht ein und ich mühe mich langsam Stufe für Stufe die Leiter hoch. Der Tag war lang und auch wenn der Zugang gut ausgebaut ist, bin ich um die Sicherung recht froh. Und dann bin ich oben an der Hütte. Auf 3311 m werden wir heute übernachten.
Gerade aus geht es gleich wieder die Felswand runter. Die Leitern werden wir morgen absteigen. Ich biege links ab und stehe wieder im Stau, denn natürlich müssen die Schuhe aus gezogen, sowie Steigeisen und Wanderstöcke aufgehängt, werden. Dann stehen wir in der guten Stube. Wir bekommen ein Zimmer und stehen wenig später auf der kleinen Freifläche zwischen Hütte und Toilette um die tolle Aussicht zu bewundern. Trinkwasser wird mit dem Hubschrauber geliefert und entsprechend hoch sind die Preise. Verständlich. Die Hütte ist aufgrund seiner abenteuerlichen Lage einen Besuch wert.
Da es bereits um drei Uhr die Nacht für uns vorbei sein wird, gehen wir alle früh ins Bett. Alle Gruppen haben den selben Weg. Um 21 Uhr liegen wir alle in den Federn und ich kann nach der langen Tour trotz der Höhe auch richtig gut schlafen.